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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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gereizt. George, der aufgrund seiner Jugend eine ziemlich hohe Stimme hatte, ließ ihn böse werden.
    »Du sollst mir nicht so ins Ohr schreien, Junge. Geh Trompetenblasen, oder sonst etwas. Was hast du gesagt?«
    »Ich fragte Sie, ob Sie das Neueste wüßten?«
    »Das Neueste was?«
    »Schlagzeile auf der ersten Seite. Großer Skandal. Großpapa sprang in den See.«
    »Was faselst du da?«
    »Es stimmt aber. Die ganze Grafschaft spricht davon. Ich weiß es von einem der Gärtner, der ihn gesehen hat. Großpapa ist am See spazieren gegangen. Plötzlich blieb er stehen und dachte einen Augenblick nach. Dann tauchte er unter wie ein Schwan«, sagte George und blickte den Schnurrbart erwartungsvoll an.
    Er war nicht enttäuscht. Er tanzte wie ein Herbstblatt im Winde.
    »Er ist in den See gesprungen?«
    »Genau das tat er, mein Alter.«
    »Sag’ nicht ›mein Alter‹ zu mir.«
    »Jawohl, Boß.«
    Der Duke schnaubte ein wenig.
    »Du sagst, der Gärtner hat gesehen, wie er in den See sprang?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Mit den Kleidern am Leib?«
    »Richtig. In seiner ganzen Ausstattung tauchte er unter«, sagte George und lehnte sich mit diesem Ausdruck an eine bekannte Stelle in Shakespeares »Julius Caesar« an, die er in der Schule fünfzig Mal hatte schreiben müssen, weil er eine weiße Maus ins Klassenzimmer gebracht hatte. »Ziemlich sportlich, nicht wahr, für so ein altes Ei wie Großpapa?«
    »Was soll das heißen – altes Ei?«
    »Na ja, er muß doch schon beinahe hundert sein.«
    »Er ist gleich alt wie ich.«
    »Oh?« sagte George, der annahm, daß der Duke die Hundert-Grenze schon lange überschritten hatte.
    »Aber warum zum Teufel hat er so etwas gemacht?«
    »Aus Spaß, vermutlich. Zu dumm, daß ich nicht mit meiner Kamera dabei war«, sagte George und ging weiter. Nachdem der Duke über diese Sensation nachgedacht hatte, stand er wenige Augenblicke später auf und begab sich auf Suche nach Lady Constance. Was er eben vernommen hatte, überzeugte ihn von der Wichtigkeit, ein Gipfeltreffen einzuberufen.
    Er fand sie in ihrem Wohnzimmer vor. Lavender Briggs war mit Brille und Notizblock ebenfalls anwesend. Es war ein Teil ihrer Sekretärinnenpflichten, um diese Stunde allgemeine Anweisungen in Empfang zu nehmen.
    »Hoy!« brüllte er und durchbrach beinahe die Schallgrenze.
    »Oh, Alaric!« sagte Lady Constance erschrocken und verärgert. »Es wäre mir wirklich recht, wenn du anklopfen wolltest.«
    »Vergiß dieses ›Oh, Alaric!‹«, sagte der Duke, dem derlei Anreden stets mißfielen. »Und warum soll ich denn anklopfen? Ich muß mich mit dir über eine äußerst wichtige Angelegenheit privater Natur unterhalten. Raus mit Ihnen«, sagte er zu Lavender Briggs. Er war ein Mann, der mit Untergebenen nicht sehr viel Umstände machte. »Es handelt sich um Emsworth.«
    »Was ist los mit ihm?«
    »Ich werde es dir gleich sagen, sobald sich dieser weibliche Eierkopf verzogen hat. Es paßt mir nicht, daß sie hier herumsteht und die Ohren spitzt und jedes Wort hört, das ich sage.«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie hinausgehen, Miss Briggs.«
    »Jawohl«, sagte Lavender Briggs und verschwand hastig.
    »Wirklich, Alaric«, sagte Lady Constance, nachdem die Tür sich geschlossen hatte, und sprach dabei mit der Offenheit eines Menschen, der ihn zeit seines Lebens gekannt hatte, »du hast ein Benehmen wie ein Schwein.«
    Der Duke reagierte auf diese Kritik sehr kräftig. Er schlug mit der Faust auf den Schreibtisch, wobei es ihm gelang, ein Tintenfaß, zwei gerahmte Fotografien und eine mit Rosen gefüllte Vase umzustoßen.
    »Schwein! Das ist das passende Wort. Über dieses Schwein möchte ich jetzt reden.«
    Lady Constance hätte lieber über das Tintenfaß, die zwei gerahmten Fotografien und die mit Rosen gefüllte Vase gesprochen, aber er ließ ihr keine Zeit dafür. Es war immer schon schwer gewesen, ihm Einhalt zu gebieten.
    »Das ist das Übel an der ganzen Sache. Es hat einen äußerst schlechten Einfluß auf ihn. Schmier’ nicht mit der Tinte herum, sondern hör’ mir zu! Dieses Schwein hat ihn zu dem gemacht, was er heute ist.«
    »Mein Lieber! Wen zu was gemacht, was er heute ist?«
    »Emsworth, natürlich. Wen denn sonst? Constance«, sagte der Duke mit seiner lauten Stimme. »Ich habe es dir schon früher gesagt, und ich sage es dir wieder. Wenn Emsworth nicht im Irrenhaus landen soll, muß man dieses Schwein aus seinem Leben entfernen.«
    »Alaric, schrei’ nicht so.«
    »Ich will aber

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