Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus
den Druck auf jene Staaten, die bei der Regulierung und dem Informationsaustausch in Steuerangelegenheiten nicht kooperierten. Selbst der Finanzplatz Schweiz musste sich Mitte 2011 dem massiven internationalen Druck beugen. Vor allem für die Offshore-Finanzplätze in Asien könnten die in den letzten drei Jahren vorgenommenen Änderungen vorteilhaft sein: Singapur kam bisher bei Steuerfragen weitgehend ungeschoren davon. Der Stadtstaat profitiert derzeit, weil Menschen weiterhin ihr Geld vor dem Fiskus in der Heimat verstecken wollen.
Diese unversteuerten Vermögen wandern derzeit von Europa – vor allem aus der Schweiz – in erster Linie nach Asien. Dabei helfen international ausgerichtete Finanzinstitute vor Ort ihren Kunden bei der Verlagerung des Schwarzgelds. Das hat seinen Grund: Der Kunde bleibt bei derselben Bank, nur das unversteuerte Vermögen lagert jetzt auf einem Konto oder in einem Depot in Singapur statt wie zuvor in Zürich, Basel oder Genf. Singapur zählt nicht nur zu den letzten Steueroasen weltweit, es hat im Zuge der Finanzkrise auch die Eigenkapitalvorschriften der Banken vor Ort verschärft. Damit werden Einlagen besser abgesichert – auch die unversteuerten aus dem Ausland.
Die höheren regulatorischen Anforderungen an die traditionellen Offshore-Finanzzentren und ein wachsender Reichtum in den Schwellenländern – speziell in Asien – werden in naher Zukunft dazu führen, dass sich die Bedeutung der Finanzstandorte verschiebt. Hongkong und Singapur beispielsweise werden wichtiger werden – auch für unversteuerte Auslandsgelder –, denn die relative Wachstumsschere zwischen den Schwellenländern und den etablierten Finanzstandorten wird sich weiter öffnen. Während Vermögensmanager bis 2013 in Europa ein Wachstum beim Vermögen von etwa acht Prozent und in Nord- und Südamerika von sechs Prozent erwarten, rechnen sie für Asien mit einem Zuwachs von 18 Prozent. Der Trend ist eindeutig: Asien wird immer reicher. In der Pazifikregion leben mittlerweile rund 3,4 HNWI (High Net-Worth Individuals) – mehr als in den USA (3,1 Millionen). Für 2013 wird nach Booz & Company folgende Reihenfolge bei den wichtigsten Finanzplätzen erwartet: Singapur, Schweiz, Honkong, London und dann erst New York. Dabei profitieren die asiatischen Finanzplätze auch davon, dass es angesichts der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung immer mehr Reiche in Asien gibt, die ihr Geld nicht mehr in Europa, sondern bei Finanzinstituten in der Region anlegen wollen.
Raus aus Deutschland und ganz legal Steuern sparen
Ärgerlich, aber legal. Steuerauswanderer – Unternehmen wie Privatpersonen – zahlen weiterhin Steuern, nur eben nicht ausschließlich an den deutschen Fiskus. Das unterscheidet sie von kriminellen Steuerflüchtlingen, die Schwarzgeld in Steueroasen verfrachten und dort steuerunbehelligt Erträge kassieren. Derart offensichtliche Betrügereien haben deutsche Großkonzerne nicht nötig. Sie beschäftigen hochqualifizierte und hochbezahlte Finanzexperten sowie Steuerberater von international operierenden Steuer- und Wirtschaftsprüfungskanzleien, die gekonnt Lücken in den unterschiedlichen nationalen Steuersystemen ausnutzen. Dabei geht es immer darum, die Unterschiede im Steuerrecht zweier Staaten so zu nutzen, dass Erträge möglichst nirgendwo mehr versteuert werden müssen – dies wird von den Steuerschiebern mit liebevollen Kosenamen bedacht: „Coordination-Center“, „Dublin-Docks“ oder „Dutch-Swiss-Sandwich“. Inzwischen wurden solche Instrumente entschärft: Unternehmen müssen auf Geschäfte mit derartigen Konstruktionen mindestens 30 Prozent Steuern zahlen. Doch es werden sich neue Schlupflöcher finden, denn die richtig guten Steuerberater sind dem Fiskus stets einen Schritt voraus. So wird das Steuersparen künftig noch aggressiver werden.
Niemand kann es dem ausgepressten deutschen Steuerzahler – egal ob Unternehmen oder Bürger – verdenken, dass er das internationale Steuerrecht zu seinen Gunsten nutzt. Schon gar nicht, wenn Unternehmen beispielsweise ihre Zinserträge gleich mehrmals versteuern müssen, und zwar über die Einkommen-/Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer und Gewerbekapitalsteuer. Solch fiskalischer Wahnsinn hat in den letzten beiden Jahrzehnten zigtausende Steuerzahler fast systematisch ins europäische Ausland getrieben. Nur: Den Großen stehen dabei weitaus mehr Möglichkeiten offen als den Kleinen.
So kann etwa ein bayerischer Kleinbetrieb nicht über
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