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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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eine tiefe Abneigung empfindet. Er ist ein bettelarmer Hilfsgeistlicher; und sie mag keine bettelarmen Hilfsgeistlichen. Sie wollte Myra aus seinem Einflußbereich bringen und schleppte sie daher hierher nach Blandings Castle, wo sie in einem Gefängnis lebt. Wenn sie aber jetzt ihre Verlobung löst, dann ist sie schneller wieder in New York zurück, als Sie es bemerken können.«
    Es herrschte Schweigen. Der Abendhimmel hatte sich vollkommen verdunkelt – ebenso Archie Gilpins Gesicht. Er saß da und blickte in die Landschaft hinaus, als ob er sie haßte.
    »Ein totales Durcheinander«, sagte er.
    »Man muß darüber nachdenken«, gab Lord Ickenham zu. »Jawohl, man muß sorgfältig darüber nachdenken. Wir müssen immer wieder neue Überlegungen anstellen.«

10
    Der Duke of Dunstable war kein sehr geduldiger Mann. Wenn immer er mit irgendwelchen Leuten Geschäfte zu tätigen hatte, so trieb er diese zu großer Eile an und wachte darüber, daß alles schnell vonstatten ging. Doch in der Angelegenheit Lord Tilbury-Kaiserin nahm er eine etwas nachsichtige Haltung ein. Es war ihm klar, daß ein Mann, der, um in den Besitz eines Schweines zu gelangen, dafür dreitausend Pfund bezahlen soll – selbst wenn das Schwein noch so fett ist – einige Zeit der Überlegung benötigt. Erst am dritten Tag, nachdem sein Partner nach London zurückgekehrt war, begab er sich zum Telefon und verlangte ein Gespräch mit der Hauptstadt. Er eröffnete ihr Gespräch mit einem »Hoy! Sind Sie es, Stinker?«
    Wenn der Duke nicht auf seinem rechten Ohr etwas taub gewesen wäre, hätte er einen Laut vernommen, der klang, als ob ein ungeübter Autofahrer vom ersten in den zweiten Gang schaltet: Der Inhaber der Mammoth Publishing-Verlagsgesellschaft hatte mit den Zähnen geknirscht. Es kann geschehen, daß einem manch-’ mal das Herz höher schlägt, wenn man eine bekannte Stimme hört – so erging es zum Beispiel auch dem Dichter Wordsworth, wenn er einen Regenbogen am Himmel sah. Doch bei Lord Tilbury war dies bei weitem nicht der Fall. Er haßte es, sich bei seiner morgendlichen Arbeit stören zu lassen, noch dazu von einem Mann, der in der Lage war, die unter Gentlemen getroffenen Abmachungen einfach zu ignorieren und für den Schweinepreis noch weitere tausend Pfund aufzuschlagen. Als er sprach, klang seine Stimme daher sehr eisig.
    »Sind Sie es, Dunstable?«
    »Was?«
    »Ich sagte, sind Sie es?«
    »Natürlich bin ich es. Wer soll es denn sonst sein?«
    »Was wollen Sie?«
    »Was?«
    »Ich sagte, was wollen Sie? Ich bin sehr beschäftigt.«
    »Was?«
    »Ich sagte, ich bin sehr beschäftigt.«
    »Ich auch. Habe hunderttausend Dinge zu erledigen. Ich kann mich nicht den ganzen Tag über dieses Schwein unterhalten.«
    »Was ist los damit?«
    »Wollen Sie auf meine Bedingungen eingehen? Wenn ja, dann sagen Sie es. Überlegen Sie es sich, Stinker!«
    Lord Tilbury schöpfte tief Atem. Wie froh war er doch, daß das Schicksal ihn und Lavender Briggs zusammengeführt hatte und daß er somit in der Lage war, diesen Mann herauszufordern, wie es ihm gebührte. Er hatte zwar von Lavender Briggs nichts gehört, aber er nahm an, daß sie auf Blandings Castle weilte und für ihn raffinierte Pläne ausdachte. Aus diesem Grunde beschloß er, eine negative Antwort zu erteilen. Dies dauerte einige Zeit, denn außer einem knappen »nein« mußte er dem Duke noch erklären, was er von ihm hielt und ihm Punkt für Punkt erläutern, warum sein, Charakter nicht dem eines idealen Mannes entsprach. Ob es richtig war oder nicht, den Duke einen fetten, alten Bauernfänger zu nennen, an dessen Worte er nie wieder glauben würde, selbst wenn er sie mit einer Hand auf der Bibel beschwören wollte, bleibt dahingestellt; aber er fühlte sich nach diesem Wortschwall wesentlich besser, und mit der Gewißheit, einen guten Kampf gefochten zu haben, hing er wenige Minuten später den Hörer ein und läutete nach Millicent Rigby, um ihr Briefe zu diktieren.
    Es gab kein einziges Wort, gleichgültig wie beleidigend es auch sein mochte, das den Duke hätte verletzten können. Eigentlich hatte er nach diesem ersten »nein« kaum mehr zugehört. Er merkte sofort, daß alles andere nur dummes Geschwätz war. Sein einziger Gedanke nach Beendigung dieses Gespräches war, daß er jetzt die Kaiserin wieder an Lord Emsworth verkaufen würde; er wußte, daß dieser zu einer Zusammenarbeit bereit sein würde, und er wollte sich gerade auf Suche nach ihm begeben, als ein lautes

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