Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Titel: Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
Vom Netzwerk:
auf kantonaler Ebene ein Steuerprivileg für „gemischte Gesellschaften“: Voraussetzung dafür ist, dass mindestens 80 Prozent ihres Aufwands und ihrer Erträge im Ausland anfallen. Während die Schweizer Einkünfte bei dieser Gesellschaftsform normal besteuert werden, unterliegen nur etwa zehn bis 20 Prozent der Auslandserträge der Besteuerung. Damit ergibt sich eine Gesamtsteuerbelastung von zehn bis elf Prozent, denn 50 Prozent des Bruttogewinns können pauschal als Aufwand abgezogen werden. Der Gewinn kann zudem quellensteuerfrei ins Ausland transferiert werden. Interessante Wirtschaftsförderungen für ausländische Investoren bieten die Kantone St. Gallen, Thurgau, Schaffhausen, Glarus, Aargau, Freiburg, Zürich und Schwyz.
    Zypern: Dieser Standort im östlichen Mittelmeer kann sich im internationalen Steueroasen-Reigen sehen lassen: Die Körperschaftsteuer für Unternehmen liegt bei zehn Prozent, Offshore-Gesellschaften (International Business Company, IBC) sind steuerbefreit. Über 45.000 Gesellschaften nutzen dieses Steuerprivileg. Eine Zypern-IBC kann beispielsweise eine Immobilie in Deutschland halten. Wird diese weiterverkauft oder vererbt, bleibt die IBC im Grundbuch Eigentümer, lediglich die Gesellschaftsanteile gehen auf den Käufer beziehungsweise Erben über. Vorteil: Beim Verkauf wird der Erlös in Zypern günstig besteuert, beim Vererben fällt keine Erbschaftsteuer an. Der Besitzwechsel wird im deutschen Grundbuch nicht eingetragen, damit entfällt auch die sonst übliche Meldung an den deutschen Fiskus. Und wenn der Erbe seinen Wohnsitz in Deutschland hat, wird er hier erbschaftsteuerlich nicht erfasst.
    WAS STEUERLICH GILT
    Damit Gesellschaftskonstruktionen in Steueroasen in anderen Ländern steuerlich anerkannt werden, müssen die Geschäfte der Gesellschaft auch in der jeweiligen Domizil-Steueroase getätigt werden. Ist das nicht der Fall, greift der Fiskus in Drittländern zu. So wie 2012 in einem Frankfurter Betrugsfall. Hier wurden über eine Zypern-Gesellschaft Unternehmensanteile im Wert von Milliarden gehandelt, ohne dass auf Zypern oder in Deutschland Körperschaftsteuer gezahlt wurde. Auf Zypern nicht, weil die Offshore-Gesellschaft von Deutschland aus gesteuert wurde und damit in Zypern keine Körperschaftsteuer fällig wird; in Deutschland nicht, weil die Gesellschaft auf Zypern ansässig ist. Tatsächlich wurden die Geschäfte der Gesellschaft in Frankfurt gemacht, das wurde den Hintermännern in Deutschland zum Verhängnis. Da es sich um reale und nicht um Scheingeschäfte handelte, hätten sie in Deutschland eine Steuererklärung abgeben müssen, was sie aber nicht taten. Die Dimension des Betrugs ist gewaltig: Innerhalb weniger Jahre wurden nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft über 450 Millionen Euro Körperschaftsteuer hinterzogen, wie die „FAZ“ am 20.3.2012 berichtete.
    Europa: Flat Tax, also eine Einheitssteuer, wurde vor allem in Mittel- und Osteuropa zu einem Erfolgsmodell und hat in den vormals kommunistischen Ländern zu einer beeindruckenden Wirtschaftsdynamik geführt. Für viele westeuropäische Unternehmen waren die einheitlichen und günstigen Steuersätze ein wesentlicher Grund dafür, Produktionsstätten dorthin auszulagern.
    Es gelten folgende Flat-Tax-Sätze (Stand 2012): in Albanien zehn Prozent, in Bosnien-Herzegowina zehn Prozent, in Bulgarien zehn Prozent, auf den Channel Islands 20 Prozent, in Estland 18 Prozent, in Lettland 25 Prozent, in Litauen 24 Prozent, in Mazedonien zehn Prozent, in Montenegro neun Prozent, in Rumänien 16 Prozent, in Russland 13 Prozent, in Serbien zehn Prozent, in Tschechien 15 Prozent, in Ungarn 16 Prozent, in der Ukraine 15 Prozent und in Weißrussland zwölf Prozent. Im Zuge der Finanzkrise und Staatsverschuldung (43 Prozent des BIP) schafft die Slowakei laut „Süddeutscher Zeitung“ vom 11.6.2012 die Flat Rate von derzeit 19 Prozent ab. Sie wird durch ein gestaffeltes Steuersystem ersetzt: Die Steuern auf Unternehmensgewinne werden auf 25 Prozent erhöht und Reiche müssen mehr Einkommensteuer zahlen.
    Der Bestand an Direktinvestitionen zeigt, wie stark deutsche Unternehmen in der Weltwirtschaft eingebunden sind und wie viel sie im Ausland investiert haben. Sowohl in eigene Niederlassungen als auch in Beteiligungen an anderen Unternehmen. Ende 2009 – jüngere Zahlen lagen zum Redaktionsschluss nicht vor – summierte sich der Bestand an deutschen Direktinvestitionen nach Angaben der

Weitere Kostenlose Bücher