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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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sich für eine gute Geschäftsfrau gehörte.
    »Ich hörte, was der Duke of Dunstable zu Ihnen sagte«, begann sie. »Diese Sache mit Lord Emsworths Schwein. Seine Forderung von dreitausend Pfund war maßlos, völlig absurd. Lassen Sie sich ja nicht einfallen, auf diese Bedingungen einzugehen.«
    Lord Tilbury erwärmte sich ein wenig für dieses Mädchen. Er war immer noch davon überzeugt, daß er seine Worte, mit denen er ihre äußere Erscheinung beschrieben hatte, gut gewählt hatte; ein jedes Mädchen konnte eben nicht eine Miss Amerika sein, und er war bereit, ihre körperlichen Mängel aufgrund ihrer menschlichen Werte hinzunehmen. Schließlich ist Schönheit nur etwas rein Oberflächliches. Das Wichtigste, was ein Mann vom anderen Geschlecht verlangen sollte, ist ein Herz am rechten Fleck – und bei ihr war das der Fall. »Maßlos … völlig absurd …« Genau dieselben Ausdrücke hätte auch er gebraucht.
    Andererseits hatte er den Eindruck, daß sie dabei etwas übersähe.
    »Ich will das Schwein aber haben.«
    »Das sollen Sie auch.«
    Lord Tilburys Gesicht hellte sich auf.
    »Wieso? Sie meinen, Sie … eh …«
    »Werden es für Sie stehlen? Richtig. Ich habe meine Vorbereitungen getroffen und kann sofort handeln.«
    Lord Tilbury war stets in der Lage, echte Leistungen sofort zu erkennen, und vor ihm saß ein Mädchen, das im Begriff war, eine solche zu vollbringen. Außerdem hatte er noch einen anderen genialen Gedanken. Der endgültige Besitz der Kaiserin würde ihm eine ebenso große Genugtuung bedeuten, wie die Tatsache – um sich der Worte des Duke zu bedienen – daß er es ihm gegeben hätte.
    »Vorausgesetzt«, sagte Lavender Briggs, »daß wir uns über die Bedingungen einigen. Ich würde fünfhundert Pfund verlangen.«
    »Später, meinen Sie?«
    »Jetzt, meine ich. Ich weiß, daß Sie Ihr Scheckbuch immer bei sich tragen.«
    Lord Tilbury würgte es im Hals. Doch dann ging dieses plötzliche Übelsein vorüber. Er konnte sich niemals freuen, wenn er einen Scheck über fünfhundert Pfund ausstellen mußte, aber es gibt Situationen, in denen man die Zähne zusammenbeißen und der Tatsache ins Auge sehen muß.
    »Na schön«, sagte er etwas hastig.
    »Danke«, sagte Lavender Briggs einige Augenblicke später und steckte das Stück Papier in ihre Tasche. »Jetzt muß ich aber wieder zurück ins Schloß. Vielleicht braucht Lady Constance irgendetwas von mir. Ich werde ein Taxi bestellen.«
    Das Telefon, dessen sich die Gäste des »Emsworth Arms« bedienten, befand sich in der Bar. Als Lavender Briggs gerade die Bar betreten wollte, stieß sie beinahe mit Lord Ickenham zusammen.
     
    Lord Ickenham war in die Bar des »Emsworth Arms« gegangen, weil er aufgrund der Hitze des Tages seine Bekanntschaft mit G. Ovens selbstgebrautem Bier erneuern wollte; immerhin hatte er viele gute Erinnerungen daran. Er hätte ebenso gut auf der Terrasse mit Lady Constance Tee trinken können, was sogar besser zu ihm gepaßt hätte; aber als höflicher Mensch sagte er sich, daß seine Gastgeberin – nach ihrer letzten Begegnung – es vielleicht vorzöge, ihn im Augenblick nicht zu sehen. Er wußte, daß es im Leben jeder Frau Momente gab, in denen sie mit den Ickenhams nichts anfangen konnte.
    Er war froh, Lavender Briggs hier zu sehen. Er war ein Mann, der schnell Freundschaften schloß. Während seines Besuches im Schloß hatte sich zwischen den beiden eine Art Freundschaft entwickelt. Obwohl er ihre jüngste Handlungsweise mißbilligte, konnte er trotzdem verstehen, was sie dazu verleitet hatte. Er war ein großzügig denkender Mann und davon überzeugt, daß ein Mädchen, das zur Gründung eines eigenen Geschäftes fünfhundert Pfund benötigt, zumindest vorübergehend ein oder zwei Fehler begehen und ihre gute Erziehung vergessen darf. Da er gerade diese mitfühlenden Gedanken hegte und außerdem genau wußte, weicher Empfang sie auf Blandings Castle erwartete, war er sehr froh, sie hier zu treffen und sie davor zu warnen, ihren Weg noch weiter fortzusetzen.
    »So, so«, sagte er, »Sie sind also zurück?«
    »Ja. Ich habe den Zwölf-Uhr-Dreißig-Zug erwischt.«
    »Wie ist er vergleichsweise zum Zwei-Uhr-Fünfzehn?«
    »Bitte?«
    »Nur ein Nebengedanke. Es liegt nur daran, daß ich in letzter Zeit sehr viel vom Zwei-Uhr-Fünfzehn gehört habe. War es schön in London?«
    »Sehr lustig, danke.«
    »Ich hoffe, ich habe Sie nicht gerade aufgehalten, in der Bar einen schnellen Drink zu nehmen?«
    »Ich wollte nur

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