Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
zum Teufel gejagt hatte. Was haben Sie denn getan, um sie so zu verärgern? Sie haben ihr diese Karikatur gezeigt, aber warum sollte sie das so beleidigt haben? Das Objekt war doch Tilbury und nicht sie.«
    Ein seltsamer, grollender Laut deutete darauf hin, daß Lord Ickenhams Gesprächspartner einen tiefen Seufzer ausgestoßen hatte. Als dessen Hand gerade wieder zu seinem Kopf schoß, fiel ihm ein, daß Archie gemeinsam mit Lady Constance zum Friseur nach Shrewsbury fahren könnte.
    »Ja, das stimmt. Richtig. Aber ich hätte erwähnen sollen, daß ich der Meinung war, Tilbury wäre gerade zu Tisch gegangen. Ich trat daher ein und zeigte ihr die Karikatur in seinem Büro. Ich legte sie auf den Schreibtisch, und wir schauten sie – Kopf an Kopf – gemeinsam an.«
    »Aha«, sagte Lord Ickenham und verstand. »Er war aber nicht bei Tisch? Er kam zurück?«
    »Ja.«
    »Hat Ihr Meisterwerk gesehen?«
    »Ja.«
    »Hat Rache genommen?«
    »Ja.«
    »Und Ihren Namen von der Liste seiner fähigen Mitarbeiter gestrichen?«
    »Ja. Das war sein erster Schritt. Später scholt mich Millicent fürchterlich aus, wie ich denn nur so ein Idiot sein könne, um ein derartiges Bild in das Büro des Alten zu bringen, denn jeder Trottel hätte wissen müssen, daß er jede Sekunde wieder auftauchen würde, und ich hätte überhaupt keinen Verstand, und … Na ja, Sie wissen schon, was in so einem Fall noch alles folgt. Ein Wort führte zum nächsten. Sie wissen schon, was ich meine; und es dauerte nicht lange, bis sie die Verlobung brach und mir sagte, daß sie mich weder in dieser noch in der nächsten Welt sprechen oder sehen wollte. Sie gab mir zwar nicht den Ring zurück – weil ich ihr nie einen geschenkt hatte – aber das Ganze klang ziemlich endgültig.«
    Lord Ickenham schwieg einen Augenblick lang. Er dachte daran, daß seine Jane vor vielen Jahren mit ihm sechsmal diese Szene veranstaltet hatte; er wußte daher um die Gefühle des anderen Bescheid.
    »Verstehe«, sagte er. »Mein Herz blutet für Sie armes Wrack; aber trotzdem verstehe ich nicht, daß Sie mit zwei Mädchen verlobt sind. Für mich ist es nach wie vor nur eines.«
    Wieder brach aus Archie Gilpin ein tiefer Seufzer hervor. Er erhob seine Hand, aber Lord Ickenham schnappte rechtzeitig nach ihr.
    »Nicht«, sagte er. »Fassen Sie nicht hin. Es sieht gut aus.«
    »Aber Sie wissen nicht, was jetzt eben passiert ist. Mich hätte beinahe der Schlag getroffen. Ich ging gerade zum ›Emsworth Arms‹ – als ich sie sah.«
    »Miss Rigby?«
    »Ja.«
    »Vermutlich eine Fata Morgana.«
    »Nein, sie war es wirklich.«
    »Aber was hatte sie denn hier in Market Blandings zu tun?«
    »Der alte Tilbury mußte anscheinend aus irgendeinem Grund hierher kommen …«
    Lord Ickenham nickte mit dem Kopf. Er kannte den Grund.
    »… und da nahm er sie mit, um ihr seine Briefe zu diktieren. Sie war einen Augenblick herausgekommen, um etwas frische Luft zu schnappen. Da kam ich gerade daher. Plötzlich standen wir uns gegenüber – auf der anderen Seite des Gedächtnisdenkmals in High Street.«
    »Dramatisch.«
    »Das war die größte Überraschung meines Lebens.«
    »Das kann ich mir vorstellen. War sie kalt und stolz und hochnäsig?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Sie stürzte sich auf mich. Sie bedauerte alles. Sie sagte, daß es ihr leid täte, so ein Theater gemacht zu haben, und dann weinte sie … na ja, so standen wir also da.«
    »Sie nahmen sie natürlich in die Arme?«
    »Ja, sogar ziemlich lange. Und alles endete damit, daß wir uns ein zweites Mal verlobten.«
    »Sie erwähnten nicht, daß Sie bereits mit Myra verlobt sind?«
    »Nein, das ging nicht. Wir kamen nicht so recht darauf zu sprechen.«
    »Das begreife ich. Es sind also tatsächlich zwei. Sie waren im Recht, und ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. So, so!«
    »Ich verstehe nicht, was Sie daran so komisch finden.«
    »Nur ein kleines Lächeln, wissen Sie. Ich dachte gerade daran, wie einfach doch derartige Probleme sind, sobald man sich mit ihnen ernsthaft befaßt. Hier liegt die Lösung auf der Hand. Sie müssen Myra sofort sagen, daß sie unter keinen Umständen eine Aussteuer kaufen oder sich um das Hochzeitsessen kümmern soll, denn das wäre sinnlos.«
    Hätte der Zaun nicht gehalten, so wäre Archie Gilpin rücklings von seinem Übertritt gefallen. Einen Moment lang schien es, als ob er wieder nach seinem Haar langen wollte, doch dann schnappte er nur nach Luft, wie ein schöner Goldfisch. »Ihr sagen,

Weitere Kostenlose Bücher