Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
auf, dass die Idee in der Tat so gut war, dass hierin die Lösung für die Benutzeroberfläche des geplanten Handys lag. Dieses Projekt war viel wichtiger als der Tablet, also wurde dessen Entwicklung eingefroren, und Jobs ließ die Multi-Touch-Oberfläche für ein Handy-Display adaptieren. »Wenn es auf einem Telefon klappte«, so Jobs, »würde es ganz sicher auch auf einem Tablet funktionieren.«
Bei einer Geheimbesprechung mit Fadell, Rubinstein und Schiller im Konferenzraum des Design-Studios hielt Ive in Jobs’ Anwesenheit eine Präsentation der Multi-Touch-Technologie ab. »Wow!«, sagte Fadell. Es gefiel allen, aber sie zweifelten daran, ob das Prinzip auf einem Handy wirklich laufen würde. Also wurden zwei parallele Projektentwicklungen betrieben: zum einen das Mobiltelefon auf iPod-Basis mit dem Click Wheel, Codename P1, zum anderen die neue Alternative mit dem Multi-Touch-Display, genannt P2.
Es gab bereits eine kleine Firma in Delaware namens FingerWorks, die Multi-Touch-Trackpads herstellte. John Elias und Wayne Westerman, zwei Akademiker der University of Delaware, hatten sie gegründet. FingerWorks hatte einige Tablets mit Multi-Touch-Fähigkeit entwickelt und verschiedene Patente zur Umwandlung von Fingergesten wie Kneifen und Wischen in Funktionen eingereicht. Anfang 2005 wurde FingerWorks in aller Stille von Apple aufgekauft, einschließlich aller Patente und der Dienste seiner beiden Gründer. Die Firma verkaufte ihre Produkte nicht mehr auf dem freien Markt und ließ alle folgenden Patente auf den Namen Apple ausstellen.
Nach sechsmonatiger Arbeit an P1 und P2 rief Jobs die Führungsriege erneut in seinem Konferenzraum zusammen, um eine Entscheidung zu treffen. Fadell hatte engagiert an der Click-Wheel-Technologie gearbeitet, gestand aber ein, dass es noch keine Lösung für das einfache Eingeben von Telefonnummern gab. Der Multi-Touch-Ansatz war natürlich riskanter, weil unklar war, ob er sich technisch umsetzen ließ, aber gleichzeitig auch wesentlich spannender und vielversprechender. »Wir wissen alle, dass es das ist, was wir wollen«, sagte Jobs und zeigte auf den Touchscreen. »Also sehen wir zu, dass wir es hinbekommen.« Es war einer der entscheidenden Momente, die er »Wetten gegen die Firma« nannte – hohes Risiko, aber hoher Gewinn bei Erfolg.
Einige Teammitglieder sprachen sich für eine zusätzliche Tastatur aus und beriefen sich dabei auf die Beliebtheit des BlackBerry, aber Jobs hielt dagegen. Eine feste Tastatur würde dem Bildschirm Platz wegnehmen und wäre auch nicht so anpassungsfähig wie eine auf den Touchscreen projizierte. »Die Hardware-Tastatur ist natürlich einfach zu machen, aber sie engt uns nur ein«, erklärte er. »Stellt euch doch vor, was wir alles mit der Tastatur machen können, wenn wir sie auf dem Display darstellen! Lasst uns darauf setzen, und dann finden wir eine Methode, um es hinzubekommen.« Das Ergebnis war ein Bildschirm, der eine Zahlentastatur zeigt, wenn man eine Telefonnummer wählen möchte, eine Schreibmaschinentastatur, wenn man schreiben möchte, und die jeweils benötigten Buttons für andere Aktivitäten. Und alle verschwinden wieder, wenn man sich ein Video ansieht. Indem man die Hardware durch Software ersetzte, wurde die Benutzeroberfläche fließend und anpassungsfähig.
Jobs arbeitete sechs Monate lang täglich an der Verfeinerung der Anzeige. »Das war der komplizierteste Spaß, den ich je hatte«, erzählte er. »Es war, als wäre ich derjenige, der die Variationen von Sgt. Pepper schreibt.« Eine Menge Eigenschaften, die heute selbstverständlich wirken, kamen als Ergebnis kreativen Brainstormings zustande. Jobs hatte zum Beispiel eine angeborene Abneigung gegen Ein-Aus-Schalter, die er für »unelegant« hielt. Um zu verhindern, dass das Gerät aus Versehen Musik spielte oder eine Telefonnummer wählte, wenn es beim Tragen in der Tasche herumflog, entwickelte das Team die »Swipe-to-Open«-Funktion, den einfachen Schieber, der das Gerät aus dem Standby zurückholt. Ein anderer Durchbruch war der Sensor, der registriert, wenn man sich das Telefon ans Ohr hält, damit man durch den Druck der Ohrmuschel nicht versehentlich Funktionen auslöst. Und natürlich hatten die Icons die Grundform, die Jobs am besten gefiel: abgerundete Rechtecke, wie er sie Bill Atkinson schon für den ersten Macintosh hatte entwickeln lassen. So folgte Sitzung auf Sitzung und Jobs vertiefte sich in jedes Detail. Das Team wurde immer besser darin,
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