Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank
gesagt im großen Zeh, der ohne ersichtlichen Grund anschwoll und unglaublich wehtat. Also ging ich zum Arzt, der mich einigen Untersuchungen unterzog, mir Blut abnahm und mich fragte, ob es in unserer Familie Gicht gäbe.
»Nein, Quatsch!«, versicherte ich ihm. »Das wüsste ich doch! Da gibt es nur Alkoholismus, Verantwortungslosigkeit und Fettleibigkeit.«
Er schickte mich mit ein paar Schmerztabletten nach Hause und bat mich, drei Tage später wiederzukommen, um die Untersuchungsergebnisse zu besprechen. Bis es so weit war, wusste ich allerdings schon Bescheid, denn ich hatte ein aufschlussreiches Gespräch mit meiner Mutter.
»Ach«, sagte sie, »dein Fuß tut dir weh, ohne dass du dich gestoßen hast?«
»Hm«, brummte ich und mampfte weiter Chips.
»Dann hast du Gicht. Das hast du von deinem Vater, so wie alle schlechten Eigenschaften. Oder was denkst du, warum der immer so gehumpelt hat?«
»Ja, ich weiß, ich habe meine schlechten Eigenschaften von Papa. Und du hast deine immer noch.«
Das hatte gesessen. Dennoch war ich entsetzt. Gicht? Davon hatte ich nun wirklich gar nichts gewusst. Aber es stimmte: Mein Vater hatte gehumpelt. Aber darüber hatte ich mir nie Gedanken gemacht. Dieser eigenwillige Gang hatte zu Papa einfach dazugehört.
Der Arzt kam ziemlich schnell zur Sache: »Sie haben, wie angenommen, einen Gichtanfall. Entweder Sie ändern konsequent Ihre Ernährung und damit auch Ihre Lebensweise oder Sie nehmen Tabletten bis an Ihr Lebensende.«
Bevor er mich entließ, fragte er mich noch nach meinem Gewicht. Als ich nur gelangweilt die Schultern zuckte, bedeutete er mir, mich auf die Waage zu stellen.
»Wenn Sie wollen, dass ich mich auf Ihre Waage stelle, müssen Sie mich schon selbst darauf heben!«, sagte ich.
Doch das spindeldürre Doktorchen, das ich wegen seiner Körpergröße von 1,55 Meter liebevoll »Wurzelzwerg« nannte, ließ nicht locker. Sein eiskalter Blick zwang mich auf die böse Waage, die mir unerbittlich verkündete: 119 Kilo.
Das war ein schlagendes Argument. Ich erkundigte mich umgehend nach purinarmer Ernährung. Denn so heißt der klägliche Rest, den man im Falle von Gicht überhaupt noch essen darf. Noch am selben Tag begann ich mit der Ernährungsumstellung. Das Ganze klappte anfangs erstaunlich gut und in diesem Zusammenhang stieß ich auch auf die Glyx-Diät. Und Glück konnte ich ja wohl mehr als gebrauchen!
GLYX HAT NICH TS MIT GLÜCK ZU TUN
Gewicht: 85 Kilo
Gefühlslage: Wenn ich vom Essen in die Höhe schießen würde, könnte ich den Mond am Arsch lecken.
Die Glyx-Diät ist im Prinzip eine vollwertige Ernährung. Dabei wird Wert auf Ballaststoffe, lebensnotwendige Fettsäuren, Vitamine und genügend Flüssigkeitszufuhr gelegt. Allerdings sollen überwiegend Lebensmittel mit einem niedrigen glykämischen Index verzehrt werden. Die Fett-, Eiweiß-, Kohlenhydrat- und Kalorienmenge der Nahrung ist dagegen weniger wichtig.
Der glykämische Index ( GI ) ist ein Maß, das die Wirkung von Lebensmitteln auf den Blutzuckerspiegel bestimmt. Ein hoher Wert bedeutet, dass der Körper die Kohlenhydrate eines Lebensmittels schnell verdaut und dadurch der Blutzuckerspiegel rasch ansteigt. Zu Deutsch: Man hat schneller wieder Hunger. Lebensmittel mit einem geringen glykämischen Index bewirken dagegen nur einen langsamen und insgesamt geringeren Anstieg der Blutzuckerkurve und somit ein längeres Sättigungsgefühl.
Einen niedrigen GI haben zum Beispiel reine Milchprodukte, viele Obst- und Gemüsesorten sowie Nudeln (egal ob Vollkorn oder nicht). Zu den Lebensmitteln mit mittlerem glykämischen Index zählen Vollkornbrot, Apfelsaft und normaler Zucker. Einen hohen Wert haben unter anderem polierter Reis, Weißbrot und Kartoffelpüree.
Ich muss sagen, die Glyx-Diät funktionierte ziemlich gut. Auch heute greife ich noch gern und oft zu Lebensmitteln, die einen niedrigen GI haben. Denn man ist einfach länger satt. Die Kilos purzelten langsam, aber beständig und der Schmerz in meinem Bein ließ auch allmählich nach.
Zeitgleich zu diesem Experiment schleppte mich eine Bekannte mit zum Aerobic. Ich hatte versucht, ihr zu erklären, dass Wale nicht zum V-Step in der Gegend rumspringen. Aber sie hatte meine Einwände einfach ignoriert. Sicherlich auch deshalb, weil sie ihre allererste Trainerstunde gab und Angst hatte, dass niemand kommen würde.
Ich bin ja keine Kameradensau. Also ging ich mit und stellte mich meinem Albtraum: sportliche Betätigung inmitten
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