Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
zeigte einmal mehr, dass er diese Ansicht nicht teilte. Er starrte Weeks hypnotisch an. »Doch, ihr schafft das«, sagte er. »Lass dich darauf ein. Du kannst es.«
Als Weeks diese Geschichte erzählte, schüttelte er immer noch erstaunt den Kopf. »Wir haben es sogar in weniger als sechs Monaten geschafft«, bemerkte er. »Wir haben ein Glas geliefert, das noch nie zuvor produziert worden war.« Das Corning-Werk in Harrisburg, Kentucky, wurde von der Herstellung von LCD-Displays praktisch über Nacht vollständig auf Gorilla-Glas umgestellt. »Wir haben unsere besten Wissenschaftler und Ingenieure darangesetzt und es tatsächlich hinbekommen.« In seinem großzügigen Büro hat Weeks nur ein einziges gerahmtes Erinnerungsstück. Es ist die Nachricht, die ihm Jobs an dem Tag geschickt hat, als das iPhone auf den Markt kam. »Ohne euch hätten wir es nicht geschafft.«
Weeks schloss Freundschaft mit Jony Ive, der ihn manchmal in seinem Ferienhaus an einem See im Bundesstaat New York besuchte. »Jony kann anhand verschiedener Glasstücke die Sorten erkennen, weil sie sich unterschiedlich anfühlen«, erzählte Weeks. »Das kann sonst nur der Leiter meiner Forschungsabteilung. Steve entscheidet auf der Stelle, ob er etwas mag oder nicht, aber Jony spielt damit herum, sieht es sich an, achtet auf die Feinheiten und Möglichkeiten, die darin stecken.« Im Jahr 2010 brachte Ive die Spitzenleute seines Teams mit zu Corning, damit sie dort unter Anleitung erfahrener Arbeiter selbst Glas herstellen konnten. In jenem Jahr arbeitete die Firma an einem noch stärkeren Glas mit dem Codenamen »Godzilla-Glas« und hoffte, eines Tages Glas- und Keramiksorten herstellen zu können, die so stabil waren, dass zukünftige iPhones ohne Metallfassung auskommen würden. »Jobs und Apple machen uns zu einem besseren Unternehmen«, so Weeks. »Wir setzen uns alle fanatisch für unsere Produkte ein.«
Das Design
Bei vielen großen Projekten, etwa dem ersten Toy-Story - Film und den Apple Stores, drückte Jobs kurz vor Abschluss die »Pause«-Taste und leitete große Änderungen ein, so auch beim iPhone. Das anfängliche Design wies einen Glasbildschirm in einem Aluminiumgehäuse auf. An einem Montagmorgen kam Jobs zu Ive und sagte: »Ich konnte heute Nacht nicht schlafen, weil mir klar geworden ist, dass es mir einfach nicht gefällt.« Es sei das wichtigste Produkt seit dem Ur-Macintosh, und ihm gefiel einfach nicht, wie es wirkte. Ive erkannte zu seinem Entsetzen, dass Jobs recht hatte. »Ich weiß noch, wie peinlich es mir war, dass er mich erst darauf bringen musste.«
Das Problem war, dass beim iPhone eigentlich das Display im Zentrum stehen sollte, aber im bisherigen Design das Gehäuse mit dem Display konkurrierte. Das Ganze sah zu maskulin, aufgabenorientiert und effizient aus. »Jungs, ihr habt euch die letzten neun Monate an diesem Design totgearbeitet, aber jetzt müssen wir es ändern«, erklärte Jobs Ives Team. »Das bedeutet Nacht- und Wochenendarbeit für alle, und wenn ihr wollt, verteilen wir jetzt Pistolen, damit ihr uns erschießen könnt.« Anstatt sich zu sträuben, stimmten die Teammitglieder zu. »Es war einer meiner stolzesten Augenblicke bei Apple«, sagte Jobs.
Das neue Design hatte nur noch eine dünne Bodenplatte aus rostfreiem Stahl, sodass der Bildschirm bis unmittelbar an den Rand reichte. Das ganze Gerät ordnete sich dem Display unter. Der neue Look war karg, aber gleichzeitig freundlich. Man konnte damit herumspielen. Zwar mussten die Platinen, die Antenne und der Prozessor anders angeordnet werden, aber Jobs ließ die Änderungen durchführen. »Andere Firmen wären beim ursprünglichen Design geblieben und rechtzeitig fertig geworden«, meinte Fadell, »aber wir haben Reset gedrückt und noch einmal von vorn angefangen.«
Ein Aspekt des Designs, der nicht nur Jobs’ Perfektionismus, sondern auch seinen Kontrollzwang widerspiegelte, war, dass man das Gehäuse nicht öffnen konnte, nicht einmal, um den Akku auszutauschen. Wie schon beim Ur-Macintosh von 1984 wollte Jobs auch diesmal nicht, dass jemand sich am Innenleben des Gerätes zu schaffen machte. Als Apple 2011 herausfand, dass unabhängige Reparaturbetriebe das iPhone 4 doch öffneten, wurden die winzigen Schrauben durch Pentalobular-Schrauben ersetzt, die herkömmlichen Schraubenziehern keinen Ansatz boten. Der nicht austauschbare Akku machte das iPhone außerdem viel dünner, und dünner war für Jobs immer auch besser. »Er glaubt, dass
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