Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus
für Schweizer Banken kein Geschäftsmodell mehr sein“, erklärte FINMA -Direktor Patrick Raaflaub in „Bilanz“ (Ausgabe 19/2011).
Wenn Schweizer Banken im Bereich Wealth-Management aber Verluste verzeichnen, schlägt sich dies auf deren Ergebnis nieder. In der Folge wird es auch im internationalen Vergleich Veränderungen geben.
Das Beratungsunternehmen Booz & Company erwartet aufgrund von Geldabflüssen und geringeren Margen in der Vermögensverwaltung einen strukturellen Einkommensrückgang der Finanzbranche in der Schweiz von mehr als eine Milliarde Franken im Jahr. Das entspricht vier Prozent der Gesamterträge. Zugleich müssen die Banken höhere Kosten verkraften, um die Steuertreue ihre Kunden zu sichern. Das ist für die Finanzinstitute besonders bitter, da im Offshore-Banking bisher mit 150 bis 180 Basispunkten nahezu doppelt so hohe Gewinnmargen erzielt wurden wie im Geschäft mit den Schweizern.
Ein Vergleich von „Euro“ (Ausgabe 10/2011) zehn führender Schweizer Banken ergab, dass bei einem Kontostand von einer Million Franken im Durchschnitt 4.000 Franken Gebühren fällig werden. Ein Auslandskunde mit einem 50.000-Euro-Depot zahlt bei Sarasin satte 7,6 Prozent Gebühren. Wer dagegen 250.000 Franken anlegt, bewegt sich bei Sarasin auf dem Kostenniveau der getesteten Konkurrenzinstitute. Beim Zins für Spargeld steht bei allen Schweizer Banken die Null vor dem Komma. Ob es sich angesichts dessen lohnt, Geld in Richtung Zürich zu transferieren, ist wohl nur für Anleger mit Schwarzgeld keine Frage.
Im Rahmen der neuen Steuerabkommen erhalten die Schweizer Banken einen besseren Zugang nach Deutschland und Großbritannien. Uneins sind die Geldhäuser, ob sie dann weiter vor Ort oder nicht eher aus der Schweiz heraus tätig sein sollen. Denn bisher verursachten die Niederlassungen in Deutschland vor allem Verluste (2010).
Bank
Verwaltete Vermögen in Milliarden Euro
Ergebnis in Millionen Euro
UBS
25,5
–10,6
Credit Suisse
12,0
+1,2
Julius Bär
1,9
–12,2
Sarasin
1,5
–1,5
Vontobel
0,8
–11,4
St. Galler Kantonalbank
0,2
–5,8
Quelle: Booz & Company
Die Gründe: der starke Wettbewerb, das Misstrauen der Kunden nach den negativen Erfahrungen mit den Bankzentralen in der Schweiz, die geringe Gewinnmarge von 60 Basispunkten sowie die hohen Kosten für eine relativ kleine Kundenbasis. Die LGT Bank in Liechtenstein hat daher im September 2011 ihr Deutschland-Geschäft verkauft, nachdem der Erwerb der BHF-Bank gescheitert war. Redimensionierung heißt derzeit in der Schweiz und in Liechtenstein das Motto. Damit geht eine fast 20-jährige Boomperiode zu Ende.
Für die Schweiz ist die Strukturkrise besonders gefährlich, macht der Bankensektor doch im internationalen Vergleich einen sehr großen Teil der Gesamtwirtschaft aus. 11,9 Prozent beträgt der Anteil der Finanzbranche am Schweizer BIP, 6,7 Prozent stellen allein die Banken. Anfang der 1980er-Jahre lag der Anteil der Bankbranche am BIP bei 3,6 Prozent. Im Zeitraum 1980 bis 2008 legte der Finanzsektor nach einer Analyse des Institut des hautes études internationales et du developpement in Genf jährlich um durchschnittlich 5,8 Prozent zu – gegenüber 1,6 Prozent Zuwachs der Gesamtwirtschaft.
Bei praktisch allen Banken sind die Geschäftsmodelle auf dem Prüfstand, der Verdrängungskampf geht in eine entscheidende Phase. Größe ist da sicher von Vorteil. So sind UBS und Credit Suisse mit ihren weltumspannenden Systemen gut aufgestellt, um von den Wachstumsmärkten in den Schwellenländern zu profitieren. Für kleinere Banken wird es indes immer schwieriger, die komplizierten Regeln zu überblicken, die ihnen die international verschärften Vorschriften diktieren. Schwarzgeld hat als Businessmodell ausgedient – auch wenn es den Schweizer Banken über Jahrzehnte überdurchschnittliche Profite bescherte.
Finanzplatz Liechtenstein – das war einmal
Ähnliche Auswirkungen zeigt das Ende des Schwarzgeldbooms bei den Banken in Liechtenstein. Auch sie verzeichnen massive Geldabflüsse und Margeneinbrüche. Wurden von den 17 Banken 2007 noch 171 Milliarden Schweizer Franken verwaltet, sind es heute nur noch 121 Milliarden. Im Nachgang zum Ankauf der Liechtensteiner Steuer-CD 2007 wurden innerhalb eines Jahres rund 50 Milliarden Schweizer Franken von ausländischen Kunden abgezogen. Davon hat sich der Finanzsektor im Fürstentum nicht mehr erholt. Trotz einer neuen Finanzmarktstrategie ist der Finanzplatz Liechtenstein heute für
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