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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Sie haben sicherlich keine Lust, sich wieder in einen stickigen Zug zu setzen. Ich will Ihnen etwas sagen«, erklärte ihr Lord Ickenham angeregt. »Wir werden einen Wagen mieten. Ich bezahle ihn, und Sie können mir das Geld zurückzahlen, sobald Ihr Schreibbüro gut läuft. Und vergessen Sie den Veilchenstrauß nicht.«
    »Oh! Lord Ickenham!« sagte Lavender Briggs ergeben. »Sie sind wunderbar!«
    »Ich helfe den Menschen immer gern«, sagte Lord Ickenham auf seine berühmte, höfliche Art.
     
    Nachdem Lord Ickenham dem fortfahrenden Wagen nachgewinkt und sich anschließend auf seine zwei-Meilen-Wanderung zum Schloß aufgemacht hatte, war in ihm jenes angenehme Gefühl von innerer Zufriedenheit, das einen Mann erfaßt, der nach seinem besten Wissen und Gewissen gehandelt hat. Einen Augenblick lang hatte ihm sein Schutzengel zugeflüstert, daß er Lavender Briggs nicht zu derartigen Taten hätte aufhetzen sollen, die beinahe einem Raub gleichkämen – zumindest in den Augen des Schutzengels. Aber er hatte seine Antwort schon bereit. Er konnte sich verteidigen, indem er sagte, daß Lavender Briggs dieses Geld schließlich benötigte. Und wenn man ein armes Mädchen trifft, das Geld braucht, dann ist es die erste Aufgabe, zu versuchen, ihm dieses zu beschaffen, wobei man sich nicht um die angewandten Methoden zu kümmern hat.
    Außerdem war der vorliegende Fall ein ganz besonderer. Er hatte die Lavender Briggs darauf aufmerksam gemacht, daß es zum Wohle von Lord Tilburys Seele unvermeidbar sei, ab und zu in sein Bankkonto ein Loch zu graben; und es hätte geradezu einen Mangel an Herzensbildung bedeutet, wenn er nicht an dieses Seelenwohl gedacht hätte. Sein Schutzengel, der bei einer sorgfältigen Erklärung ihm zum Teil folgen konnte, entschuldigte sich und sagte, daß er daran nicht gedacht hatte. Vergessen wir das Ganze, sagte der Schutzengel.
    Mit dem näherkommenden Abend hatte der Tag einen Großteil seiner drückenden Hitze eingebüßt, doch Lord Ickenham ging immer noch sehr langsamen Schrittes dahin. Er blieb ab und zu stehen, um sich die Blumen- und Pflanzenwelt zu betrachten. Als er wieder einmal stehengeblieben war, um mit einem Kaninchen ein paar Blicke zu wechseln, bemerkte er plötzlich, daß es andere Menschen gab, die der Hektik der modernen Welt nicht entgehen konnten. Er vernahm hinter sich eilige Schritte, die immer näher kamen, und eine Stimme, die seinen Namen rief. Als er sich umdrehte, sah er, daß Archie Gilpin, der Neffe des Duke of Dunstable, mit hoher Geschwindigkeit auf ihn zuraste.
    Lord Ickenham war zwar schon sehr lang mit Archies Bruder, dem Dichter Ricky, bekannt, der sich sein kärgliches Brot mit einer kleinen Bar in der Nähe vom Leicester Square verdiente, in der er Zwiebelsuppe verkaufte, aber Archie kannte er nicht, abgesehen davon, daß er ihn bei den gemeinsamen Mahlzeiten sah. Trotzdem grüßte er ihn mit einem freundlichen Lächeln. Die Hektik in seinem Benehmen, deutete darauf hin, daß ein weiteres menschliches Wesen bei ihm Rat und Hilfe suchen wollte, und – wie immer – war er gerne bereit dazu, wieder jemandem beizustehen. Seine Dienste waren niemals nur auf seine engsten Freunde beschränkt.
    »Hallo!« sagte er. »Sie trainieren wohl für den Sportwettbewerb von Market Blandings?«
    Archie blieb keuchend stehen. Er war ein außergewöhnlich schöner, junger Mann. Pongo hatte ihn im Milton-Street-Standesamt als fabelhaft aussehend bezeichnet, aber jetzt, nachdem Lord Ickenham ihn kannte, empfand er dies als große Untertreibung. Er war groß, schlank, elegant und sah aus wie ein Filmstar – einer der besseren Art. Lord Ickenham tat es leid, entdecken zu müssen, daß auch er einen sehr betrübten Eindruck machte, und er war bereit, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um ihm das Leben wieder etwas schöner erscheinen zu lassen.
    Archie schien verwirrt zu sein. Er fuhr mit der Hand durch sein Haar, das länger war, als es Lord Ickenham gerne gesehen hätte. Ein Besuch beim Friseur hätte, seiner Meinung nach, Archie Gilpin nicht geschadet. Aber er erinnerte sich daran, daß Künstler meistens Angst vor der Schere haben. Außerdem mußte er gerechterweise zugeben, daß der Junge keine Koteletten trug.
    Nachdem Archie ausgekeucht hatte, fragte er, »Hätten Sie einen Augenblick für mich Zeit?«
    »Ein ganzes Dutzend Augenblicke, mein Lieber.«
    »Ich möchte Sie nicht in Ihren Gedanken stören, falls Sie gerade an etwas Besonderes gedacht haben.«
    »Ich

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