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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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Frau und zerrte das Kind mit sich fort, ganz so, als hätte Rebecca die Pest.
    Oh ja, dachte sie, jetzt weiß ich, was Hunger ist! Da wird man dankbar für einen Kanten Brot und einen Krug Wasser.
    Mehr bekamen sie und Will tatsächlich auch zum Abendessen nicht, während sie mit ansehen mussten, wie die Ludditen sich an den Resten des Wildbrets und dem vielleicht ersten weißen Brot ihres Lebens gütlich taten.
    Job Cooper ließ immer wieder seinen Blick begierig an Rebecca auf und ab wandern. “Stimmt, Madam”, kommentierte er die Aussage des Kindes. “Gestern waren Sie eine feine Dame. Das sieht heute schon etwas anders aus, was? Na, mir sind Sie auch so schön genug.” Zu Will gewandt fuhr er fort: “Sie sind auch nicht mehr ganz so proper wie gestern, Mister.”
    Will nickte. “Stimmt. Ich frage mich, was ihr mit uns vorhabt. Ihr wollt uns doch bestimmt nicht für immer bei euch behalten. Ihr könntet uns gehen lassen, wenn wir versprechen, nicht zu verraten, wer und wo ihr seid. Unser beider Leben gegen die Kutsche, das wäre doch ein fairer Handel.”
    Cooper schüttelte den Kopf. “Kann ich nicht entscheiden. Wir müssen warten, was Henson, unser Mann aus Nottingham, sagt. Er regelt alles für uns. Sollte eigentlich morgen hier sein. Bis dahin müsst ihr warten.”
    Er warf einen solch gierigen Blick auf Rebecca, dass sie glaubte, das Blut gefriere ihr in den Adern.
    Will ballte in ohnmächtigem Zorn die Hände. Er wusste, dass sie in großer Gefahr schwebte, hoffte jedoch, Job Cooper werde es nicht wagen, sich an Beck oder ihm zu vergreifen, bevor ‘der Mann aus Nottingham’ über ihr Schicksal entschieden hatte.
    Tag um Tag verging, ohne dass der geheimnisvolle Anführer der Ludditen auftauchte. Am schlimmsten empfanden sowohl Rebecca als auch Will, dass sie zur Untätigkeit verdammt und einfach der Gnade dieser rohen Menschen ausgesetzt waren. Noch ließ man sie in Ruhe, doch das konnte sich jeden Augenblick ändern. Vor allem wurde Job Cooper in seiner unverhohlenen Bewunderung für Rebecca immer dreister.
    Währenddessen wuchs Will ein schwarzer Bart. Zu ihrer eigenen Verwunderung gefiel Rebecca diese Veränderung an ihm. Er erinnerte sie an die verwegenen Piraten, die sie von alten Gemälden kannte.
    Will begann, sich mit seltsamen Leibesübungen zu beschäftigen. In der Hütte füllte er den Strohsack ihres Lagers tagsüber mit Steinen auf und stemmte ihn hoch über seinen Kopf. Mit einem alten Stück Seil sprang er stundenlang umher. Das gesamte Lager versammelte sich, um ihm verständnislos zuzuschauen, als er unter einem Baum zu einem kräftigen Ast hochsprang und begann, akrobatische Tricks aufzuführen, die man sonst nur im Zirkus zu sehen bekam.
    Ab dem dritten Tag ihrer Gefangenschaft gestand man Rebecca und Will etwas reichlichere und bessere Kost zu. Ab und an lagen nun neben den üblichen Scheiben Schwarzbrot ein paar Stücke Wildbret auf dem Blechteller, einmal sogar einige frühe Pflaumen.
    “Ihr sollt ja nicht krank werden”, knurrte Job ungnädig. “Dann müssten wir euch am Ende noch pflegen.”
    Die Frauen gaben ihre Feindseligkeit gegenüber Rebecca langsam auf, als sie sahen, dass diese ‘feine Dame’ einen Streifen von ihrem Unterrock abriss, um einem Kind das zerschundene Knie zu verbinden.
    Abends streckten Rebecca und Will sich einträchtig nebeneinander auf dem harten Strohlager aus und plauderten miteinander, als verbände sie bereits seit Jahren eine enge Freundschaft. Begeistert lauschte sie, wenn er ganze Szenen aus Theaterstücken auswendig hersagen konnte, wobei er große Schauspieler wie Kemble trefflich nachahmte. Ihr Gemahl verschwieg ihr allerdings, dass er als ganz junger Mann einen Sommer lang mit einer Schauspielertruppe durch die Lande gezogen war.
    Jeden Abend kamen sie sich ein wenig näher. Als Rebecca ebenfalls ein vertrauliches ‘Du’ über die Lippen brachte, begann Will langsam Hoffnung zu schöpfen, hier draußen in der Wildnis, weit entfernt von allen gesellschaftlichen Formalitäten, könne ihm doch noch gelingen, was in London ausgeschlossen erschienen war: Beck wirklich und wahrhaftig zu seiner Frau zu machen.
    Und dann, eines Morgens, während Rebecca auf der Türschwelle saß und der Lumpenpuppe des kleinen Mädchens einen Arm wieder annähte, gab es im Lager plötzlichen Aufruhr.
    Der ‘Mann aus Nottingham’ war eingetroffen.

12. KAPITEL
    Will hatte sich zwar keine klare Vorstellung von dem Anführer der Ludditen gemacht, als er ihn

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