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Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Titel: Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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der neuen zwischenstaatlichen Abkommen weiterhin nicht entgehen lassen.
    Stiftungen sind geeignete Instrumente zur Familienversorgung, Nachfolgeplanung oder zur Erfüllung gemeinnütziger Zwecke. Angesichts des hohen Verwaltungsaufwands bei einer Stiftungsgründung in Deutschland sowie steuerlicher Vorteile im Gründungsstaat können und werden ausländische Stiftungen immer einen Platz haben. Zukünftig wird es dabei nicht mehr um Steuerhinterziehung gehen. Doch das Gros der rund 50.000 „anonymen Stiftungen“ in Liechtenstein ist trotz neuer Abkommen vom Steuerhinterziehungs-Aspekt betroffen. Für sie bleibt das Entdeckungsrisiko bestehen.

Kapitel 6: Die vielfältigen Facetten der paradiesischen Finanzwelt
    Kapitel 6
Die vielfältigen Facetten der paradiesischen Finanzwelt
    Die wirtschaftlichen Strukturen in den jeweiligen Offshore-Finanzzentren sind unterschiedlich. Während etwa Vanuatu mit einem hohen Anteil von Offshore-Gesellschaften und -Banken dem Klischee einer Steueroase entspricht, sind Standorte wie Luxemburg (größtes Fondszentrum in Europa), die Schweiz (mit 25 Prozent Anteil größter Geldverwalter weltweit) oder die Bermudas (weltweit wichtigster Sitz für Rückversicherer) komplexe Standorte, die in ihren Marktfeldern wichtige Cluster gebildet haben. Ein wenig beachteter Bereich der Geschäftsaktivitäten an Offshore-Standorten ist die Registrierung von Schiffen (Malta, Bahamas, Panama) oder Flugzeugen (Bermuda, Cayman Islands). Während bei Schiffen vor allem das Umgehen arbeitsrechtlicher Vorschriften eine Rolle spielt, werden Flugzeuge offshore registriert, wenn Flugunternehmen aus Entwicklungs- oder Schwellenländern einen neutralen Standort brauchen, um mit Banken aus Industrieländern bei der Flugzeugfinanzierung zusammenzuarbeiten.
    Befürworter von Offshore-Finanzplätzen betonen deren wichtige Rolle im internationalen Währungssystem, da es hier wegen der liberalen Gesetzgebung möglich ist, besondere Finanzinstrumente zu entwickeln, etwa für das Risikomanagement. Kritisiert werden diese Standorte vor allem als Steueroasen, die in Kombination mit ihrem in der Vergangenheit strengen Bankgeheimnis die Steuerhinterziehung in Hochsteuerländern begünstigt haben. Und das bieten sie teilweise auch heute noch als Teil ihres „Geschäftsmodells“ an. Die Nichtregierungsorganisation (NGO) Tax Justice Network schätzt die durch Offshore-Finanzplätze verlorenen Steuereinnahmen vor allem in den Industrieländern auf weltweit rund 255 Milliarden US-Dollar jährlich. Die häufig fehlende Transparenz dieser Standorte begünstigt zudem Geldwäscheaktivitäten. Aktuell sind diese Finanzplätze wegen ihrer schlechten Finanzaufsicht und -regulierung in der Kritik, da sie die Stabilität der internationalen Finanzmärkte gefährden. Das galt vor allem für die Finanzkrisen in den 1990er-Jahren. Aber auch große Pleiten und Wirtschaftsskandale wurden über Offshore-Finanzplätze gesteuert, genannt seien hier Meridien International Bank , Bank of Credit and Commerce International (BCCI) , Parmalat , Tyco oder Enron .
Inseln und ihre Besonderheiten
    Die Cayman Islands beispielsweise brüsten sich heute mit ihren drastischen Gesetzen zur Kundenidentifizierung. Die sind tatsächlich strikt – aber nur auf dem Papier. Ist hier jemand Teil des Vertrauensnetzes, fallen die strengen Regeln weg. Wenn eine dort ansässige Bank feststellt, dass ein Kunde vermögend ist, verzichtet sie schnell auf den Glaubwürdigkeitstest.
    Bankmitarbeiter, die nicht ins System passen, werden hinausgedrängt. Sie bekommen sowieso vor Ort meist nur einzelne Teile des gesamten Offshore-Bildes zu sehen. In der Regel verstehen sie also nicht, was bei den einzelnen Geschäftsabwicklungen tatsächlich vorgeht. Wird zum Beispiel ein Trust auf den Caymans gegründet, während sich das Depot in der Schweiz befindet, verfügt man als Bankmitarbeiter bei der Offshore-Bank auf den Cayman Islands nur über unzureichende Informationen. Es bleibt ungewiss, warum gewisse Transaktionen erfolgen. Vor allem jüngeren Bankmitarbeitern ist daher häufig nicht bewusst, welche Deals sie im Einzelfall abwickeln. Denn indem einzelne Transaktionen auf mehrere Offshore-Zentren aufgeteilt werden, werden die Spuren von den Akteuren systematisch verwischt.
    Diejenigen, die illegale Handlungen tätigen, also den Trust oder die Offshore-Gesellschaft gründen, sitzen oft in New York, London oder Zürich. Nur der Anwalt, der Chief Executive Officer oder der

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