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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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schüttelte, als sie an dieses kleine Gespräch dachte. »Ich beabsichtigte, ihm die ganze Angelegenheit zu übergeben und ihm zu raten, Myra sofort nach Amerika mitzunehmen.«
    »Verstehe. Haben Sie ihm das schon gesagt?«
    »Nein, keineswegs. Und ich möchte auch nicht, daß er von diesem Fehltritt etwas erfährt. Es wäre schwierig, ihm zu erklären, warum ich Mr. Bailey erlaubt hatte, auf dem Schloß zu weilen.«
    »Sehr schwierig. Ich sehe ihn direkt vor mir, wie er die Augenbrauen hochzieht.«
    »Andererseits muß ich aber einen Grund haben, warum ich ihm dieses Telegramm schickte. Ich wollte Sie daher sprechen, Lord Ickenham, und Sie fragen, ob Sie eine Idee haben.«
    Mit steifen Gliedern sank sie in ihren Sessel zurück. Ihr Partner strahlte sie an. Sein liebenswürdiges Lächeln traf sie wie ein Schlag ins Zwerchfell. Sie war sehr nervös, und es war wirklich ihr letztes Verlangen, von jemand angestrahlt zu werden, dem sie am Liebsten den Hals umdrehen würde.
    »Meine liebe Lady Constance«, sagte Lord Ickenham freundlich. »Das Ganze ist sehr einfach. Ich kenne bereits des Rätsels Lösung. Sie sagen ihm, daß seine Tochter sich mit Archie Gilpin verlobt hat und daß es Ihr Wunsch war, daß er sich den Knaben einmal näher ansieht. Die natürlichste Sache der Welt für einen liebenden Vater. Wahrscheinlich wäre er sehr gekränkt gewesen, wenn Sie ihm nicht telegrafiert hätten. Das löst doch Ihr kleines Problem, oder?«
    Lady Constance entspannte sich. Sie hatte zwar nicht ihre Meinung über diesen Mann geändert, sie hielt ihn immer noch für eine große Bedrohung überall und jederzeit und seine Anwesenheit auf Blandings Castle für eine Beleidigung der guten, frischen Luft; aber sie mußte leider zugeben – wie schwarz seine Seele auch sein mochte, und wie sehr sie sein Grinsen verabscheute – daß er auf alles eine Antwort wußte.
     
    Der 11 Uhr 45 Zug von Paddington, mit erster Station in Swindon, rollte im Bahnhof Market Blandings ein. Lord Emsworth stieg als erster aus, gefolgt von James R. Schoonmaker, mit der Adresse Park Avenue, New York, sowie The Dunes, in Westhampton, Long Island.’
    Amerikanische Finanzmagnaten gibt es in jeder Größe und Gestalt, von den kleinen, verhutzelten angefangen, bis zu den großen und beeindruckenden. Mr. Schoonmaker gehörte der letzteren Kategorie an. Er war Ende fünfzig, hatte ein schönes Gesicht, das in der Mitte durch eine Hornbrille unterteilt wurde. In seiner Jugend war er ein begeisterter Football-Spieler gewesen, und man konnte sich immer noch vorstellen, daß er ein guter Stürmer sein müsse, obwohl er sich wahrscheinlich nicht mehr wie ein wild gewordener Stier auf die gegnerischen Spieler stürzen, sondern diese eher durch einen gebieterischen Blick einschüchtern würde.
    Als er aus dem Waggon kletterte, hatte sein Gesicht jenen unverkennbaren Ausdruck eines Mannes, der in der Gesellschaft von Lord Emsworth eine lange Bahnfahrt hinter sich gebracht hat; doch es hellte sich plötzlich auf, als er die schlanke Gestalt am Bahnsteig stehen sah. Er starrte sie ungläubig an.
    »Freddiee! Ich werde verrückt!«
    »Hallo, Jimmy!«
    »Du – hier?«
    »Ganz richtig.«
    »Sehr gut, sehr gut«, sagte Mr. Schoonmaker.
    »Sehr gut, sehr gut, sehr gut!« sagte Lord Ickenham.
    »Sehr gut, sehr gut, sehr gut, SEHR GUT!« sagte Mr. Schoonmaker.
    Lord Emsworth brach in dieses Zusammentreffen ein, noch bevor es seinen Höhepunkt erreicht hatte. Er hatte es sehr eilig und wollte keine Zeit verlieren, endlich in sein Schlafzimmer zu gelangen, um seine Kleider loszuwerden, die ihn den ganzen Tag so belästigt hatten, insbesondere aber seine Schuhe.
    »Oh, Tag Ickenham. Ist der Wagen draußen?«
    »Wartet vor der Tür.«
    »Dann fahren wir gleich, oder?«
    »Na ja«, sagte Lord Ickenham. »Ich kann verstehen, daß Sie möglichst schnell nach Hause möchten, um in eine etwas bequemere Kleidung zu schlüpfen …«
    »Es sind vor allem meine Schuhe.«
    »Sie sind sehr schön.«
    »Aber sie drücken mich.«
    »Mein Neffe Pongo sagte zu mir einmal etwas, als wir beim Hunderennen waren, und ich muß zugeben, daß er mit seiner Bemerkung Recht hatte. Nur Mut, Emsworth! Denken Sie an die Frauen in China. Sie jammern nicht, weil sie so enge Schuhe tragen müssen. Aber, was ich eigentlich sagen wollte. Jimmy und ich haben uns seit mehr als fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen, und wir haben natürlich ungeheuer viel zu bereden. Ich wollte ihn eigentlich ins ›Emsworth

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