Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank
dass meine Handtasche ins Wasser fallen könnte, war ich etwas irritiert.
»Welche Handtasche?«, fragte ich verwirrt.
»Na, die rote neben deinem Hintern!«
Tja, diese »Handtasche« war Teil meines Hinterns. Ich war am Boden zerstört. Mein Hintern war von einer Handtasche nicht mehr zu unterscheiden! Mit 29 Jahren, einer Körpergröße von 1,62 Meter, einer Kleidergröße von 50/52 und 120 Kilo auf der Waage war es schließlich Zeit für drastische Maßnahmen.
Noch am selben Abend durchforstete ich alle Frauenmagazine nach einer Diät und wurde schnell fündig. Ein Blatt pries eine »Wunderdiät« an. Termine nach Vereinbarung, hieß es da und weiter: »Rufen Sie uns einfach an!«
Das klang wirklich alles andere als seriös, aber ich war verzweifelt und wieder einmal mit den Nerven am Ende. Also nahm ich den Hörer ab und geriet an Fuculacca.
FLEISCH UND SPRITZEN
Gewicht: 119 Kilo
Gefühlslage: Ich hab gerade mal durchgezählt – ich hab sie nicht mehr alle.
Ein netter, schlanker und wirklich sehr gut aussehender junger Mann (einer dieser Typen, die immer angestrengt verständnisvoll nicken und dann lächeln) öffnete mir am nächsten Tag die Tür und zeigte sehr viel Verständnis für meine scheinbar ausweglose Situation. Er sei sehr froh, dass ich mich gemeldet hätte, sagte er und bot mir umgehend sein Produkt an: Stoffwechselspritzen, die mit sehr geringer Kalorienaufnahme kombiniert werden müssten. Und das Tolle daran: Diese Spritzenkur, die all meine Probleme sofort lösen, all meine Kilos purzeln und meine Migräne verschwinden lassen würde, gab es schon für schlappe 1.500 Euro.
Schluck! So viel Geld hatte ich bis dahin noch für keine Diät ausgegeben. Andererseits hatte auch keine Diät auf Dauer funktioniert. Und was so teuer war, musste einfach funktionieren, oder?
Leider gab es neben dem Preis noch einen weiteren Haken: Man durfte nur fünfhundert Kilokalorien am Tag zu sich nehmen – und das einzig und allein in Form von Rindfleisch. Diese Information schockierte mich noch mehr als der Preis. Ich war doch seit einem halben Jahr stolze Vegetarierin. Das hieß, ich war zwar fett, aber immerhin aß ich nichts mehr, was mal ein Gesicht gehabt hatte. Nur bei Fischstäbchen machte ich eine Ausnahme. Fischstäbchen mit Gesicht konnte ich mir eben nicht vorstellen.
Und jetzt das! Ausgerechnet Rindfleisch. Kein Kohl, sondern Fleisch. Aber was sollte ich tun! Ich war bereit, alle Prinzipien über Bord zu werfen, zur Not auch meine Seele zu verkaufen und mit Blut zu unterschreiben. Hauptsache, man würde nie mehr meinen Hintern mit einer Handtasche oder meinen Hals mit einem Schal verwechseln.
Also fuhr ich nach Hause, kratzte meine letzte Kohle zusammen (die nicht reichte), rannte zur Bank und nahm einen Kredit auf. Da waren schon ein paar Tränen nötig, aber eigentlich hatte ich ja mal Schauspielerin werden wollen. Außerdem war mein Problem auch für die Bankberaterin nicht zu übersehen. Ich quetschte mich also vor ihr in einen Stuhl und heulte.
Als ich den attraktiven Mann erneut aufsuchte, blätterte ich ihm die Kohle auf den Tisch, unterzeichnete den »Diät-Vertrag« (meine erste Diät mit Vertrag – klang doch seriös, oder?) und stürzte mich in mein Unglück.
Ich begann am nächsten Tag. Doch schon das Braten des Fleisches, das es natürlich ohne Beilagen gab, war eine unüberwindbare Hürde für mich. Ich ekelte mich so sehr, dass ich das Rindfleisch weder anfassen noch schneiden, geschweige denn hätte essen können. Somit war das Ganze das teuerste und zugleich kürzeste Diät-Intermezzo meines Lebens. Aber ich dachte mir: Ist das Leben gerade beschissen, streu einfach Glitzer drauf!
Es war einfach zu komisch: Mein Kontostand war nun genauso katastrophal wie mein Hintern. Vielleicht ging ich deshalb noch am selben Tag zum Friseur und ließ mir einen Iro schneiden – mit schwarzen und roten Strähnchen. Psychologische Kriegsführung, lenkt vom Hintern ab, dachte ich und hatte recht. Zumindest war ich am Abend auf der Geburtstagsparty unserer Trauzeugen der absolute Kracher. Es könnte aber auch daran gelegen haben, dass ich meinen Kummer in Pfirsich-Joghurt-Sahne-Schnaps ertränkte. Wir tanzten Limbo und ich war sehr erfolgreich. Ich legte mich einfach auf den Rücken und schob mich unter der Stange durch. Wie, das zählt nicht? Egal, wo ist der Schnaps?!
Einige Wochen später bekam ich neben meiner ständigen Migräne auch merkwürdige Schmerzen im rechten Fuß. Genauer
Weitere Kostenlose Bücher