Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steueroasen Ausgabe 2013

Steueroasen Ausgabe 2013

Titel: Steueroasen Ausgabe 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
Vom Netzwerk:
Schulden immer mehr an.
    Der Finanzmarkt erlitt 2007 aber auch einen Kollaps, weil niemand wusste oder glaubte, was die anderen Marktakteure gerade taten, wie viel sie wert oder wie groß die Risiken waren. Der Grund: Es fehlte an Informationen. Doch nichts vernebelt einen Markt so effektiv wie das Offshore-System. Schattenfinanzzentren sind auf Schwindeleien spezialisiert, das ist ihr Geschäft. Neben Geheimhaltung und dem Unwillen, mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten, bieten sie Unternehmen – besonders Finanzinstituten – zahllose Anreize, ihre Geschäfte auf eine Kette von Gebietskörperschaften zu verteilen. In der Regel eine Mischung aus On- und Offshore, um die Aufsichtsbehörden zu verwirren. Dazu stellt der IWF fest: „ Das Offshore-System begünstigt erhöhte Komplexität und Undurchsichtigkeit in Finanzangelegenheiten, die finanzielle Überwachung erschweren könnten .“
    Die undurchdringbaren Pfade, die sich durch das weltweite Offshore-System ziehen, vergrößerten 2007 die Distanz zwischen Kreditgebern und -nehmern. Mit der Folge, dass die Banker am Ende schlichtweg nicht mehr wussten, wer letztlich ihre Kunden waren. So ist es kaum verwunderlich, dass zum Beispiel die Royal Bank of Scotland 2003 einem gewissen Monty Slater in Manchester eine Gold-Kreditkarte mit einem Ausgabenlimit von 10 000 Pfund anbot – Monty Slater allerdings war ein Hund.

7. Folgen des internationalen Steuerwettbewerbs
    Steuersysteme (etwa mit niedrigen Steuersätzen) sind ein Wettbewerbselement. Dabei ist der Wettbewerb zwischen Staaten nicht vergleichbar mit dem Wettbewerb, der für ein optimales ökonomisches Verhalten von Wirtschaftssubjekten sorgt. Steuerwettbewerb kann vielmehr zu einer Politik führen, die alles andere als optimal ist.
    So führt das Verhalten von Steueroasen, die durch niedrige oder gar keine Steuern Kapital und Investitionen anzulocken versuchen, zu Einnahmeverlusten in anderen Staaten. Da diese Staaten aber auf die Einnahmen angewiesen sind, um in den Entwicklungs- und Schwellenländern beispielsweise Armut zu bekämpfen beziehungsweise in Industrieländern Infrastruktur, Sozialversorgung und neuerdings auch den Schuldendienst beziehungsweise -abbau sicherzustellen, kann ein Steuerwettbewerb, der genau das verhindert, wirtschaftlich nicht sinnvoll sein. Ganz abgesehen von den Möglichkeiten, die sich über Steueroasen zur strafbehafteten Steuerhinterziehung anbieten.
    Doch um internationale Investitionen ins Land zu holen, konkurrieren die Länder rund um den Globus unter anderem mit
niedrigen Unternehmenssteuersätzen,
Steuerfreijahren,
höheren Abschreibungsmöglichkeiten,
Subventionen,
Deregulierung und
Fortfall der Quellensteuer.
    Dieser Wettbewerb stellt eine wesentliche Größe bei der Lenkung von Investitionszuflüssen dar. Dabei geht es weniger um Faktoren wie Lohnkosten, Qualifikationsbasis oder die Nähe zu Beschaffungs- oder Absatzmärkten. Untersuchungen zeigen, dass
reine Finanzinvestitionen,
die Einrichtung von Holdings oder
der Ort, an dem Unternehmen ihre Gewinne ausweisen können,
    stark von den Steuersätzen abhängen. Der Steuerwettbewerb schränkt jedoch die staatliche Kontrolle über die Steuerpolitik ein. Durch den Druck, Steuersätze zu senken, reduziert ein Steuerwettbewerb zudem die Fähigkeit eines Staates, öffentliche Dienstleistungen zu finanzieren.
    Auch kann Steuerwettbewerb da, wo er um Investitionen herum stattfindet – etwa in Sonderwirtschaftszonen –, einen verzerrenden Einfluss auf Investitionszuflüsse haben. Um Steuern zu sparen, werden dann schnell einmal Ressourcen in Gegenden gelenkt, wo sie nicht sinnvoll verwertet werden können. Die Ineffizienz von Standorten, die beispielsweise weitab von Transportwegen, benötigten Rohstoffvorkommen oder Absatzmärkten liegen, wird nur durch steuerliche Anreize wettgemacht. Profiteure solcher Steuerkonstrukte sind dann Unternehmen, die durch ihre Mobilität Länder gegeneinander ausspielen können, um sich Steuervorteile (und im Einzelfall auch Subventionen) zu sichern.
    International operierende Unternehmen können dadurch konzerninterne Transferpreise zur Steuerminimierung manipulieren. Auch lassen sich mithilfe von Lizenzierung, Unterkapitalisierung und Steuerarbitrage ihre Steuersätze senken, indem unterschiedliche Steuersätze in verschiedenen Ländern ausgenutzt werden (s.

Weitere Kostenlose Bücher