Sterntaler: Thriller (German Edition)
Medien, ehe Rebeccas Mutter informiert ist.«
»Überbringen wir ihr die Todesnachricht?«, fragte Peder.
Die Todesnachricht. Hieß das so, wenn man jemandem mitteilte, dass ein Mensch, der seit zwei Jahren vermisst gewesen war, tot aufgefunden wurde?, fragte Fredrika sich und kam zu dem Schluss, dass es wohl so sein musste. Denn auch wenn der Tod der einzig logische Schluss war, gab es keinen Grund, je die Hoffnung aufzugeben. Nicht wenn man denjenigen, der verschwunden war, wirklich liebte, nicht wenn man die Hoffnung so bitter benötigte. Wie viele Jahre müsste Saga vermisst sein, ehe Fredrika die Hoffnung aufgeben würde? Hundert? Tausend?
»Wir teilen ihr mit, dass ihre Tochter tot aufgefunden worden ist«, bestimmte Alex. »Ich werde das Gespräch selbst übernehmen, wenn wir mit dieser Besprechung fertig sind. Fredrika wird mich begleiten.«
»Ich hätte eine Frage, die ich gern mit ihr besprechen würde«, wandte Peder ein. »Also, mit der Mutter.«
»Es wird noch viele Gelegenheiten geben, mit ihr zu reden, Peder. Ich habe seit 2007 den Kontakt zu ihr gehalten und bin sicher, dass die Todesnachricht ihr letztendlich Seelenfrieden schenken wird. Sie hat immer geahnt, dass ihre Tochter tot ist, möchte es aber bekräftigt sehen. Und dann will sie natürlich wissen, was passiert ist.« Alex holte Luft. »Die exakte Todesursache ist schwer festzustellen, weil die Leiche so lange in der Erde gelegen hat. Es gibt nichts, was auf Schussverletzungen oder andere physische Traumata–Rippenbrüche oder Ähnliches– hinweist. Sie könnte erdrosselt worden sein, aber das ist nicht sicher.« Er schlug eine Aktenmappe auf und holte eine Reihe Fotografien heraus. »Allerdings konnte der Rechtsmediziner feststellen, dass sie zum Zeitpunkt ihres Todes schwanger war.«
Fredrika hob entsetzt den Kopf. »Wussten wir davon?«
»Nein, nicht in einem einzigen Verhör, das wir während der Ermittlungen geführt haben, ist das zur Sprache gekommen. Und wir haben damals mit buchstäblich jedem Menschen geredet, den Rebecca kannte, mit dem sie je auch nur telefoniert hat. Wir haben jeden einzelnen Kontakt ausfindig gemacht, den sie in ihrem Mailkonto hatte, aber nicht ein Einziger hat ausgesagt, dass sie schwanger war.«
»Also wusste es wahrscheinlich niemand«, sagte Fredrika.
»Es macht ganz den Eindruck«, stimmte Alex zu. »Und wir müssen uns fragen, warum. Warum erzählt ein junges Mädchen nicht, dass es im vierten Monat schwanger ist?«
»Im vierten Monat?«, echote Peder. »Und da hat man nichts gesehen?«
»Das hätten wir erfahren«, sagte Alex.
»Sie muss sich doch irgendjemandem anvertraut haben«, meinte Fredrika.
»Vielleicht dem Vater des Kindes?«, schlug Peder vor, »der sich über die Nachricht nicht allzu sehr freute und sie erschlug?«
»Und dann die Leiche zerstückelte«, sagte Alex. Er berührte die Fotografien. »Wenn jemand einen Menschen, den er ermordet, auch noch zerstückelt, dann tut er dies in der Regel aus zwei Gründen. Entweder er möchte die Identifizierung erschweren, oder er ist ein krankes, sadistisches Aas. Aber dann vergräbt man wahrscheinlich alles an einem Ort.«
»Vielleicht trifft ja auch beides gleichzeitig zu«, gab Fredrika zu bedenken.
Alex sah sie an.
»Das könnte sein. Und in dem Fall haben wir richtig Pech.«
»Wenn wir die Schwangerschaft in unsere Hypothese mit hineinnehmen, dann wird es persönlich«, sagte Peder.
»Unbedingt, und deshalb setzen wir genau da an«, sagte Alex. »Wer war der Vater des Kindes, und warum wusste niemand, dass sie es erwartete?«
»Wie sah es denn in der damaligen Ermittlung aus?«, fragte Fredrika. »Ist es euch gelungen, irgendwelche Verdächtigen einzukreisen?«
»Wir haben wie die Verrückten nach dem neuen Freund gesucht, von dem die Rede war, haben ihn aber nie ausfindig machen können. Das war von Anfang bis Ende eine seltsame Geschichte. Wir konnten nirgends eine Spur von ihm finden, weder in ihren Telefondaten noch in ihren E-Mails. Niemand kannte seinen Namen, aber mehrere behaupteten, von ihm gehört zu haben. Er schwebte wie ein unseliger Geist über der ganzen Ermittlung, aber wir konnten ihn nicht finden.«
Peder runzelte die Stirn. »Es gab auch eine Exfreundin.«
»Daniella.«
»Genau, aber warum hatte Rebecca Trolle jetzt plötzlich einen Freund?«
Alex sah müde aus. »Ich habe keine Ahnung. Ihre Mutter hat sie als eine Suchende beschrieben. Sie war mit mehreren Jungs zusammen, aber nur mit einem
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