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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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habe. Und ich hatte keinerlei Ursache, anzunehmen, daß die Angaben des Jungen nicht stimmten.«
    »Welches Jungen?«
    »Einer der Ministranten. Ich habe Ihnen davon erzählt; erinnern Sie sich?«
    »Jawohl.«
    »Wenn bloß jemand meine Socken stopfen wollte«, sagte Lord Emsworth und glitt einen Augenblick lang vom Hauptthema ab. »Schauen Sie sich nur diese Löcher an. Worüber haben wir gerade gesprochen?«
    »Über die Angaben des Ministranten.«
    »Ach ja, richtig. Na ja, die ganze Angelegenheit war sehr merkwürdig. Ich bin zum See hinuntergegangen, weil ich die Jungen bitten wollte, nach Möglichkeit etwas weniger Lärm zu machen. Da kam mir plötzlich einer entgegengerannt und rief: ›Oh, Sir, bitte retten Sie Willie!‹«
    »Zweifellos eine seltsame Art, ein Gespräch zu beginnen.«
    »Er zeigte auf einen Gegenstand im Wasser, und ich reimte mir sofort zusammen, daß einer seiner Kameraden ins Wasser gefallen sein müsse und am Ertrinken sei. Daher sprang ich hinein.«
    Lord Ickenham war sehr beeindruckt.
    »Sehr anständig von Ihnen. Viele Männer, die unter diesen kleinen Gaunern schon so zu leiden hatten wie Sie, wären einfach am Ufer gestanden und hätten gegrinst. War der Junge wenigstens dankbar?«
    »Ich kann meine Schuhe nicht finden. Ach ja, hier sind sie. Was sagten Sie eben?«
    »Ob der Junge sich bei Ihnen bedankt hat?«
    »Welcher Junge?«
    »Na der, dessen Leben Sie gerettet hatten.«
    »Ach ja, das wollte ich Ihnen gerade erklären. Es war kein Junge. Es war ein Stück Holz, das auf dem Wasser dahintrieb. Ich schwamm hin und brüllte ihm Mut zu und war natürlich sehr verärgert, als ich entdeckte, daß mein ganzes Bemühen umsonst gewesen war. Und wissen Sie, was ich glaube, Ickenham? Ich hege den starken Verdacht, daß es sich nicht um einen Irrtum dieses Jungen handelte. Ich bin überzeugt davon, daß er genau wußte, daß dieser Gegenstand im Wasser nicht einer seiner Spielkameraden war, und daß er mich absichtlich täuschte. Ich bin ganz sicher, und ich werde Ihnen auch gleich sagen, warum. Als ich hinkam, waren mehrere Jungen bei ihm; und alle lachten.«
    Lord Ickenham konnte sich das sehr gut vorstellen. Sie würden vermutlich immer noch lachen, wenn sie ihren Enkelkindern diese Geschichte erzählten.
    »Ich fragte sie, warum sie lachten; und sie sagten, daß es um eine komische Geschichte ginge, die sich am Vortag zugetragen hatte. Ich konnte das eigentlich nicht ganz glauben.«
    »Verstehe ich.«
    »Ich fühle mich sehr beschämt über diese Angelegenheit.«
    »Das erstaunt mich gar nicht.«
    »Soll ich mich bei Constance beklagen?«
    »Ich würde etwas Geistvolleres tun, als das.«
    »Aber was?«
    »Darüber muß man natürlich nachdenken? Ich werde mich dieser Sache ernsthaft annehmen, und sobald mir etwas Gutes einfällt, werde ich es Ihnen berichten. Sie mit einem Maschinengewehr abzuknallen, wäre vielleicht nicht die richtige Maßnahme?«
    »Eh? Nein. Ich weiß nicht, ob das sehr ratsam wäre.«
    »Könnte Aufsehen erregen, meinen Sie?« sagte Lord Ickenham.
    »Vielleicht haben Sie recht. Aber warten Sie nur. Mir wird schon etwas anderes einfallen.«
     
    Wenn ein Gast auf dem Landsitz erfährt, daß sein Gastgeber, an dessen geistiger Gesundheit er schon seit langem gezweifelt hat, plötzlich mit sämtlichen Kleidern am Leib in einen See gesprungen ist, dann muß er sich einfach Sorgen machen. Er schüttelt seinen Kopf. Er spitzt seine Lippen und zieht die Augenbrauen hoch. So reagierte der Duke of Dunstable auf die Nachricht von Lord Emsworths Erlebnis.
    Er hatte die Geschichte vom Enkel des letzteren erfahren. George war ein Junge mit gelblich-braunem Haar und vielen Sommersprossen. Zwischen ihm und dem Duke hatte sich eine jener seltsamen Freundschaften entwickelt, die manchmal unter den verschiedenartigsten Menschen entsteht. George war vermutlich das einzige Menschenkind in der Gegend, dem es Spaß machte, sich mit dem Duke of Dunstable zu unterhalten. Hätte man ihn gefragt, was ihn an dem anderen so fasziniert, so hätte er vermutlich geantwortet, daß es die Art war, wie er beim Sprechen seinen Schnurrbart nach oben blies. Das war ein Schauspiel, das ihn nie ermüden konnte.
    »Hallo«, sagte er, als er auf die Terrasse kam, auf der der Duke saß. »Haben Sie das Neueste schon gehört?«
    Der Duke, der gerade darüber nachgegrübelt hatte, warum man denn in diesem verdammten Haus kein richtig weichgekochtes Ei bekommen konnte, fuhr aus seinen Gedanken hoch. Er sprach

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