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Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Titel: Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Isaacson
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Leben, die ihn zu faszinieren vermochten. Er übernahm einige von Friedlands charismatischen Eigenarten und behandelte ihn ein paar Jahre lang beinahe wie einen Guru – bis er ihn als Scharlatan und Hochstapler durchschaute.
    Friedland war vier Jahre älter als Jobs, aber immer noch Student. Der Sohn eines Auschwitz-Überlebenden – dieser war später ein wohlhabender Chicagoer Architekt geworden – hatte anfangs das Bowdoin, ein geisteswissenschaftliches College in Maine, besucht. Doch im zweiten Jahr wurde er wegen des Besitzes von 24000 LSD-Pillen im Wert von 125000 Dollar festgenommen. Die lokale Zeitung zeigte ihn mit schulterlangem, welligem blondem Haar. Als er abgeführt wurde, lächelte er den Fotografen zu. Er wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt, die er in einem Bundesgefängnis in Virginia absitzen musste. 1972 wurde er auf Bewährung entlassen. Im Herbst machte er sich auf zum Reed, wo er sich sofort um das Amt des Vorsitzenden der Studentenvertretung bewarb und vorgab, er müsse seinen Namen von dem »Justizirrtum«, den er erlitten hatte, reinwaschen. Er gewann.
    Friedland hatte in Boston eine Rede von Baba Ram Dassgehört, wie Jobs und Kottke war er tief in die östliche Spiritualität eingetaucht. Im Sommer 1973 reiste Friedland nach Indien, um Ram Dass’ Hindu-Guru Neem Karoli Baba zu treffen, der bei seinen zahlreichen Anhängern unter dem Namen Maharajji bekannt war. Als er im Herbst zurückkam, trug Friedland einen spirituellen Namen und Sandalen und war mit einem wallenden indischen Gewand bekleidet. Er bewohnte ein Zimmer außerhalb des Campus, über einer Garage, und Jobs verbrachte dort viele Nachmittage. Er war fasziniert von Friedlands offensichtlich fester Überzeugung, dass ein Zustand der Erleuchtung tatsächlich existierte und erreicht werden konnte. »Er half mir, eine andere Bewusstseinsstufe zu erlangen«, so Jobs.
    Friedland wiederum war von Jobs eingenommen. »Er lief immer barfuß herum«, sagte er später. »Besonders fasziniert war ich von seiner Intensität. Wenn er Interesse an etwas hatte, war er wie besessen davon.« Jobs hatte seine Fähigkeit, andere Menschen durch seinen eindringlichen Blick und die Schweigeintervalle zu beherrschen, vervollkommnet. »Eine seiner Marotten bestand darin, eine Person, mit der er sich unterhielt, anzustarren. Er fixierte deren Augen, stellte eine Frage und erwartete eine Antwort, ohne dass die andere Person den Blick abwendete.«
    Laut Kottke hatte Jobs einige seiner Eigenarten – von denen er manche seine gesamte Karriere über beibehielt – von Friedland übernommen. »Friedland unterwies Steve im Reality Distortion Field«, so Kottke. »Er war charismatisch und etwas hochstaplerisch veranlagt und konnte Situationen durch seinen enorm starken Willen beherrschen. Er war lebhaft, selbstsicher und etwas diktatorisch. Steve bewunderte das und nahm ebenfalls diese Züge an.«
    Jobs verinnerlichte auch, wie Friedland die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. »Robert war kontaktfreudig und charismatisch, ein echter Verkäufer«, so Kottke. »Als ich Steve kennenlernte, war er schüchtern und zurückhaltend, ein in sich gekehrter Typ. Ich denke, Robert brachte ihm viel über das Verkaufen bei, wie man aus seinem Schneckenhaus herauskriecht, sich öffnet und eine Situation beherrscht.« Friedland besaß eine sehr starke Aura. »Er betrat einen Raum und war sofort präsent. Als Steve aufs Reed kam, war er das genaue Gegenteil. Nachdem er eine Zeit lang mit Robert zusammen war, färbte einiges auf ihn ab.«
    An den Sonntagabenden besuchten Jobs und Friedland gewöhnlich den Hare-Krishna-Tempel im Westen von Portland, häufig mit Kottke und Holmes im Schlepptau. Sie tanzten und sangen aus voller Kehle. »Wir steigerten uns in eine Ekstase hinein«, erinnerte sich Holmes. »Robert geriet ganz außer sich und tanzte wie ein Irrer. Steve verhielt sich zurückhaltender, als traue er sich nicht, voll aus sich herauszugehen.« Dann beluden sie sich Plastikteller voll mit vegetarischem Essen.
    Friedland verwaltete eine 55 Hektar große Apfelplantage, etwa 65 Kilometer südwestlich von Portland, die seinem Onkel Marcel Müller gehörte, einem exzentrischen Millionär aus der Schweiz, der in Rhodesien (heute Simbabwe) ein Vermögen gemacht hatte, indem er den Markt für metrische Schrauben beherrschte. Nachdem sich Friedland der östlichen Spiritualität zugewandt hatte, verwandelte er die Plantage in eine Kommune, All One Farm genannt. Jobs verbrachte die

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