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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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gelebt hat. In diesem Falle würde sein Blick in die Ferne schweifen, und er würde vor Schmerz stöhnen. Seine junge Frau fiel nämlich in den Amazonas.«
    »Schön dumm.«
    »Und wurde von einem Krokodil gefressen.«
    »Was hat sich denn dieses Rindvieh anderes erwartet? Connie«, sagte der Duke und schwenkte von diesem Thema ab, das ihn von Anfang nicht gefesselt hatte. »Hör auf, dir den Bauch voll zu stopfen und komm mit. Der kleine George möchte mit seiner Kamera einige Bilder von uns machen. Er ist mit Archibald auf der Wiese. Kennen Sie meinen Neffen Archibald?«
    »Noch nicht«, sagte Lord Ickenham. »Ich freue mich riesig, seine Bekanntschaft zu machen.«
    »W-a-s?« sagte der Duke ungläubig.
    »Ein Neffe von Ihnen! «
    »Aha! Ich verstehe, was Sie meinen. Aber darauf können Sie sich nicht verlassen. Er ist nämlich ganz anders als ich. Er ist dumm.«
    »Wirklich?«
    »Weniger Hirn als Connie, dabei hat er für seine Dummheit keine Ausrede, weil er keine Frau ist. Connie hofft, daß er diese Mistbiene heiratet, obwohl ich nicht begreifen kann, was ein Mädchen an so einem Nichtsnutz findet. Er ist Künstler. Malt Bilder. Und sie wissen doch, was Künstler sind. Wo ist denn diese Maus, Connie? George möchte sie auch auf dem Bild haben.«
    »Sie ist zum See gegangen.«
    »Na schön. Wenn sie glaubt, daß ich sie dort hole, dann irrt sie sich«, sagte der Duke galant. »Dann muß George eben ohne sie kommen.«
     
    Auf einem Hügel, der einen herrlichen Ausblick auf den See bot, stand ein kleiner, imitierter, griechischer Tempel, den Lord Emsworths Großvater zu einer Zeit hatte bauen lassen, in der Grundbesitzer auf ihren Besitzen diese kleinen, imitierten, griechischen Tempel liebten. Vor dem Tempel stand eine Marmorbank. Auf dieser Bank saß Myra Schoonmaker und starrte auf die sich unter ihr im Wasser tummelnden Ministranten-Jungen, ohne sie jedoch wahrzunehmen. Ihre Laune war nicht die beste. Sie hatte dieselbe gerunzelte Stirn und zusammengekniffene Lippen wie vor drei Tagen, als sie Lord Emsworth zum Stall der Kaiserin begleitet hatte.
    Schritte auf dem Marmorboden schreckten sie aus ihren Träumen hoch. Sie drehte sich um und sah einen großen, kultiviert aussehenden Mann mit grauem Haar und kessem Schnurrbart vor sich, der sie zärtlich anlächelte.
    »Hallo! Meine kleine Myra«, sagte er.
    Er sprach, als ob sie gute Freunde wären, aber sie konnte sich nicht erinnern, ihn je zuvor gesehen zu haben.
    »Wer sind Sie?« fragte sie. Die Frage wirkte sehr hart, und sie wünschte, ihre Stimme hätte etwas höflicher geklungen.
    Seine Augen blickten plötzlich vorwurfsvoll.
    »Das hast du nie gesagt, wenn ich dir den Rücken abseifte. ›Niemand seift mich schön ab wie du, Onkel Fred‹, sagtest du immer, wobei du Recht hattest. Ich kannte den Trick.«
    Die Jahre fielen von Myra ab, und plötzlich war sie wieder ein Kind in der Badewanne.
    »So etwas!« sagte sie und kreischte vor freudiger Erregung.
    »Jetzt scheinst du dich zu erinnern.«
    »Onkel Fred! Dich nach all diesen Jahren wiederzusehen. Eigentlich sollte ich ja jetzt Mr. Twistleton zu dir sagen.«
    »Das wäre ein schwerer gesellschaftlicher Fehler, wenn du das tätest. Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, ist es mit mir immer bergauf gegangen. Durch harte Arbeit und Eifer habe ich mich Schritt für Schritt auf der Erfolgsleiter zu schwindelnden Höhen hinaufgeturnt. Vielleicht hast du gehört, daß heute im Schloß ein Lord Ickenham erwartet wurde. Dieser Lord Ickenham, um den so viel Aufsehens gemacht worden ist, bin ich. Und zwar nicht so ein lumpiger Baron oder Viscount, sondern ein gegürteter Earl mit Papieren, die das beweisen.«
    »So wie Lord Emsworth?«
    »Ja, nur intelligenter.«
    »Ich kann mich jetzt erinnern, daß Vater einmal sagte, du wärest ein berühmter Mann geworden.«
    »Damit hat er in keiner Weise übertrieben. Wie geht es ihm denn?«
    »Danke, gut.«
    »Mit viel Zaster?«
    »O ja.«
    »Mehr als du, mein Kind. Ich habe dich hier beobachtet, wie du auf der Bank saßt. Du erinnertest mich an einen Eremiten. Hast du gerade an Bill Bailey gedacht?«
    Myra fuhr hoch.
    »Kennst du …?«
    »Bill Bailey? Natürlich kenne ich ihn. Er ist ein Freund meines Neffen Pongo und für meine Begriffe der beste Hilfsgeistliche, der je eine Predigt gehalten hat.«
    Der Ausdruck von Begeisterung, der auf Myras Gesicht dank dieser schönen Erinnerungen entstanden war, verschwand, und sie wirkte so hochmütig wie eine Prinzessin,

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