Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank
durchtrainierter Fitnessbabes. Nach nur zehn Minuten dachte ich, dass mein letztes Stündlein geschlagen hätte und wie unehrenhaft es wäre, so zu sterben – mit hochrotem Kopf auf einer grünen Isomatte, als Fettfleck in meinem eigenen Schweiß. Doch die Überraschung des Tages war: Ich starb nicht! Ganz im Gegenteil: Ich überlebte und hatte Blut geleckt!
Nach weiteren vier Wochen und acht Stunden Aerobic bei meiner Bekannten tat ich, was ich nie für möglich gehalten hätte: Ich meldete mich als Mitglied im Fitnessstudio an. Man höre und staune! Und tatsächlich wurde ich von Tag zu Tag fitter und schlanker.
Seltsamerweise war ich in all den Jahren noch nie auf die Idee gekommen, Gewichtsreduktion durch Bewegung auszuprobieren. Als mir meine Freundin Ingrid einmal vorgeschlagen hatte, morgens gemeinsam joggen zu gehen, hatte ich gemeint, das sei nichts für mich. Da schwappte ja ständig der Kaffee über die Tasse. Und nun? War ich eine Sportskanone geworden!
Mein Ehemann Rainer wusste mit dieser neuen, aktiven Stevi nicht so recht etwas anzufangen. Plötzlich lag ich nicht mehr Chips mampfend zu Hause auf der Couch, sondern war ständig im Fitnessstudio, schwärmte von meinen Erfolgen und führte ihm Schrittkombinationen vor, die ich gelernt hatte. Obwohl ich vom Schlanksein noch weit entfernt war, meldete ich mich sogar für einen Kurs an, um den Aerobic-Trainer-Schein zu machen.
Zugegeben, die Reaktionen auf diese Nachricht variierten von »Willst du mich verarschen?« bis hin zu »Stevi, Selbstmord ist keine Lösung!«. Aber ich ließ mich nicht mehr aufhalten. Zum ersten Mal in meinem Leben nahm ich durch Bewegung ab – etwas, was ich seit meiner Kindheit gescheut hatte. Und nach nur einem halben Jahr hatte ich zur Verblüffung aller (vor allem meiner eigenen) den Trainerschein in der Tasche, ein neues Lebensgefühl gewonnen und gleichzeitig ein Interesse für meinen bis dahin verhassten Arbeitskollegen Jan entwickelt, das völlig unangebracht war. Schließlich war ich eine verheiratete Frau.
HOCHZEIT, DIE ZWEITE
Gewicht: 76 Kilo
Gefühlslage: Schmetterlinge sind auch Geflügel.
Jan und ich waren nun schon seit vielen Jahren Kollegen. Obwohl wir in unterschiedlichen Abteilungen tätig waren, fanden wir genug Berührungspunkte, um uns regelmäßig das Leben schwer zu machen und uns gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Ich war ihm zu störrisch, stand ihm immer im Weg – sowohl mit meinen Ideen als auch mit meinem Hintern. Jan beschrieb mich als »etwas, über das man ständig stolpert«.
Da hatte er nicht ganz unrecht. In unserer Firma fühlte ich mich nach wie vor fehl am Platz – wie ein Wildpferd auf dem Ponyhof. Die Männer waren Machos und die Frauen erinnerten mich an eine Mischung aus Angela Merkel und Pfarrsekretärin. Die meisten von ihnen hatten sich sofort nach der Ausbildung ein Paar Birkenstockschuhe gekauft und würden diese bis zur Rente abtragen. Und ich meine wirklich abtragen. Man konnte anhand der Sohle sehen, wie lange jemand schon bei der Firma war. Allein deshalb trug ich von Anfang an High Heels – und jetzt erst recht. Das bedeutete: Ich fiel auf. Klar, ein Wildpferd auf High Heels fällt nun mal auf. Immer und jedem, so eben auch Jan.
Einhergehend mit meinem neuen sportlichen und gesunden Lebensgefühl bekam ich plötzlich eine neue Sicht auf viele Dinge und auch Menschen. So passierte es, dass ich mich von einem Tag auf den anderen ganz plötzlich in diesen komischen Kerl verliebte, ausgerechnet am Kopierer.
Wir stritten uns gerade darüber, wie man den Papierstau am besten beheben könnte. Ich schimpfte irgendetwas von »Hormonstau« und er schimpfte zurück in Richtung »grob fahrlässig«. Als der Kopierer endlich wieder funktionierte, legte ich meinen Kopf unter den Deckel, streckte die Zunge raus, drückte »Start« und dann Jan die Kopie in die Hand. Da konnte er nicht anders, als mich anzulächeln. Oh Gott, war das süß! Dieses Lächeln hatte ich noch nie bei ihm gesehen. Und, zack, hatte es mich total erwischt.
»In den Jan Fuhlrott?«, fragte meine Freundin Ingrid, als sie davon erfuhr, und verschluckte sich im selben Moment an ihrem Abnehmdrink. »Ist nicht schlimm. Das geht vorbei«, winkte sie dann entspannt ab.
Genau das Gleiche sagte auch mein Mann, als ich ihm abends erzählte, dass ich mich in einen anderen verliebt hatte. Doch ich war verwirrt, packte meine Taschen und zog aus.
Mein Mann und Ingrid sollten sich beide täuschen. Ich küsste Jan am
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