Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
Click Wheel sollte nicht nur zum Scrollen durch das Menü der Telefonfunktionen dienen, sondern auch, anstelle einer Tastatur, zur Eingabe neuer Telefonnummern. Es klappte nicht besonders. »Mit dem Rad hatten wir eine Menge Probleme, besonders beim Wählen«, erinnerte sich Fadell. »Es war ziemlich umständlich.« Man konnte natürlich ganz gut damit durch ein Adressbuch scrollen, aber kaum etwas damit eingeben. Das Team versuchte sich zwar einzureden, dass die Nutzer hauptsächlich bereits gespeicherte Nummern aufrufen und selten neue eingeben würden, aber alle wussten, dass das Click Wheel einfach nicht ausreichen würde.
Nun lief damals bei Apple noch ein zweites Projekt: eine geheime Studie über die Machbarkeit eines Tablet-Computers. Im Jahr 2005 überschnitten sich dann beide Projekte und die Ideen für das Tablet-Gerät flossen in die Entwicklung des iPhone ein. Mit anderen Worten: Streng genommen ist das iPad älter als das iPhone und half bei dessen Geburt mit.
Multi-Touch
Einer der Ingenieure, die bei Microsoft ebenfalls an einem Tablet-PC arbeiteten, war mit einer Freundin von Laurene und Steve verheiratet, und zu seinem 50. Geburtstag wünschte er sich ein Abendessen, zu dem neben Melinda und Bill Gates auch die Jobs’ kommen sollten. Jobs kam tatsächlich, wenn auch zögernd. »Steve war bei der Party sogar sehr nett zu mir«, erzählte Gates, aber »nicht besonders freundlich« zum Geburtstagskind.
Gates ärgerte sich allerdings darüber, dass der Ingenieur dauernd über den Tablet-PC sprach, den er für Microsoft entwickelt hatte. »Er ist schließlich unser Angestellter und es war alles unser geistiges Eigentum«, so Gates. Auch Jobs war genervt, und das hatte genau die Folgen, die Gates fürchtete. Jobs erinnerte sich:
Dieser Typ quatschte mich voll, wie Microsoft mit diesem Tablet-PC die Welt verändern und das Notebook überflüssig machen würde und dass Apple seine Microsoft-Anwendungen in Lizenz nehmen solle. Aber er hatte das Gerät komplett falsch angefangen. Es hatte einen Griffel. Mit einem Griffel bist du tot. Bei diesem Abendessen fing er bestimmt zum zehnten Mal damit an, und ich hatte es so satt, dass ich zu Hause sagte: »Verdammt, wir zeigen dem jetzt mal, wie ein Tablet auszusehen hat.«
Am nächsten Tag versammelte Jobs sein Team im Büro und verkündete: »Ich will einen Tablet-Computer entwickeln, und er darf weder Griffel noch Tastatur haben.« Die Nutzer würden ihre Eingaben vielmehr auf einem Touchscreen, einem berührungsempfindlichen Bildschirm, machen. Der Bildschirm musste also über das sogenannte Multi-Touch verfügen, die Fähigkeit, mehrere Eingaben gleichzeitig zu verarbeiten. »Schafft ihr Jungs das, ein Multi-Touch-fähiges, berührungsempfindliches Display für mich zu entwickeln?«, fragte er. Sie brauchten etwa sechs Monate, aber dann hatten sie einen funktionsfähigen, wenn auch ziemlich primitiven Prototyp. Jobs gab ihn einem anderen Benutzeroberflächenentwickler, und der hatte einen Monat später das dynamische Scrollen hinzugefügt, bei dem sich die Symbole auf dem Schirm beim Verschieben so bewegen, als folgten sie dem physikalischen Gesetz der Massenträgheit. »Ich fiel fast vom Stuhl«, erzählte Jobs.
Jony Ive erinnerte sich anders an die Entwicklungsgeschichte von Multi-Touch. Er meinte, sein Entwicklerteam habe sich damals bereits mit einem entsprechenden Eingabemodus für die Trackpads des MacBook Pro befasst und damit experimentiert, diese Technik auf einen Computerbildschirm zu übertragen. Sie projizierten das Bild auf eine Wand, um zu demonstrieren, wie es einmal aussehen würde. »Das hier verändert alles«, sagte Ive zu seinem Team. Allerdings zeigte er es vorerst nicht Jobs, vor allem weil seine Leute in ihrer Freizeit daran bastelten und er ihre Begeisterung nicht dämpfen wollte. »Weil Steve oft voreilig urteilt, zeige ich ihm normalerweise nichts, wenn jemand dabei war«, erzählte Ive. »Er bringt dann womöglich sein ›Das ist Mist‹ und die Idee ist gestorben. Ideen sind etwas sehr Empfindliches; man muss gut auf sie aufpassen, solange sie noch nicht reif sind. Wenn er diese wichtige Entwicklung vorzeitig ausgelöscht hätte, wäre es ein ziemlich trauriger Verlust gewesen.«
Ive arrangierte stattdessen eine Einzelvorführung für Jobs in seinem Konferenzzimmer, weil er wusste, dass Jobs ohne Publikum nicht so vorschnell urteilte. Zum Glück gefiel ihm die Idee ausnehmend. »Das ist die Zukunft!«, rief er.
Jobs ging
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