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Steueroasen Ausgabe 2013

Steueroasen Ausgabe 2013

Titel: Steueroasen Ausgabe 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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weltweit. Und keiner dieser Fachverbände hat bislang die Nutzung von Steueroasen, die aggressive „Steueroptimierung“ oder die Unterstützung regelwidriger Steuervermeidungsmaßnahmen durch Verbandsmitglieder verurteilt.
    Juristen: Schlüsselpositionen bei der Schaffung von Steuerkonstrukten nehmen häufig auch Juristen ein. Sie sind beispielsweise in Ministerien tätig, wo Gesetze formuliert werden. Und manche dieser Gesetze schaffen bewusst eine Steuerungerechtigkeit, in der Hoffnung, dem jeweiligen Land einen Vorsprung im internationalen Steuerwettbewerb zu verschaffen – mit dem einfachen Ziel, Unternehmen und Vermögen von Privatpersonen anzuziehen. Daneben sind Juristen von Unternehmen und großen internationalen Anwaltskanzleien ständig darum bemüht, unter Ausnutzung aller noch so legalen Möglichkeiten die Steuerzahlungen von Unternehmen zu reduzieren.
    Dazu setzen sie Geschäftsverträge für die Nutzung von Steueroasen auf, verfassen Treuhandverträge und andere Dokumente, mit denen es dann in der Praxis zu Missbrauch kommen kann. Und schließlich agieren sie häufig selbst als Strohmänner, um die Rollen der Vorstände und Anteilseigner der Firmenkonstrukte in Steueroasen auszufüllen.
    Banken: Die Welt der Offshore-Finanzzentren und Steueroasen und des damit verbundenen Steuermissbrauchs ist ohne Banken nicht denkbar. Dabei tendieren die Finanzinstitute dazu, sich besonders in Steueroasen anzusiedeln, die in geografischer Nähe zu den Gebieten liegen, in denen sie selbst tätig sind. So ziehen die Cayman Islands vor allem südamerikanische Banken an, auf Bermuda und den Bahamas sind viele US -Banken präsent, auf den Channel Islands haben vor allem britische und europäische Geldhäuser Niederlassungen, nach Luxemburg zieht es besonders deutsche Banken (auch öffentliche), in der Pazifikregion sind es meist australische und neuseeländische Banken. Denn Anleger legen in Offshore-Gebieten Geld bei den Banken an, die sie kennen und denen sie vertrauen. Aus diesem Grund spielen die führenden Banken eine der Hauptrollen in der Offshore-Welt.
    Von großer Bedeutung ist die Finanzindustrie aber auch bei der aggressiven Steuervermeidung und Steuerhinterziehung. Die Banken der Schweiz stehen exemplarisch dafür. Ihre Kundenpolitik war in den letzten ein, zwei Jahrzehnten vor allem auf Steuervermeidung und Steuerhinterziehung ausgerichtet. Den Kunden wurden wissentlich Mittel bereitgestellt, um Steuervermeidungs-Transaktionen überhaupt erst möglich zu machen. Aber auch die Deutsche Bank hat in der Vergangenheit bewusst Steuersparprodukte von KPMG finanziert. Und JPMorgan Chase & Co. und Citigroup wurden im Enron -Skandal unter anderem beschuldigt, für die Finanzierung der Machenschaften des Konzerns durch eigens für das Kanalisieren von Offshore-Geldern gegründete Zweckgesellschaften (sogenannte Special Purpose Vehicles) verantwortlich zu sein.
    Regierungen: Die Regierungen der Steueroasen tragen ebenfalls einen Teil der Verantwortung für die Steuer-Ungerechtigkeit. Sie alle haben auf ihre Art zur Schaffung eines Systems beigetragen, das eine ungleiche Vermögensverteilung in der Welt fördert. Dabei sehen manche Mini-Steueroasen heute keinen Ausweg aus dem Dilemma, das sie selbst geschaffen haben. Auf den Cayman Islands oder den Channel Islands etwa hängt mehr als die Hälfte der Wirtschaft vom Finanzdienstleistungsgewerbe ab. Müssten diese Destinationen ihre Tätigkeit als Steueroasen einstellen, würde ihre Wirtschaft in kürzester Zeit zusammenbrechen.
    In Ländern wie der Schweiz, Großbritannien oder Luxemburg ist das zentrale Problem der fehlende Wille der Regierungen wie auch der internationalen Organisationen selbst, etwas zu ändern. Die OECD hat zwar Versuche unternommen, gegen Staaten und unabhängige Gebiete mit schädlichen Steuerpraktiken vorzugehen. Doch weder OECD noch EU haben ihre Mitglieder für die gleichen Tätigkeiten zur Rechenschaft gezogen. Die in den letzten zwei, drei Jahren abgeschlossenen bilateralen Verträge in Sachen Informationsaustausch bei Steuerangelegenheiten sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Umso mehr, wenn Steuersünder auch unter dem Deckmantel neuer Verträge weiter anonym bleiben. Darüber hinaus hat die OECD ihre eigene Definition inzwischen so weit abgeschwächt, dass demnach die Tatsache, keine oder fast keine Steuern zu

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