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Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Titel: Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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Doppelbesteuerungsabkommens mit Deutschland im Jahr 2011 sind die Skandale der Vergangenheit zwar offiziell erledigt, das Image Liechtensteins als Paradies für Steuerhinterzieher, Geldwäscher und andere Wirtschaftskriminelle ist aber nach wie vor verheerend. Da das Fürstentum jährlich nur rund 100 Daueraufenthaltsgenehmigungen erteilt, bietet sich der Kleinstaat eher an, um Offshore-Konstruktionen wie Stiftungen an. Über diese lassen sich Steuervergünstigungen generieren, Vermögenswerte über mehrere Generationen hinweg vererben (Erbrecht-Shopping) oder Pflichtteilsansprüche unerwünschter Erben aushebeln.
    Trotz aller Besserungsversprechen stellte im September 2011 ein Gutachten des Global Forum im Auftrag der G-20 -Staaten fest, dass „Liechtensteiner Gesetze nach wie vor Eigentümer, Begünstigte und andere Nutznießern bestimmter Unternehmensformen verschleiern helfen. Das gilt etwa bei Trusts und Treuunternehmen“. Diese zwei Rechtskonstrukte erfreuen sich seit Langem als probate Schwarzgeldverstecke und bisweilen auch als Geldwaschanlagen globaler Beliebtheit. „Auch die Identität von Inhaberaktionären bleibe in Liechtenstein häufig im Dunkeln“, bemängeln die Gutachter. Zudem sind in den 2010 und 2011 geschlossenen bilateralen Rechtshilfeabkommen, unter anderem mit Deutschland, die Kriterien für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit so formuliert, dass Vaduz in vielen Fällen keine Rechtshilfe gewähren muss. Viel zu tun also für Liechtenstein, will es in der Weltgemeinschaft nicht weiterhin als Steueroase gelten. Doch auch hier bleiben bislang vom deutschen Fiskus unentdeckte Anleger künftig anonym, da die Banken im Ländle – wie die in der Schweiz – künftig eine pauschale Abgeltungsteuer an die deutschen Finanzbehörden überweisen.
    Luxemburg: Als der damalige Finanzminister Theo Waigel 1991 eine Zinsabschlagsteuer auf Kapitalerträge ankündigte, begann der Run deutscher Anleger auf die Banken in Luxemburg. Zehntausende transferierten innerhalb kurzer Zeit ihr Geld in den Zwergstaat. Das nahe der deutschen Grenze gelegene Steuerparadies florierte und die deutschen Banken errichteten feine Niederlassungen in der Fluchtburg des Kapitals. Mit flotten Sprüchen wie „Zweitwohnsitz für Ihr Geld“ oder „Reisen bildet, zum Beispiel Kapital“ warben sie für Anlagen im Großherzogtum. Bei großen deutschen Affären wie dem Skandal um den ehemaligen Rüstungsstaatssekretär Holger Pfahls oder um den Freidemokraten Jürgen Möllemann führte die Spur des Geldes oft nach Luxemburg. Sie und andere hatten dort Millionen vor dem deutschen Fiskus versteckt.
    Für deutsche Steuerfahnder war das ein Signal, dass Luxemburg für viele Deutsche ein Unterschlupf für Schwarzgeld war. Es war auch die Zeit, als Waigel und sein Nachfolger Hans Eichel Luxemburg und anderen Steueroasen durch eine europaweite Zinsrichtlinie auszutrocknen versuchten. Mit deren Hilfe sollten die Kapitalerträge aller EU -Bürger erfasst und gesammelt werden. Doch Jean-Claude Juncker setzte 2005 als luxemburgischer Premierminister durch, dass sich sein Land nicht am personifizierten Informationsaustausch der EU -Zinsrichtlinie beteiligen muss. Auch Belgien und Österreich scherten aus. Stattdessen erhoben die drei EU -Länder eine anonyme Quellensteuer auf Erträge von EU -Ausländern. Erst Ende 2011 lenkten die drei Abweichler auf massiven Druck der anderen EU -Mitgliedsstaaten ein. Seitdem werden die Zinserträge von den Banken personifiziert gemeldet.
    Experten schätzen, dass heute rund 50 Milliarden Euro unversteuertes deutsches Geld in Luxemburg liegt, ein Großteil davon in fondsgebundenen Lebensversicherungen. Die rund 3.800 Fonds verwalten insgesamt über zwei Billionen Euro. 2011 machten Finanzgeschäfte mehr als ein Drittel des luxemburgischen BIP aus, jeder fünfte Arbeitnehmer ist in der Finanzindustrie beschäftigt. Der Erfolg des Finanzplatzes basiert auf wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen bei strenger aufsichtsrechtlicher Kontrolle, globalem Know-how und einer guten Infrastruktur, vor allem für internationale Vermögensplanungen. So bietet das Großherzogtum für große Privatvermögen unter anderem die Möglichkeit, einen eigenen Investmentfonds aufzulegen, einen sogenannten Fonds d’Investissement Spécialisé (FIS), der steuerfrei gestellt ist. Damit können beispielsweise Großeltern bereits zu Lebzeiten die vom Gesetzgeber festgelegten Freibeträge für Kinder und Enkelkinder nutzen. Und um

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