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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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denke immer an etwas Besonderes, aber ich kann auch in einer Sekunde umschalten. Wie sieht also Ihr Problem aus?«
    »Na ja, ich sitze im Moment in der Patsche, und mein Bruder Ricky hat mir einmal gesagt, wenn mir so etwas passieren sollte, dann wären Sie der Mann, der einem helfen kann.«
    Lord Ickenham freute sich natürlich über diese Worte, wie es jeder in einer derartigen Situation getan hätte; schließlich hört jeder gerne ein Wort des Lobes.
    »Wahrscheinlich dachte er an jene Zeit, in der ich ihm geholfen hatte, das Geld für seine Zwiebelsuppenbar zu beschaffen.«
    Seltsamerweise mußte ich mir erst von meinem Neffen Pongo erklären lassen, was eine Zwiebelsuppen-Bar eigentlich ist. Da ich mein Leben auf dem Lande verbringe, bin ich über diese neumodischen Dinge nicht sehr gut informiert. Pongo erzählte, daß es diese Bars überall in der Nähe vom Piccadilly und Leicester Square gibt. Sie sind die ganze Nacht hindurch geöffnet und verkaufen den am frühen Morgen heimkehrenden Partygästen Zwiebelsuppe. Das klingt sehr gut. Ist Ricky immer noch erfolgreich in dieser Branche tätig?
    »Ja, ziemlich. Aber darf ich Ihnen jetzt von meiner Patsche erzählen?«
    Lord Ickenham schnalzte entschuldigend mit der Zunge.
    »Natürlich, ja, bitte. Entschuldigen Sie. Es ist schrecklich, wir alten Landmenschen haben immer diese Angewohnheit, so viel zu quatschen. Wenn ich anfange zu reden, müssen Sie mir Einhalt gebieten, selbst wenn Ihnen meine Worte neu sind. Ihre Patsche also, wie Sie sagten. Hoffentlich keine schlimme Patsche?«
    Archie Gilpin fuhr sich wieder mit der Hand durch das Haar.
    »Die größte Patsche, die man sich vorstellen kann. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich tun soll. Waren Sie schon einmal mit zwei Mädchen gleichzeitig verlobt?«
    »Nein. Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern. Ich weiß auch nicht, ob das bei jemand anderem je der Fall war, außer natürlich bei König Salomon und dem verstorbenen Brigham Young.«
    »Ich bin es jedenfalls.«
    »Sie? Mit zwei Mädchen verlobt? Eine Sekunde bitte, das muß ich erst verdauen.«
    Es entstand eine Pause, während der es schien, als ob Lord Ickenham in seinem Kopf rechnete.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Das verstehe ich nicht. Mir ist bekannt, daß Sie mit meiner kleinen Freundin Myra Schoonmaker verlobt sind, aber da kann ich zählen soviel ich will, ich komme nur auf eine. Sind Sie sicher, daß Sie sich nicht irgendwo verrechnet haben?«
    Archie Gilpins Augen rollten hin und her, sie blickten von der Erde zum Himmel, vom Himmel zur Erde; obwohl man dies eher seinem dichterischen Bruder zugetraut hätte.
    »Können wir uns nicht irgendwo hinsetzen?« fragte er. »Das wird einige Zeit dauern.«
    »Aber sicherlich. Auf diesem Zaunübertritt dort drüben sitzt es sich bestimmt recht gut. Und lassen Sie sich nur Zeit.«
    Als Archie Gilpin auf dem Zaunübertritt saß, wobei er eher an einen Fakir erinnerte, der zum ersten Mal auf seinem Nagel-Brett liegt, hatte er immer noch Schwierigkeiten, seine Gedanken in Worte zu fassen. Er räusperte sich mehrmals und fuhr ein drittes Mal mit fiebriger Hand durch das Haar. Er erinnerte Lord Ickenham an einen nervösen Mann, der sich nach dem Abendessen erhebt, um eine Rede zu halten, und der die Geschichte über die zwei Iren Pat und Mike vergessen hat, mit der er seine Zuhörer unterhalten wollte.
    »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
    »Am Anfang vermutlich, oder? Ich glaube, das wäre das Beste. Dann arbeiten Sie sich bis zur Mitte vor – und von dort schön langsam und ruhig bis zum Schluß.«
    Dies erschien Archie Gilpin als vernünftig. Er wurde etwas ruhiger.
    »Na schön. Das Ganze begann also mit dem alten Tilbury. Sie wissen, daß ich für eine seiner Zeitungen arbeitete?«
    »Arbeitet-e?«
    »Er hat mich letzte Woche entlassen.«
    »Zu dumm. Und warum?«
    »Eine Karikatur, die ich von ihm gezeichnet hatte, gefiel ihm nicht.«
    »Sie hätten sie ihm nicht zeigen sollen.«
    »Das tat ich auch nicht. Ich zeigte sie Millicent Rigby, in der Annahme, daß sie darüber lachen würde.«
    »Millicent?«
    »Seine Sekretärin. Millicent Rigby. Das Mädchen, mit dem ich verlobt war.«
    »Mit dem Sie verlobt waren?«
    »Ja. Sie hat die Verlobung gelöst.«
    »Ach ja, richtig«, sagte Lord Ickenham. »Ich erinnere mich, daß Pongo mir erzählte, daß er jemand getroffen hatte, der Miss Rigby gut kannte, und sie hatte ihm wiederum erzählt – dem zweiten, nicht dem ersten – daß sie ihn

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