Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
in verrückten Farbtönen beeindruckten ihn nicht, aber ein Geheimprogramm zur Umstellung des Zentralprozessors in einem Rechner, völlig ohne Produktionsunterbrechung und nach einem vorgegebenen Zeitplan – das war etwas, das er bewunderte. »Wenn mir jemand sagt, okay, wir stellen unseren Chip um, und zwar ohne dabei aus dem Takt zu kommen, dann klingt das einfach unmöglich«, sagte er mir Jahre später, als wir über Jobs’ Leistungen sprachen. »Und genau das haben sie geschafft.«
Optionen
Zu Jobs’ Eigenarten gehörte seine Einstellung zum Geld. Als er 1997 zu Apple zurückkehrte, stellte er sich selbst gern als jemanden dar, der für einen Dollar Jahresgehalt arbeitete, zum Wohl der Firma statt für seine eigene Bereicherung. Er hatte andererseits aber nichts gegen sogenannte »Megagrants« einzuwenden – die Zuteilung großer Pakete von Apple-Aktienoptionen zu einem vorbestimmten Preis, die nicht der Aufsicht durch das Board und dessen scharfen Kriterien unterlag.
Als er das Wort »interim« in seinem Titel strich und offiziell CEO wurde, boten ihm Ed Woolard und das Board Anfang 2000 (zusätzlich zu seinem Firmenflugzeug) noch einen Megagrant an; Jobs hatte zuvor sein Geldverächterimage strapaziert, indem er von Woolard noch mehr Optionen als die vom Board bewilligten gefordert hatte. Aber kaum hatte er sie bekommen, stellte sich heraus, dass er sich vergeblich bloßgestellt hatte: Der Kurs der Apple-Aktie brach im September wegen der enttäuschenden Cube-Verkaufszahlen und des Platzens der Dotcom-Blase ein und machte die Optionen wertlos.
Noch schlimmer wurde die Sache, als Fortune im Juni 2001 eine Cover-Story unter dem Titel »Enthüllt: Die große CEO-Gehaltsabzocke« brachte, in der es um überbezahlte CEOs ging. Das Cover zeigte einen gerissen lächelnden Jobs. Obwohl seine Optionen damals in der Praxis gar nichts wert waren, setzte die sogenannte Black-Scholes-Evaluierung, die den Wert zum Ausgabezeitpunkt zugrunde legte, sie mit 872 Millionen Dollar an. Fortune schrieb, es handle sich dabei um die »bei Weitem« höchste Ausgleichszahlung, die einem CEO jemals gezahlt worden sei. Jobs fand sich in der schlimmsten aller möglichen Welten wieder: Für seine jahrelange harte und erfolgreiche Arbeit, um Apple wieder nach oben zu bringen, konnte er so gut wie kein flüssiges Vermögen vorweisen, er war aber gleichzeitig zum Symbol des gierigen Managers geworden und stand als Heuchler da, der seinen Idealen untreu geworden war. In einem scharfen Leserbrief erklärte er, seine Optionen seien in Wirklichkeit »null« wert und bot sie Fortune für die Hälfte der von der Zeitschrift angegebenen 872 Millionen Dollar zum Kauf an.
Gleichzeitig verlangte er vom Board ein neues Optionenpaket, da das erste wertlos geworden sei. Er bestand gegenüber dem Board und wohl auch gegenüber sich selbst darauf, dass es hier um Anerkennung und nicht um das Anhäufen von Reichtum ging. »Das Geld war mir nicht so wichtig«, sagte er später vor der Börsenaufsicht aus. »Jeder wird gern von seiner Umgebung respektiert … Ich fand, das Board ließ es an Anerkennung fehlen.« Als seine Optionen abstürzten, hätte ihm, so Jobs, das Board von sich aus welche anbieten sollen, ohne dass er sie erst einfordern hätte müssen. »Ich fand meine Arbeit eigentlich gar nicht schlecht und eine Anerkennung hätte mir schon gutgetan.«
Das von ihm selbst eingesetzte Board vergötterte Jobs regelrecht und sprach ihm im August 2001, als der Aktienkurs auf etwas unter 18 Dollar gefallen war, ein weiteres enormes Optionenpaket zu. Nun aber machte sich Jobs plötzlich Sorgen um sein Image, besonders nach dem Fortune - Artikel, und wollte die neue Zuteilung nur annehmen, wenn das Board gleichzeitig seine alten Optionen zurücknahm. Das hätte allerdings zu buchhalterischen Komplikationen geführt, weil es tatsächlich eine Neubewertung der alten Optionen bedeutet hätte, wofür eine Gebühr auf die Profite fällig geworden wäre. Dieses Problem mit dem sogenannten »Variable Accounting«konnte Jobs nur umgehen, indem er die alten Optionen erst sechs Monate nach Erhalt der neuen zurückgab. Außerdem stritt er sich mit dem Board darüber, wie schnell sich die neuen Optionen umwandeln ließen.
Erst Mitte Dezember 2001 erklärte sich Jobs dann bereit, die neuen Optionen zusätzlich zu den alten anzunehmen und, trotz des Imageschadens, die sechs Monate abzuwarten, bis er die alten zurückgeben konnte. Inzwischen aber war der
Weitere Kostenlose Bücher