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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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ein Taxi anrufen, um zum Schloß zu fahren.«
    »Verstehe. Das würde ich aber nicht tun. Kennen Sie das Gedicht ›Excelsior‹?«
    »Ich habe es als Kind gelesen«, sagte Lavender Briggs etwas angewidert. Sie hatte Longfellow noch nie gemocht.
    »Dann erinnern Sie sich sicher daran, was der alte Mann zu dem Kerl mit dem Banner sagte. ›Versuch, nicht durchzukommen‹, sagte er. ›Schwarz lauert der Sturm über Dir.‹ Genau das sagt heute ein älterer, aber immer noch gut erhaltener Mann zu Ihnen. Gehen Sie Taxis aus dem Weg. Lassen Sie sie in Ruhe. Sie brauchen keine.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Sie wissen viele Dinge nicht, Miss Briggs«, sagte Lord Ickenham gewichtig, »einschließlich der Tatsache, daß Sie einen riesigen Rußfleck auf der Nase haben.«
    »Tatsächlich?« sagte Lavender Briggs, öffnete hastig ihre Tasche und suchte krampfhaft nach einem Spiegel. Sie nahm ein Taschentuch. »Besser?« fragte sie.
    »Beinahe ausgezeichnet. Ich wollte, ich könnte dies auch von Ihrer allgemeinen Lage behaupten.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Sie werden es gleich verstehen, Miss Briggs. Der Teufel ist los. Das erbarmungslose Tageslicht hat ihre Schweine-Diebstahl-Pläne beleuchtet. Bill Bailey hat alles erzählt.«
    »Was?«
    »Jawohl. Er hat alles dem F. B. I. verraten. Ihr Fehler lag darin, daß Sie seine Ehrlichkeit unterschätzten. Diese Geistlichen haben Skrupel. Jedermann spricht von Reverend Cuthbert Bailey in Bottleton East. Ihr Vorschlag hat ihn fürchterlich aufgebracht, und er ging sofort zu Lord Emsworth, um ihm alles zu erzählen. Deshalb würde ich sagen, daß Sie besser kein Taxi anrufen sollten. Sicherlich würde Sie Jon Robinson um eine verhältnismäßig geringe Summe zum Schloß fahren … aber was würde Sie dort erwarten? Ein Lord Emsworth, der – wie ein Drache – aus sämtlichen Öffnungen Feuer speit. Denn glauben Sie nicht, daß er auf der Treppe des Schlosses mit einem Willkommenslächeln auf Sie warten wird. In seiner Tiger-Rolle würde er Ihnen vermutlich ein Bein abreißen. Ich habe kaum je zuvor einen Mann gesehen, der so wütend war.«
    Lavender Briggs war in sich zusammengefallen, ebenso ihre Tasche, die von ihren kraftlosen Fingern hinabhing – und fiel. Eine Puderdose, ein Taschentuch, ein Kamm, ein Lippenstift, eine Streichholzschachtel, ein Augenbrauenstift, eine Brieftasche mit einigen Pfundnoten darin, eine kleine Geldbörse mit einigen Schillingen, eine Schachtel mit Verdauungspillen, eine Taschenbuchausgabe eines Werkes von Camus – und der Tilbury Scheck – lagen plötzlich am Boden. Eine sanfte Brise ließ letzteren plötzlich auf die Straße hinausflattern; doch Lord Ickenham eilte hinterher. Er nahm ihn an sich, blickte drauf und gab ihn ihr mit gerunzelter Stirn zurück.
    »Ihr Tarif für das Stehlen von Schweinen ist ziemlich hoch«, sagte er. »Wer ist Tilbury? Hat er etwas mit dem Tilbury Verlag zu tun?«
    Lavender Briggs riß sich zusammen. Eine andere Frau wäre zusammengebrochen und hätte Tränen vergossen, aber sie schob ihr Kinn vor und spitzte die Lippen.
    »Er gehört ihm«, sagte sie und nahm den Scheck. »Ich war früher Lord Tilburys Sekretärin.«
    »Ach dieser Kerl? Was machen Sie denn da, um Gottes Willen?«
    »Ich zerreiße seinen Scheck.«
    Lord Ickenham beschwor sie mit einer heftigen Geste, dies nicht zu tun.
    »Mein liebes Kind. So etwas dürfen Sie nie in Ihrem Leben tun. Sie brauchen das Geld doch für Ihr Geschäft.«
    »Ich kann es aber nicht verwenden.«
    »Natürlich können Sie das. Bewahren Sie es auf wie Gold. Er hat viel zu viel Geld, und das ist sehr schlecht für ihn. Sie müssen in diesen fünfhundert Pfund eine Tat der Nächstenliebe sehen, die dazu dienen sollte, ihn zu einem besseren und ernsthafteren Menschen zu machen. Ich selbst würde von Tilbury fünfhundert Pfund annehmen, wenn ich nur wüßte, wie ich sie bekommen könnte. Ich würde das geradezu als meine Verpflichtung ansehen. Aber wenn Sie irgendwelche Bedenken haben – obwohl Sie kein Hilfsgeistlicher sind – dann betrachten Sie sie eben als Anleihe. Sie können ihm ja dafür Zinsen bezahlen. Nicht zu viel, natürlich. Man darf ihn schließlich nicht verwöhnen. Ich würde sagen, fünf Pfund im Jahr, und als besondere Dankesbezeugung ein Veilchensträußchen. Aber das können Sie sich ja noch überlegen. Das wichtigste Problem im Augenblick ist, wo Sie jetzt hingehen sollen? Wahrscheinlich würden Sie am liebsten nach London zurückfahren, aber

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