Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
Wochenenden dort, zusammen mit Kottke, Holmes und weiteren nach Erleuchtung Suchenden. Es gab ein Hauptgebäude, eine große Scheune und einen Gartenschuppen, in dem Kottke und Holmes schliefen. Jobs und ein anderer Kommunarde, Greg Calhoun, übernahmen es, die Gravenstein-Apfelbäume zu beschneiden. »Steve verwaltete den Apfelgarten«, sagte Friedland. »Wir stellten biologischen Apfelsaft her. Steves Aufgabe bestand darin, eine Gruppe anzuleiten, die Bäume in Form zu schneiden.«
Mönche und Schüler des Hare-Krishna-Tempels versorgten sie mit vegetarischen Mahlzeiten. »Wenn Steve eintraf, hatte er einen Bärenhunger und stopfte sich voll«, so Holmes. »Danach erbrach er wieder alles. Jahrelang dachte ich, er sei bulimisch. Es war sehr bedrückend, denn wir hatten uns alle Mühe gegeben, diese Köstlichkeiten zu zaubern, und er konnte sie nicht bei sich behalten. «
Jobs hatte inzwischen auch Schwierigkeiten, Friedlands Kultfigurgehabe zu ertragen. »Vielleicht sah er etwas zu viel von Robert in sich selbst«, sagte Kottke. Obwohl die Kommune eigentlich ein Refugium vor dem Materialismus darstellen sollte, begann Friedland, sie geschäftsmäßig zu betreiben. Seine Anhänger mussten Holz hacken und verkaufen, Obstpressen und Holzöfen herstellen und weiteren kommerziellen Beschäftigungen nachgehen, für die sie nicht bezahlt wurden. Einmal schlief Jobs unter dem Küchentisch und amüsierte sich darüber, dass ständig jemand hereinkam und sich an den Lebensmitteln der anderen bediente. Das gemeinsame Wirtschaften in der Kommune war nichts für ihn. »Es begann, sehr materialistisch zu werden«, so Jobs. »Jeder hatte die Vorstellung, dass er für Roberts Farm sehr hart arbeitete, und einer nach dem anderen verließ die Farm. Ich hatte die Nase voll.«
Nachdem Friedland viele Jahre später als Manager von Kupfer- und Goldminen Milliardär geworden war – er war in Vancouver, Singapur und in der Mongolei tätig –, traf ich mich mit ihm auf einen Drink in New York. Noch am selben Abend schickte ich Jobs eine E-Mail, in der ich von diesem Treffen schrieb. Eine Stunde später rief er mich von Kalifornien aus an und warnte mich davor, auf Friedland zu hören. Er erzählte, dass Friedland, als er wegen Umweltverstößen in einigen seiner Minen in Schwierigkeiten geraten war, versucht habe, Kontakt mit ihm aufzunehmen, damit er bei Bill Clinton vermittle. Doch Jobs hatte nicht reagiert. »Robert präsentierte sich immer als spiritueller Mensch, aber er verwandelte sich von einem charismatischen Menschen in einen Hochstapler«, so Jobs. »Es war seltsam, mit anzusehen, wie sich eine der spirituellen Persönlichkeiten, die ich in jungen Jahren erlebt hatte, symbolisch und faktisch als Goldgräber erwies.«
… drop out
Das College langweilte Jobs schon nach kürzester Zeit. Er war gern auf dem Reed, allerdings ohne die verlangten Vorlesungen und Seminare zu besuchen. Tatsächlich war er überrascht, als er herausfand, dass es an diesem College trotz der hippiehaften Aura strenge Auflagen für den Besuch von Seminaren gab und dass man beispielsweise von ihm verlangte, die Ilias zu lesen und sich mit dem Peloponnesischen Krieg zu befassen. Als Wozniak ihn besuchte, zeigte er ihm seinen Stundenplan und klagte: »Sie zwingen mich, da überall hinzugehen.« Woz erwiderte: »Ja, so ist das an den Colleges; man weist dir die Kurse zu.« Jobs weigerte sich, die Pflichtseminare zu besuchen, und nahm stattdessen an jenen teil, die er mochte, zum Beispiel am Tanzunterricht, wo er Kreativität erleben und gleichzeitig Mädchen kennenlernen konnte. »Ich persönlich hätte mich nie geweigert, die vorgeschriebenen Veranstaltungen zu besuchen; das unterscheidet uns voneinander«, wunderte sich Wozniak.
Jobs bekam allmählich auch Schuldgefühle, erklärte er später, weil seine Eltern so viel Geld für ein Studium ausgaben, das sich nicht zu lohnen schien. »Die gesamten Ersparnisse meiner Eltern, die zur Arbeiterklasse gehörten, wurden in mein Studium gesteckt«, berichtete er bei seiner berühmten Eröffnungsansprache in Stanford im Juni 2005. »Ich hatte keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anstellen wollte, und keine Idee, wie das College mir dabei helfen würde, es herauszufinden. Und ich verbrauchte das gesamte Geld, das meine Eltern ihr ganzes Leben lang gespart hatten. Also beschloss ich, vom College zu gehen und darauf zu vertrauen, dass sich alles richten würde.«
Er wollte nicht unbedingt dem Reed College den
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