Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus
ausländische Anleger unakzeptabel. Dabei ist die volkswirtschaftliche Bedeutung des Finanzsektors mit 33 Prozent am BIP im internationalen Vergleich extrem hoch. In Luxemburg sind es 26 Prozent, in der Schweiz 11,9 Prozent, in Großbritannien zehn Prozent, in den USA 8,5 Prozent, in Belgien sechs Prozent, in Österreich 5,2 Prozent und in Deutschland 4,3 Prozent.
Das Ende des Schwarzgeldflusses vor allem aus Deutschland hat das Ländle also hart getroffen. Vertrauensverlust und Kostendruck hinterließen ihre Spuren. Viel zu lange sorgten überzogene Gebühren bei Schwarzgeldkunden für satte Bankrenditen. Um den Abfluss von Schwarzgeld deutscher Mandanten zu stoppen, haben Liechtensteins Treuhänder 2008 beispielsweise Panama als neuen sicheren Hafen erkoren. Die Banken im Fürstentum haben ihre Lektion in Sachen Informationsaustausch in Steuerangelegenheiten sowie aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und sich statt auf Hilfe beim Steuerbetrug auf das Thema Qualitätsoptimierung im Asset-Management konzentriert. Doch die rund 400 Treuhänder und Treuhandgesellschaften im Ländle versuchen, ihre Schwarzgeld-Schäfchen zu retten. Sie empfehlen nun Panama-Stiftungen statt wie früher Stiftungen in Liechtenstein. Folge: Die Zahl der Stiftungen in Liechtenstein ist seit 2009 um über 20.000 zurückgegangen. Gleichzeitig wurden von den Treuhändern rund fünf Milliarden Franken von Vaduz auf Stiftungen in Panama verschoben, wie im „Fuchs Report“ 2011 der Stiftungen für Unternehmer zu lesen war. Dort ist die Welt für Steuerhinterzieher aus Europa noch in Ordnung. Auskunftspflichten gegenüber ausländischen Finanzbehörden, vor allem denen aus der EU , kennt man in dem mittelamerikanischen Staat nicht. In einer Befragung der Treuhänder ermittelte Liechtensteins Finanzaufsichtsbehörde FMA 2010, dass mittlerweile rund 80 Prozent ihren ausländischen Kunden Dienstleistungen in Panama anbieten. Dabei läuft das Geschäft einschließlich der Stiftungsgründung mit minimalen Anforderungen von Vaduz aus über das Internet.
Für Liechtenstein kam es noch schlimmer: Mit einer Hauruck-Aktion hat der Landtag von Liechtenstein Ende März 2012 das Bankgeheimnis auf Druck der USA auf eine noch nie dagewesene Art und Weise aufgeweicht. Künftig erhalten die US-Steuerbehörden Auskünfte über die Anlagen von Amerikanern in Liechtenstein, ohne dass ein konkreter Verdacht auf Steuerhinterziehung im Einzelfall nachgewiesen werden muss. Auch Gruppenanfragen, „Fishing Expeditions“, bei denen Amtshilfe auch ohne konkrete Verdachtsmomente geleistet wird, sind möglich. Und was Altfälle betrifft, sind die USA weit weniger zimperlich als Deutschland. Während bei dessen neuen Abkommen mit der Schweiz und Liechtenstein die Altkunden anonym bleiben, ist das bei dem Abkommen der USA nicht der Fall.
Weit aus dem Fenster gelehnt hat sich Liechtenstein gegenüber Großbritannien. Britische Steuerzahler müssen sich bis April 2016 entscheiden: Entweder sie legen die Vermögen gegenüber den britischen Finanzbehörden zu günstigen Sonderkonditionen und Nichtkriminalisierung offen oder sie müssen ihre Gelder aus Vaduz abziehen. Bis Mitte 2012 haben über 2.100 Briten dieses Angebot genutzt und ihre Vermögen deklariert. Mehr noch: Die Banken im Fürstentum haben über 1.000 neue Kunden vor allem aus der Schweiz gewonnen, die ihr Geld ins Land gebracht haben, um von dem Sonderangebot zu profitieren.
Übrigens hat auch Bern mit der britischen Regierung Anfang 2012 einen Vertrag geschlossen, wonach britische Steuerflüchtlinge anonym bleiben. Die rückwirkende Abgeltungsteuer ist mit durchschnittlich knapp 25 Prozent des Vermögens aber deutlich höher als bei der Offenlegung über Vaduz. Hier wird von 15 Prozent als Durchschnitt ausgegangen. Die Nachversteuerung spült Großbritannien rund drei Milliarden Euro in die Staatskasse. Verglichen mit deutschen Steuerhinterziehern in Liechtenstein sind die Briten jedoch nur ein kleiner Fisch.
Während Europa verhandelt, lassen sich die USA beim Thema Steuerhinterziehung und Schwarzgeld auf keine Kompromisse ein. Das Fürstentum war zu Zugeständnissen gezwungen, weil die US-Justiz die Liechtensteinische Landesbank (LLB) ins Visier genommen hatte. Deren Zürcher Tochter gehört zu den elf Schweizer Finanzinstituten, denen man vorwirft, reichen Amerikanern dabei geholfen zu haben, ihr Geld am US-Fiskus vorbeizuschleusen. In Vaduz fürchtete man daraufhin ein Schicksal wie das der
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