Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus
oder elektronische Spur zu hinterlassen. Es fällt sogar auf, wenn etwas fehlt. So ist es Aufgabe eines Steuerprüfers, alles aufzuspüren, was aus dem Rahmen fällt, zum Beispiel wenn Verhältnisse unstimmig wirken oder Kapitalbewegungen sich ohne erkennbaren Grund ändern. Steuerprüfer bekommen mit der Zeit einen siebten Sinn dafür, wenn beim Steuerpflichtigen etwas nicht stimmt. Sie erkennen, ob jemand lügt oder nervös ist. Sie beobachten die Körpersprache des Steuerpflichtigen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob er etwas verheimlicht. Je mehr Hinweise sie erhalten, umso gründlicher gehen sie der Sache auf den Grund.
Bei einer Unternehmensprüfung stellen sie Angestellten scheinbar harmlose Fragen, um großen Einzahlungen oder Barabhebungen von Bankkonten auf die Spur zu kommen. Ständige Auslandsreisen ohne offensichtlichen geschäftlichen Hintergrund machen sie misstrauisch. Steuerpflichtige sollten also den Grund für ihre Reisen sehr genau kennen: Fährt man immer an denselben Ort? Wen hat man dort wann und wo getroffen? Worüber wurde gesprochen? Wo ist man abgestiegen? War die Reise wirtschaftlich erfolgreich? Konnten alte Geschäftsbeziehungen intensiviert oder neue geknüpft werden? Was wurde ausländischen Geschäftspartnern verkauft beziehungsweise was hat man von denen gekauft? Wecken die Angaben bei einem Prüfer Zweifel, nimmt er bei seiner Suche nach unversteuertem Einkommen in der Regel eine „Lebensstandard-Prüfung“ vor. Damit versucht er zu berechnen, wie hoch das Einkommen des Steuerpflichtigen sein müsste, damit dieser seinen Lebensstil finanzieren kann. Wurde in der Steuererklärung weniger angegeben, wird weiter gegraben. Was ist mit den Gesprächen mit der Bank im Ausland? Wie oft wird etwa in Zürich angerufen? Werden Auslandsreisen unternommen, um Dinge persönlich zu regeln? Wie viel Steuern müssen eingespart werden, damit sich die Kosten für die Auslandsreisen rentieren?
Die Schwarzgeld-Helfer
Die Deutschen verstecken Milliarden im Ausland – aus Angst vor Steuerfahndern, Erbstreitigkeiten oder einer teuren Scheidung. Weil Regierungen in den letzten Jahren das Bankgeheimnis ausgehebelt haben, offerieren international operierende Anwälte Geldtransfers über anonyme Tarnfirmen. Schwarzgeldkonten haben ausgedient. Wer heute Geld sicher im Ausland deponieren will, muss im Ausland Tarnfirmen gründen, statt auf eigenen Namen ein Konto zu eröffnen. Spezialisierte Anwälte wissen, wie das geht. Wer sich gewiefte Berater leisten kann, hat weiterhin gute Chancen, den Fiskus in die Irre zu führen.
Der deutschstämmige Anwalt, für den Geld verstecken „total einfach“ ist, organisiert seine diskreten Dienste von einer kleinen Insel vor der Küste Miamis aus. Ein guter Standort, um Kontakte in die Finanzzentren der Karibik zu pflegen. Der Bungalow, in dem die Kanzlei residiert, ist nicht gerade ein Juwel: Die Farbe blättert ab, die Auffahrt braucht dringend eine neue Teerschicht. Nach großem Geld sieht es hier nicht aus. Aber das täuscht. Der umtriebige Anwalt weiß nicht nur, wie man Vermögen versteckt, sondern auch, wie man es sicher ins Ausland transferiert. „Sie können das Geld zum Beispiel auf mein Treuhandkonto überweisen“, erklärt er dem Kölner Unternehmer, der einen Teil des Geldes aus dem geplanten Verkauf seines Unternehmens am Fiskus vorbeischleusen will. Von dort leite er es weiter auf die British Virgin Islands. Dorthin habe er „seit vielen Jahren gute Kontakte. Die Gründung der Offshore-Firma nehmen wir selbst in die Hand. Persönlich erscheinen“ müsse der Mandant nicht.
Auf Tarnfirmen stoßen Steuerfahnder immer häufiger. Das ist ein Standardmodell vor allem bei der organisierten Kriminalität, aber auch im Bereich Steuerhinterziehung. Zeigten bis zum Fall des Bankgeheimnisses in der Regel nur Multimillionäre Interesse an den teuren und aufwendigen Vorhaben, registrieren Anwälte heute auch bei „kleineren Fischen“ eine steigende Nachfrage. Dabei werden die juristischen Konstruktionen immer komplexer.
Eine zentrale Rolle bei diesen Modellen spielt der Treuhänder, der die Gesellschaft nach außen vertritt und es dem tatsächlichen Eigentümer damit ermöglicht, anonym zu bleiben. Als Treuhänder fungiert der Anwalt selbst oder ein Mitarbeiter der Kanzlei. Einige Anwälte bieten zusätzlich Vermögenstransfers über unverdächtige Konten an, da es zu riskant geworden ist, das Geld direkt in eine Steueroase zu überweisen oder gar mit
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