Stets zu Diensten
schreien. Ich bin sehr aufgebracht über diese ganze Angelegenheit. Das Schwein legt sich auf sein Hirn, obwohl er nie sehr viel davon gehabt hat. Erinnerst du dich, als er mir erzählte, er wolle es zum Pferderennen anmelden?«
»Ich habe mit ihm darüber gesprochen. Er sagte, er würde es nicht tun.«
»Und ich sage, daß er es getan hat! Aber das spielt jetzt keine Rolle. Tatsache ist, daß er nicht alle Tassen im Schrank hat; und ich mache das Schwein dafür verantwortlich. Das ist die Wurzel für seine geistige Umnachtung.«
»Clarence ist nicht geistig umnachtet.«
»So! Ist er nicht? Das glaubst du vielleicht. Und was heute morgen passiert ist? Kennst du den See?«
»Natürlich kenne ich den See.«
»Dort ist er spazieren gegangen.«
»Warum sollte er nicht am See spazieren gehen?«
»Ich sage nicht, daß er nicht am See spazieren gehen soll. Das kann er tun, bis er schwarz wird. Aber wenn er mit seinen ganzen Kleidern am Leib hineinspringt, dann stimmt einen das etwas nachdenklich.«
»Was?«
»Das hat er heute morgen getan, wie mir Klein-George mitteilte.«
»Mit seinen Kleidern?«
»In seiner ganzen Ausstattung.«
»Also, wirklich!«
»Ich weiß gar nicht, was dich daran so erstaunt. Ich war gar nicht erstaunt. Ich war zwar traurig, aber nicht erstaunt. So etwas hatte ich mir schon seit langer Zeit erwartet. Das ist eine typische Handlung für einen Mann, dessen Geist durch den ständigen Umgang mit einem Schwein getrübt worden ist. Und deshalb sage ich dir: Das Schwein muß weg! Wenn wir es fortschaffen, kann noch alles gut werden. Ich will nicht sagen, daß Emsworth dadurch noch geistig gesunden kann. Man darf sich schließlich keine Wunder erwarten. Aber ich bin überzeugt davon, daß man eine merkliche Verbesserung sehen würde, wenn ihn dieses Schwein nicht immer durcheinander brächte. Er wäre insgesamt etwas gescheiter und weniger dumm. So sag’ doch schon etwas, Frau. Sitz’ nicht nur herum. Handeln! Hier heißt es handeln!«
»Und wie?«
»Steck’ jemand ein bißchen Geld zu, damit er dieses grauslige Tier irgendwohin schmuggelt und aus Emsworths Einflußbereich nimm:.«
»Mein lieber Alaric!«
»Das ist die einzige Möglichkeit. Verkaufen wird er das Vieh nie. Ich habe ihn nicht nur einmal, sondern schon zehnmal gefragt. ›Ich zahle dir fünfhundert Pfund in bar für diese schnaufende Fettmasse‹, sagte ich zu ihm. ›Sag ja,‹ sagte ich, ›und ich lasse dieses aufrührerische Ding sofort zu mir nach Wiltshire verfrachten, wobei die Transportkosten zu meinen Lasten gehen‹! Er weigerte sich und war auch noch sehr beleidigt über dieses Angebot. Der Mann ist wirklich besessen.«
»Aber du hältst doch keine Schweine!«
»Das weiß ich, auf jeden Fall nicht so ein dummes Vieh. Trotzdem würde ich dafür fünfhundert Pfund zahlen.«
»Nur, um Clarence einen Gefallen zu erweisen?« sagte sie erstaunt. Sie hätte ihrem Gast niemals so viel Nächstenliebe zugetraut.
»Natürlich nicht«, sagte der Duke und war beleidigt, daß man ihn zu derartigen Beweggründen fähig sah. »Ich kann damit ein hübsches Sümmchen Geld verdienen. Ich kenne jemand, der mir für dieses Tier zweitausend Pfund bezahlen würde.«
»Du liebe Güte! Wer denn … Oh, Clarence!«
Lord Emsworth kam plötzlich in das Zimmer hereingestürzt und schien höchst aufgeregt zu sein. Seine sonst sanften Augen funkelten durch den Kneifer, und er zitterte wie eine Stimmgabel.
»Connie«, schrie er. »Mit diesen Teufelsbuben muß unbedingt etwas geschehen.«
Lady Constance seufzte ergeben. Das war wieder einer ihrer anstrengenden Vormittage.
»Mit welchen Buben? Meinst du die Ministranten?«
»Eh? Jawohl, genau die meine ich. Man hätte sie nie hier hereinlassen dürfen. Weißt du, was einer eben gemacht hat? Er lehnte sich über das Geländer vom Stall der Kaiserin und ließ an einer Schnur vor ihrer Nase eine Kartoffel hin und her tanzen. Jedesmal, wenn sie danach schnappen wollte, zog er sie fort. Das könnte ihr für mehrere Tage vollkommen die Verdauung ruinieren. Du mußt etwas unternehmen, Constance. Der Junge muß streng bestraft werden.«
»Oh, Clarence!«
»Ich bestehe darauf. Das soll ihm eine Lehre sein.«
»Um zu einem anderen Thema zu kommen«, sagte der Duke. »Verkaufst du mir dein stinkendes Schwein? Ich zahle dir sechshundert Pfund dafür.«
Lord Emsworth starrte ihn aufgeregt an. Seine Augen blitzten wütend hinter dem Kneifer. Nicht einmal George Cyril Wellbeloved hätte in diesem
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