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Sterntaucher

Sterntaucher

Titel: Sterntaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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’ne Freundin. Scheint ihn nicht gestört zu haben, er hat überhaupt nicht reagiert und hübsch weitergemacht, allerdings mit einem umwerfenden Charme, ja, das kann er. Ich glaube, Sachen, die ihm nicht geheuer sind, blendet er einfach aus.«
    »Wie Robin vielleicht.« Ina sah auf die beiden kümmerlichen Blumenkästen, die vor dem Pförtnerhäuschen standen. »Was hältst du davon: Robin wird von diesen Kerlen mißhandelt, und seine Mutter kommt hinzu, das ist Fakt, das haben wir recherchiert. Sie erkennt ihn an seiner Narbe und vielleicht, weil er in seiner verdammten Not nach ihr ruft. Später wird er Dorian davon erzählt haben, aber womöglich konnte er nicht wahrhaben, daß das wirklich seine Mutter war, ich meine, vielleicht hat er Dorian nur von dieser Frau erzählt. Gibt es das?«
    »Ich verstehe zu wenig davon«, sagte Nicole. »Ich hab nur mal gelesen, daß ein Trauma so sehr dem Bewußtsein entzogen werden kann, daß man steif und fest behauptet, es wäre niemals geschehen. Verdrängen, das ist so ein Modewort, aber wenn du es richtig machst, vergißt du vielleicht deine eigene Mutter.«
    »Aber das ist kein richtiges Vergessen, oder?«
    Nicole hob die Schultern. »Das ist alles so kompliziert da drinnen, ich meine, ich glaube jetzt nicht an diese Ödipus-Scheiße, aber wenn etwas schiefläuft zwischen den Menschen, gibt’s halt Spuren.«
    »Ödipus, das ist, wenn er mit der eigenen Mutter will? Also, das find ich ja nun bizarr.« Ina gähnte. »Diese Psychologen, die analysieren vielleicht nur sich selber und unterstellen ihren Dreck der ganzen Menschheit. Halt ich dich auf?«
    »Nein.«
    »Triffst du dich nicht mit – oh Mensch, man behält ja keine Namen bei dir.«
    »Ute.« Nicole lächelte. »Später.«
    »Was macht sie?«
    »Promoviert in Politologie.«
    »Ach du Schreck. Geht das?«
    Nicole nickte. »Ist ein ordentliches Studium.«
    »Nein, ich meine – also, ich kann ja nicht mit solchen. Toms Vorgänger, dieser Informatiker, hat mir gereicht.«
    »War der nicht die große Liebe?«
    »Weißt du was, wenn so einem nach drei Jahren einfällt, daß ich ihm eigentlich zu doof bin, dann hat es sich. Wo hast du sie kennengelernt?«
    »In der Sauna.«
    »Na, das war ja richtig.« Ina unterdrückte ein Kichern.
    »Wieso? Welche Vorstellungen hast du von der Sauna? Da guckt man sich höchstens mal in die Augen.«
    Ina prustete los. »In der Sauna guckst du einer in die Augen? Das kannst du später deinen – ehm, ja.«
    »Guckst du Männern gleich zwischen die Beine?«
    »Manchmal.« Ina öffnete die Tür und schob einen Fuß aufs Pflaster. »Aber ich war noch nie in der Sauna.«
    »Das merkt man.« Nicole sah sie schräg von unten an. »Was ist? Du hältst mich nicht auf, sagte ich das schon?«
    »Nicki, ich will dich was fragen.«
    »Tu’s einfach.«
    Ina ließ sich wieder in den Sitz fallen. »Ist ein bißchen kompliziert.«
    Nicole sagte nichts.
    »Man kann es auf zwei Arten fragen.«
    »Na, dann fang mal mit der ersten an.«
    »Hast du dich schon mal in einen Mann verliebt?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Nicht? So. Ja, dann frag ich mal andersrum.« Ina rieb sich die Nase. Nicole stellte den Motor ab.
    »Also, mal so: Wenn du dich in eine verknallst, hast du dann schon nach zehn Minuten Lust, mit ihr zu schlafen?«
    »Nein«, sagte Nicole.
    »Aha. Ja, bei mir ist das nämlich so, wenn ich mich in einen Kerl –«
    »Nach fünf Minuten«, sagte Nicole.
    »Immer?« Ina seufzte. »Ich meine doch nur, gibt es das bei euch, auch ohne daß man Lust hat auf so was?«
    »Ist mir noch nicht passiert.«
    »Aber theoretisch kann man sich –«
    »Theoretisch kann man alles. So, und bevor du noch länger herumstotterst –« Nicole sah sie ruhig an. »Du kriegst diese Frau Kammer nicht aus dem Kopf, ist es das?«
    »Mmh.«
    »Eine fünfzehn Jahre jüngere Frau als die, die du suchst.«
    »Ja, und ich weiß halt nicht, was das ist. Es hat überhaupt nichts mit Sex oder Erotik zu tun, ich meine, ich hab da mit Frauen kein Interesse, es ist nur – ich weiß nicht, ob das normal ist.«
    »Nein.« Nicoles Stimme war gleichmütig wie immer. »Für eine Ermittlerin ist das nicht normal. Du könntest dich verrennen, alles durch deinen Filter sehen. Sicher tust du’s schon.«
    »Ich hatte das schon mal. Mit fünfzehn, da war es auch eine Musikerin.«
    »Aber da warst du noch keine Ermittlerin.« Nicole strich mit einem Finger übers Steuer. »Hast du Mitleid mit ihr? Dann siehst du sie nur als Opfer, nicht auch als

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