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Steueroasen Ausgabe 2013

Steueroasen Ausgabe 2013

Titel: Steueroasen Ausgabe 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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Kapitalgesellschaft.
Variante 2: Die Investition in Indien erfolgt über eine Zwischengesellschaft auf Mauritius .
    Variante 1: Bei einer Beteiligungsveräußerung unterliegt der Gewinn der indischen Ertragsteuer, da das Besteuerungsrecht im DBA mit Deutschland bei Indien liegt ( Art. 13 Abs. 4 ). Die Steuer beträgt für den Fall, dass die Beteiligung unter einem Jahr gehalten wurde, 41,82 Prozent. Wurde sie länger gehalten, 20,91 Prozent. In Deutschland wird der Veräußerungsgewinn zu 100 Prozent freigestellt. Folge: Die gezahlte indische Steuer kann in Deutschland nicht auf die Steuerschuld angerechnet werden, die Belastung aus der indischen Steuer bleibt somit in voller Höhe bestehen.
    Variante 2: Im Fall einer Veräußerung der indischen Beteiligung über eine Zwischengesellschaft in Mauritius bleibt der Veräußerungsgewinn hingegen steuerfrei, da das DBA zwischen Indien und Mauritius dem indischen Staat kein Besteuerungsrecht einräumt, Mauritius den Veräußerungsgewinn trotz Besteuerungsrecht aber nicht besteuert. Die steuerfreien Gewinne aus der mauritischen Zwischengesellschaft müssen zur Weiterleitung nach Deutschland ausgeschüttet werden. Das DBA Deutschland – Mauritius sieht vor, dass von Mauritius 5 Prozent Quellensteuer einbehalten werden. Das Besteuerungsrecht für diese Ausschüttung liegt grundsätzlich bei Deutschland , das diese Ausschüttung von der Körperschaftsteuer freistellt und die mauritische Quellensteuer nicht anrechnet.
    Ergebnis: Die steuerliche Vorbelastung der Gewinne auf Ebene der deutschen Gesellschaft beträgt im ersten Fall 41,82 beziehungsweise 20,91 Prozent, bei der zweiten Variante 5 Prozent. Für ein deutsches Unternehmen ist eine Unternehmensbeteiligung in Indien über den Umweg Mauritius somit immer eine Überlegung wert. Um nicht zu sagen sträflich, wenn ein Unternehmensvorstand diese Möglichkeit zur Steueroptimierung nicht nutzen würde.
Investition über
Steuerbelastung Indien
Steuerbelastung Mauritius
Steuerbelastung gesamt
Deutschland direkt
20,91–41,82 %
–
20,91–41,82 %
via Mauritius
–
5 %
5 %
    International operierende Unternehmen weisen in ihren Bilanzen zwar aus, wie viel Steuern sie insgesamt gezahlt haben. Wo, sprich in welchem Land, die Steuern im Einzelfall aber angefallen sind, erfahren Außenstehende nicht. Doch Gewinne lassen Unternehmen in der Regel in den Ländern – natürlich auch Steueroasen – anfallen, in denen die Steuern am niedrigsten sind. Und Kosten dort, wo die Steuersätze am höchsten sind – also in der Regel in einem Industrieland. Und in den USA gilt für Unternehmen, sich die Bundesstaaten mit den günstigsten Steuersätzen auszusuchen, etwa Delaware oder Nevada . Dort fallen für Unternehmen weder Körperschaftsteuer noch Gewinnsteuern an.
    Das Offshore-System subventioniert multinational aufgestellte Unternehmen, indem es ihnen bei der Minimierung der Steuerrechnung hilft und so ihr Wachstum beschleunigt. Dadurch wird es für kleinere Konkurrenzfirmen schwieriger, mitzuhalten. Und wenn die Multis ihre Einnahmen und Gewinne offshore lagern, können sie die Steuern auf unbestimmte Zeit hinausschieben. Doch aufgeschobene Steuern sind im Prinzip ein zinsfreier Kredit vom Staat, ohne Rückzahlungstermin (s. auch S. 288).

6. Die Rolle der Offshore-Finanzzentren in der Finanzkrise
    Einer der wichtigsten Faktoren, die der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 zugrunde lagen, war Verschuldung. Bereits in den 1990er-Jahren hatten Experten davor gewarnt, dass von Steueroasen systematische Gefahren ausgingen, die auf einer exzessiven Verschuldung beruhten. In einer Studie über den Interbankenmarkt, in dem sich Finanzinstitute gegenseitig Geld leihen, wies der IWF bereits 1999 auf das Problem hin: „ Ein Großteil des Wachstums im außerbörslichen Handel mit Derivaten (over-thecounter OTC) ist über Offshore-Banken erfolgt. Weil der Interbankenhandel im Offshore-Markt eine wichtige Rolle spielt, besteht im Fall einer finanziellen Notlage eine erhebliche Ansteckungsgefahr. Bei Offshore-Banken ist die Fremdfinanzierung in der Regel hoch, was bedeutet, dass sie weniger liquide sind als Onshore-Banken .“ Der Bericht warnt vor allem vor nachlässiger Offshore-Regulierung, lange bevor es tatsächlich zur Krise kam.
    Vorausgegangen war der Zusammenbruch des Hedgefonds

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