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Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Titel: Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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des Schadens, den die Doppelbesteuerungsabkommen anrichten, machen sich die lokalen Eliten für sie stark. Dabei ist beispielsweise der Vertrag zwischen Indien und Mauritius reines Treaty-Shopping. So wie beispielsweise auch beim Doppelbesteuerungsabkommen der USA mit Bermuda, einem Land, das als Steueroase über kein Steuersystem verfügt. Beim Treaty-Shopping verschafft sich ein Steuerpflichtiger die Vorteile eines Doppelbesteuerungsabkommens – obwohl er in dem betreffenden Vertragsstaat gar nicht ansässig ist. Das geschieht regelmäßig, indem eine Kapitalgesellschaft zwischengeschaltet wird. Länder machen aus politischen Gründen manchmal komische Dinge, rational lässt sich das nicht nachvollziehen.
Die Rolle der Banken in der Offshore-Zone
    Offshore-Banken sind nicht an dem Ort präsent, an dem sie eingetragen sind. So können sie sich der Aufsicht entziehen. In der Regel wird eine Offshore-Bank über einen Vertreter in einem Steuerparadies verwaltet – beispielsweise von einer bekannten internationalen Finanzadresse mit seriösem Namen aus. Dabei übernimmt die international aufgestellte Bank jedoch keine Verantwortung für die Briefkastenbank. Sie weiß in der Regel gar nicht, welche Geschäfte die Offshore-Bank überhaupt macht – und die tut Dinge, von denen seriöse Geldinstitute normalerweise die Finger lassen. Außer dem Inhaber weiß niemand, wo sich die Offshore-Bank tatsächlich befindet, wie sie arbeitet oder wer ihre Kunden sind. Sie wird von keiner Aufsichtsbehörde überwacht.
    Offshore-Banken wurden beispielsweise in den 1980er- und 1990er-Jahren auf den Bahamas für wenige Tausend Dollar angeboten. Geworben wurde mit Schlagwörtern wie:
„Keine aufdringlichen Hintergrundprüfungen“
„Europäische Gebietskörperschaft“
„Schnelle Eintragung“
    Die Namen der Offshore-Banken fand man dann häufig auf Messingschildern in den Empfangshallen internationaler Finanzhäuser in der Hauptstadt Nassau. Ein Schlupfloch im bahamaischen Gesetz erlaubte es solchen Institutionen, auf die sorgfältige Überprüfung eines Kunden zu verzichten, wenn der Kunde von einer Bank in einer anderen Gebietskörperschaft vermittelt wurde, in der die Gesetze als angemessen galten.
    Wenig überraschend gingen immer wieder Offshore-Banken pleite. Hatten Anleger aus Europa oder Südamerika dann ihr Geld verloren, half es nichts, in ein Flugzeug zu steigen und auf den Bahamas nach dem Geld zu suchen. Es gab dort keins, das Geld war nie auf den Bahamas gewesen.
    Erst mit den Anschlägen vom 11.9.2001 veranlassten die USA, rechtlich gegen Offshore-Banken vorzugehen. Seitdem müssen Banken auf den Bahamas und in vielen anderen Steuerparadiesen eine „angemessene Geschäftstätigkeit“ nachweisen. Das heißt: ein Zimmer in einem Gebäude mit zwei Leuten drin – so sieht heute an vielen Offshore-Finanzplätzen eine Bank aus. Die dient in der Regel lediglich dazu, Kundengelder zu parken oder durchzuschleusen und garantiert einen zusätzlichen Schleier der Geheimhaltung. Ein wichtiger Geschäftsbereich dieser Banken besteht heute noch darin, Gewinne aus illegalen Geschäften oder Steuerhinterziehung in Empfang zu nehmen und aufzubewahren. Die Geschäfte, die diese Gewinne erbringen, werden aber von London oder der Schweiz aus gemacht und verwaltet.
    In der Offshore-Zone ist die Grenze, die zwischen illegalen und legitimen Handlungen unterscheidet, seit den 1970er-Jahren langsam aufgeweicht worden. Ersetzt hat sie ein Vertrauensnetz, das zwischen etablierten und angesehenen Akteuren auf der einen Seite sowie unbekannten und dubiosen auf der anderen Seite unterscheidet. Personen oder Unternehmen, die Geld waschen oder zu möglichst geringen Steuersätzen anlegen wollen, müssen sich darauf verlassen können, dass sie mit Leuten Geschäfte machen, denen moralische Skrupel fremd sind. Wenn Banken jemanden nicht kennen, müssen sie heute klare Regelungen treffen. Bei langjährigen und vertrauenswürdigen Kunden fallen diese häufig weg. Die auf Vertrauensverhältnissen aufbauenden Beziehungsgeflechte garantieren die Sicherheit für vermögende Kunden der Banken. Und die Manager der Banken sind Teil eines Kreises von Freunden und Geschäftspartnern, die unter sich bleiben und sich gegenseitig Geschäfte zuschieben.
Die Offshore-Finanzzentren und die Finanzkrise
    Lange bevor es zur Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 kam, hatten Experten gewarnt, dass von Offshore-Finanzzentren systemische Gefahren ausgingen, die auf einer

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