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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Schwiegersohn mit einem anderen Vornamen als Archibald gehabt, aber diese Dinge konnte man eben nicht ändern, und vor Dukes hatte er stets eine große Achtung empfunden.
    »Tatsächlich, ist er das? Dann ist ja alles in Ordnung.«
    »Ich vermutete schon, daß du dich freuen würdest.«
    »Und wann ist das geschehen?«
    »Erst vor kurzem.«
    »Seltsam, daß Lady Constance es nicht in ihrem Telegramm erwähnte.«
    »Wahrscheinlich, um Kosten zu sparen. Weißt du, wieviel ein Wort in einem Telegramm kostet? Und immerhin – ein gesparter Groschen ist ein verdienter Groschen. Aber nennst du sie denn Lady Constance?«
    »Ja, natürlich. Warum nicht?«
    »Das klingt so formell. Du kennst sie doch schon seit so langer Zeit.«
    »Ja, wir sind schon seit einiger Zeit befreundet, sogar sehr gut befreundet. Sie ist eine herrliche Frau. Aber irgendwie verbreitet sie eine Atmosphäre von aristokratischer Würde um sich … von Verschlossenheit … Ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll. Man hat immer den Eindruck, daß man ihr nicht nahekommen kann.«
    »Und du möchtest ihr gerne nahekommen?« fragte Lord Ickenham und blickte ihn neugierig an. Mr. Schoonmaker hatte eben seine zweite Maß getrunken, und es erschien ihm, daß jetzt der lang ersehnte Augenblick gekommen war. George Cyril Wellbeloved hatte auch nach der zweiten Maß den Gendarm Claude Murphy in seine Geheimnisse eingeweiht, unter anderem in seine persönliche Technik, Fasane zu stehlen.
    Einen Augenblick lang schien es, als ob Mr. Schoonmaker hart bleiben würde, doch Ovens Selbst-Gebrautes war zu stark gewesen. Eine zarte Röte überzog plötzlich sein Gesicht, insbesondere die Ohren.
    »Ja, das möchte ich«, sagte er und starrte Lord Ickenham an, als ob er bei ihm Hilfe suchen möchte. »Warum sollte ich nicht?«
    »Mein Lieber, ich übe keinerlei Kritik. Ich habe dafür vollstes Verständnis. Jeder warmblütige Mann möchte gerne Connie nahekommen.«
    Mr. Schoonmaker fuhr hoch.
    »Sagst du Connie zu ihr?«
    »Natürlich.«
    »Wie gelingt dir das denn?«
    »Kommt ganz natürlich heraus.«
    »Ich wollte, das wäre bei mir auch der Fall.« Mr. Schoonmaker schaute in seinen Bierkrug, entdeckte, daß er leer war und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Jawohl Sir, ich wünschte, ich hätte Ihre Nerven. Wenn ich diese Frau dazu bringen könnte, mich zu heiraten, wäre ich der glücklichste Mann der Welt, Freddie.«
    Mit Ausnahme ihres Bruders Clarence, dachte Lord Ickenham, als er sanft eine Hand auf den Arm seines Freundes legte.
    »Das sollst du nicht nur mir sagen, Jimmy, sondern ihr. Frauen hören derartige Dinge sehr gerne.«
    »Aber ich habe es dir doch schon gesagt. Ich habe keinen Mut.«
    »Unsinn. Jedes sechsjährige Kind könnte es tun, es sei denn, es wäre taubstumm.«
    Mr. Schoonmaker seufzte nochmals. Normalerweise beruht die Wirkung G. Ovens Selbst-Gebrauten darauf, die Menschen in sehr leutselige Stimmung zu versetzen, manchmal sogar in ungewollte Leutseligkeit, wie es bei George Cyril Wellbeloved der Fall war; heute aber hatte es seinen Zweck verfehlt.
    »Das scheint bei mir der Fall zu sein. Jedes Mal, wenn ich ihr einen Heiratsantrag machen möchte, fehlen mir die Worte. Das ist mir jetzt schon mindestens zehnmal passiert. Der Anblick dieses ruhigen, aristokratischen Profiles läßt sie mir auf den Lippen ersterben.«
    »Dann versuche, sie nicht vom Profil aus zu betrachten.«
    »Ich bin einfach ihrer Klasse nicht ebenbürtig. Das ist das Problem. Ich strebe nach zu hohen Dingen.«
    »Ein Schoonmaker entspricht den höchsten Persönlichkeiten im ganzen Lande.«
    »Wer sagt das?«
    »Ich sage das.«
    »Na schön. Aber ich nicht. Ich weiß genau, was geschehen würde. Sie würde es sehr höflich aufnehmen, aber mich gleichzeitig einfrieren.«
    Lord Ickenham, der seine Hand von Schoonmakers Arm weggenommen hatte, legte sie wieder drauf.
    »Da irrst du dich aber gewaltig, mein lieber Jimmy. Ich weiß nämlich, daß sie dich liebt. Connie hat vor mir kaum Geheimnisse.«
    Mr. Schoonmaker starrte ihn an.
    »Willst du damit sagen, daß sie dir anvertraute, daß dies der Fall sei?«
    »Natürlich nicht in so vielen Worten. Das kann man schließlich nicht erwarten, nicht einmal bei so einem alten Freund, wie ich es bin. Aber ihre Art zu atmen und den Blick zu verdrehen, wenn immer dein Name erwähnt wird, hat mir gezeigt, wie die Dinge liegen. Ich hatte den Eindruck einer sich verzehrenden Frau, die auf ihren dämonischen Liebhaber wartet. Ich

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