Steueroasen Ausgabe 2013
verschoben hat, eine sogenannte Krisensteuer eingeführt. Diese gezielte Sondersteuer trifft vor allem ausländische GroÃunternehmen. Dabei hat die Regierung im eigenen Landgenug zu tun: Sie muss die mit rund 80 Prozent des BIP höchsten Staatsschulden in Zentral- und Osteuropa verringern und die Staatsausgaben erhöhen, das Wirtschaftswachstum ankurbeln und die Arbeitslosigkeit senken. Ein Vergleich mit dem krisengeschüttelten Griechenland ist jedoch nicht gerechtfertigt.
Anreize für Investoren
Die Privatisierung ist in Ungarn abgeschlossen, die GroÃunternehmen sind in private Hand überführt. Seit 1989 können Ausländer Mehrheitsbeteiligungen bis zu 100 Prozent an ungarischen Gesellschaften übernehmen.
Von ausländischen Investoren in Ungarn gegründete Unternehmen können Liegenschaften und Immobilien erwerben, ausgenommen sind landwirtschaftliche Grundstücke. Auch Pachtverträge sind zulässig.
Bei den ausländischen Direktinvestitionen liegt Deutschland mit einer Quote von 39 Prozent vor Japan (18 Prozent) und Ãsterreich (13 Prozent). Investitionen auf der grünen Wiese in den weniger entwickelten Regionen werden finanziell und steuerlich gefördert. Dabei ist Ungarn vor allem um die Ansiedlung von Forschungs- und Entwicklungszentren bemüht.
Von Ausländern bevorzugte Gesellschaftsformen sind die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (KFT) mit einem Mindeststammkapital von 12 350 Euro und die Aktiengesellschaft (RT) mit einem Stammkapital von mindestens 82 000 Euro.
Körperschaftsteuer: Unternehmensgewinne werden seit 2004 einheitlich mit 19 Prozent versteuert, Gesellschaften bis zu zwei Millionen Euro Jahresumsatz zahlen 10 Prozent.
Offshore-Gesellschaften: Gesellschaften, die ausschlieÃlich im Ausland wirtschaftlich tätig sind, zahlen eine Körperschaftsteuer von nur drei Prozent.
Einkommensteuer: 16Â Prozent
Gewerbesteuer: 2Â Prozent
Krisenbedingte Sondersteuer: 2,5Â Prozent
Grunderwerbsteuer: 10Â Prozent des Verkehrswertes
Investitionsförderungen: Neben staatlichen FördermaÃnahmen für direkte Investitionen â bis zu 50 Prozent â erhalten Unternehmen finanzielle Zuschüsse für die Schaffung neuer Arbeitsplätze (bis 4600 Euro pro Mitarbeiter). Aus den Förderprogrammen der EU stehen rund 253 Millionen Euro zur Verfügung.
Ungarn hat dank kräftiger ausländischer Direktinvestitionen seine Wirtschaft wettbewerbsfähig gemacht. Die Höhe der ausländischen Direktinvestitionen liegt bei 65 Prozent, in Griechenland befindet sich dieser Wert bei 13 Prozent. Ungarn konnte seinen weltweiten Export auf 0,44 Prozent im Jahr 2010 steigern, in Griechenland lag dieser bei 0,16 Prozent. Dabei ist die griechische Wirtschaft fast doppelt so groà wie die ungarische. Dennoch leidet Ungarns Ruf als Schuldner. Das liegt vor allem an der unberechenbaren und teilweise auch unsoliden Wirtschaftspolitik. Höhere Risikoprämien für Staatsanleihen und niedrigere Investitionen aus dem Ausland sind die Folge. Investoren vermissen vor allem eine gewisse Rechtssicherheit.
Bis Anfang 2012 investierten ausländische Firmen in Ungarn rund 200 Milliarden Euro, fast ein Zehntel kam von den knapp 1000 deutschen Unternehmen. Fraglich ist, ob das mit der neuen investitionsfeindlichen Steuerpolitik so bleibt. Polen, Tschechien und die Slowakei sind inzwischen zu starken Konkurrenten Ungarns geworden. Auch die baltischen Staaten sowie Bulgarien und Rumänien haben in der Investorengunst aufgeholt. Das liegt an den hohen Steuern und den im Jahrzehnt bis zur Krise schnell gestiegenen Löhnen in Ungarn .
Förderschwerpunkte
Human Resources (HEOP):
Beschäftigungspolitik, Ausbildung, Soziales, âWissensnetzeâ, Wissensmanagement, E-Learning
Wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit (GVOP):
Forschung und Entwicklung, insbesondere kleiner und mittlerer Unternehmen, Investitionsförderung, Infrastruktur, E-Economy
Landwirtschaft und Entwicklung des ländlichen Raumes (AVOP):
Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, Entwicklung des ländlichen Raumes, Erneuerung und Verbesserung der Agrarproduktion
Umwelt und Infrastruktur (KIOP):
Produktionsintegrierter Umweltschutz, Verkehr, Demonstrationsprojekte
Regionalentwicklung (ROP):
Entwicklung von Wirtschaft und Human Resources auf regionaler Ebene, Tourismusförderung
Quelle:
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