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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Augenblick mehr Abscheu vor einem Duke haben können.
    »Ich verkaufe es nicht, und das habe ich dir schon zehnmal gesagt. Um nichts auf der Welt würde ich die Kaiserin fortgeben.«
    »Sechshundert Pfund! Das ist doch ein schönes Angebot!«
    »Ich brauche keine sechshundert Pfund. Ich habe selbst Geld genug.«
    »Clarence«, sagte Lady Constance und wechselte neuerdings das Thema. »Stimmt es, daß du heute morgen mit sämtlichen Kleidern am Leib in den See gesprungen bist?«
    »Eh? Was? Ja, natürlich. Ich hatte keine Zeit, mich auszuziehen. Aber es war nur ein Stück Holz.«
    »Was war nur ein Stück Holz?«
    »Der Junge.«
    »Welcher Junge?«
    »Das Holz. Aber ich habe keine Zeit mehr, um hier zu schwätzen«, sagte Lord Emsworth ungeduldig und eilte hinaus, wobei er sich an der Türschwelle noch einmal umdrehte, um Lady Constance daran zu erinnern, daß sie etwas unternehmen müsse.
    Der Duke blies seinen Schnurrbart in die Höhe.
    »Siehst du? Was habe ich dir gesagt? Völlig beklopft. Hat das Vertrottelungs-Stadium schon erreicht und kann jeden Moment gefährlich werden. Aber ich hatte vorhin von dem Kerl gesprochen, der mir für die Sau zweitausend Pfund bezahlen will. Ich hatte ihn vor vielen Jahren in London kennengelernt, als ich noch ein junger Mann war. Damals hieß er Pyke. ›Stinker-Pyke‹ nannten wir ihn. Dann wurde er aber durch den Vertrieb von Zeitungen und Illustrierten sehr erfolgreich und wurde zum Pair befördert. Heute nennt er sich Lord Tilbury. Du kennst ihn. Er sagt, er sei einmal hier gewesen.«
    »Ja. Er war einmal kurz auf Besuch da. Mein Bruder Galahad kannte ihn. Miss Briggs war seine Sekretärin, bevor sie zu uns kam.«
    »Miss Briggs interessiert mich nicht; zum Teufel mit ihr samt ihrer Brille.«
    »Ich habe es ja auch nur erwähnt.«
    »Dann erwähne es aber bitte nicht noch ein zweites Mal. Ich weiß jetzt nicht mehr, was ich sagen wollte. Ach ja. Ich begegnete neulich ganz zufällig im Club dem ›Stinker‹; wir unterhielten uns, und ich sagte ihm, daß ich nach Blandings fahren würde. Dabei kamen wir auf das Schwein zu sprechen. Er züchtet anscheinend in Buckinghamshire Schweine; so etwas Dummes sieht ihm ja auch ähnlich. Und dieses grausige Tier von Emsworth hatte er auf Anhieb ins Herz geschlossen. Er sagte, daß er mir zweitausend Pfund zahlen würde, wenn er die Sau in seinen Schweine-Harem aufnehmen könnte.«
    »Äußerst ungewöhnlich.«
    »Die Chance meines Lebens.«
    »Clarence muß zur Vernunft gebracht werden.«
    »Wem soll das aber gelingen? Mir nicht. Du hast es doch eben gehört. Und man kann das Vieh nicht einfach stehlen. An diesem verfluchten Ort gibt es ja keinerlei Zusammenarbeit. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch einmal hierher kommen werde. Du wirst mich zwar vermissen, aber da kann man eben nichts machen. Deine eigene Schuld. Ich gehe jetzt spazieren«, sagte der Duke und erhob sich.
     
    Lord Emsworth war ein Mann ohne jegliche aggressive Veranlagung. Sein Prinzip war das des Leben-und-Leben-Lassens. Außer seiner Schwester Constance, seiner Sekretärin Lavender Briggs, des Duke of Dunstable und seines jüngeren Sohnes Frederick, der jetzt Gottlob in Amerika lebte, konnten ihn nur sehr wenige Dinge aufregen. Sanftheit und Milde waren seine wesentlichsten Eigenschaften.
    Aber die Ministranten hatten ihn in Harnisch gebracht, und er entdeckte, daß in ihm ein Gefühl der Empörung wuchs – ähnlich einem Gestrüpp, das mit einem starken Dünger bearbeitet worden ist. Er brütete wütend über diese Ungerechtigkeiten nach, die ihm diese jugendlichen Verbrecher zugefügt hatten.
    Über den Zylinderhut-Vorfall hätte er ja noch hinweggehen können, denn er verstand, daß Lausbuben beim Anblick eines Mannes, mit einem derartigen Hut auf dem Kopf, nicht anders handeln können, wenn sie eine Semmel in der Hand halten. Das fröhliche Lachen, das ihn begrüßte, als er aus dem See wieder auftauchte, hatte ihn zwar sehr getroffen, aber er hätte auch das noch verzeihen können. Aber den sorgfältig eingependelten Verdauungsapparat der Kaiserin von Blandings durcheinanderzubringen, indem man vor ihren Augen eine Kartoffel vorbeitanzen läßt und diese wegzieht, sobald sie danach schnappen will, das war einfach zu viel. Hamlet hätte gesagt – ihr Vergehen war groß und stank zum Himmel. Und wenn der Himmel nicht Vergeltung walten lassen würde – wofür es bisher noch keinerlei Anzeichen gab – dann müßte jemand anderer dies tun. Und dieser andere,

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