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Steueroasen Ausgabe 2013

Steueroasen Ausgabe 2013

Titel: Steueroasen Ausgabe 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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beispielsweise, Einnahmen aus Lizenz-, Patent- oder Markenrechten durch Steueroasen zu schleusen. Wichtig dabei ist die genaue Kenntnis des Doppelbesteuerungs-Netzwerks zwischen verschiedenen Ländern. Hier kommt es darauf an, wie die Abkommen im Einzelfall den Quellensteuersatz begrenzen, den ein Land erheben kann, wenn der Empfänger in einem anderen Land Tantiemen erhält. Diese Kenntnis vorausgesetzt, kann man etwa Einnahmen, die im Land A entstehen, durch Land B schleusen, um sie von dort nach Land C zu transferieren. Erhebt dann Land A hohe Quellensteuern auf Zahlungen an Land C, jedoch nur geringe oder gar keine Steuern auf Zahlungen an Land B, kann der Umweg über Land B geldwert sein. Dieses System funktioniert jedoch nur durch das Zwischenschalten einer zusätzlichen Gesellschaft.
    Zu den weiteren Steuervorteilen, die sich Unternehmen über den sogenannten Tantiemenkreislauf verschaffen können, zählt unter anderem das Absetzen hoher Kosten für Forschung und Entwicklung von vergleichsweise hoch besteuerten Einkünften in Industrieländern. Da kann es dann in Ländern ohne oder mit geringer Kapitalertragsteuer sinnvoll sein, Patente an eine Auslandstochter zu verkaufen, um so einen steuerfreien oder zumindest günstiger besteuerten Verkaufsgewinn zu erzielen als mit den Tantiemeneinnahmen. Selbst ein Industrieland wie Belgien kann so durch das Zwischenschalten von Gesellschaften und der Nutzung von DBA zu einem Niedrigsteuerland werden.
    Bei derartigen Konstruktionen geht es immer darum, Unterschiede im Steuerrecht zweier oder mehrerer Staaten so zu nutzen, dass Erträge möglichst nirgendwo mehr versteuert werden müssen. Auch begünstigen viele Offshore-Gebiete Gesellschaften steuerlich, die sich nicht im unmittelbaren Besitz ansässiger Personen beziehungsweise Unternehmen befinden. Doch damit Gesellschaftskonstruktionen in Steueroasen beispielsweise auch in Deutschland steuerlich anerkannt werden, müssen die Geschäfte der Gesellschaft zwingend in der jeweiligen Domizil-Steueroase getätigt werden.
    Ein weiteres Merkmal für das Offshore-Geschäft ist die Geheimhaltung. Statt Transparenz übertragen die Geheimhaltungspraktiken der Steueroasen Informationen und damit auch Macht, die sich aus Informationen ergibt, auf Insider, die in der Regel die Erträge ernten. Diese Zunft sorgt dafür, dass Unternehmen und Kapital nicht dorthin wandern, wo sie am produktivsten, sondern dahin, wo die Steuern im Ländervergleich am niedrigsten sind. Beispielsweise auf die British Virgin Islands , wo Nullsteuern für die Geschäftsaktivitäten von rund 800 000 Offshore-Gesellschaften gelten. Zum Vergleich: Auf den B.V.I. leben knapp 25 000 Menschen!
    Ob Bananen aus Honduras , Textilien aus Indien oder Fernsehgeräte aus Taiwan – ein Großteil unserer Nahrungsmittel, unserer Kleider, Möbel oder Elektroartikel hat eine Reise durch die Offshore-Welt hinter sich, wenn sie bei uns angeboten werden. Dabei erfolgen rund zwei Drittel des weltweit grenzüberschreitenden Handels innerhalb von multinationalen Unternehmen, die vielfach über Steueroasen ein „Transfer Pricing“ betreiben, um ihre Steuerbelastungen am Unternehmenssitz – häufig auf Null – herunterfahren zu können. Das Transfer Pricing ist ein Grund, warum multinationale Unternehmen so international aufgestellt sind – und weshalb sie in der Regel schneller wachsen als die nationale Konkurrenz.
    Unternehmensbesteuerung ausgewählter Länder im Vergleich in Prozent
Zypern, Bulgarien
10,0
Portugal
26,5
Irland
12,5
Großbritannien, Norwegen
28,0
Litauen, Lettland
15,0
Luxemburg
28,59
Rumänien
16,0
Deutschland
29,53
Tschechien, Slowakei, Polen
19,0
Spanien, Kanada
30,0
Slowenien
20,0
Italien
31,4
Ungarn
20,62
Belgien
33,99
Schweiz
20,65
Frankreich
34,43
Estland
21,0
Malta
35,0
Österreich, Dänemark
25,0
Japan
39,55
Niederlande
25,5
USA
39,62
Finnland
26,0
Griechenland
40,0
Schweden
26,3
 
 
    Quelle: BMF
    Damit das so bleibt, entwickeln international operierende Steuer- und Wirtschaftsprüferkanzleien immer neue Steuersparkonstrukte für die Unternehmensklientel. Diese Kreationen werden von Steuerexperten dann liebevoll „Double Irish“ oder „Dutch Sandwich“ etc. genannt und von Multis wie etwa Google oder Apple eingesetzt, wie nachfolgende Beispiele zeigen:
    Der US -Konzern Google ist mit einer europäischen

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