Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Titel: Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Isaacson
Vom Netzwerk:
von den Ärzten, aber es lehrte ihn keine Demut. Stattdessen ging er nach seiner Operation mit umso mehr Schwung an die Arbeit, als habe er nur noch wenig Zeit, seine Mission zu vollenden. Wie er in seiner Ansprache in Stanford enthüllte, hatte ihn die Erkrankung daran erinnert, dass er nichts zu verlieren habe, also sollte er mit voller Kraft weitermachen. »Er kam mit einer Mission zurück«, so Cook. »Obwohl er jetzt ein großes Unternehmen leitete, vollführte er nach wie vor kühne Wendungen, die sonst wohl niemand gewagt hätte.«
    Eine Zeit lang gab es Anzeichen oder zumindest Hoffnungen, dass er an Selbstbeherrschung gewonnen hätte und die Krebsdiagnose und sein 50. Geburtstag seine Wutanfälle gemäßigt hätten. »Direkt nach der Operation hat er die Leute nicht mehr so gedemütigt«, meinte Tevanian. »Wenn er unzufrieden war, schrie und schimpfte und tobte er zwar, aber nicht so, dass er sein Gegenüber völlig vernichtete. Es war seine Art, die Leute zu besserer Arbeit zu bringen.« Tevanian dachte einen Moment nach, als er das sagte, dann fügte er hinzu: »Das heißt, außer wenn er jemanden wirklich für schlecht hielt und ihn loswerden wollte. Das kam hin und wieder vor.«
    Bald kamen aber die rauen Kanten wieder zum Vorschein. Weil die meisten seiner Kollegen sich inzwischen daran gewöhnt hatten, wurden sie damit fertig. Am unangenehmsten war ihnen, wenn er seinen Zorn gegen Fremde wandte. »Wir gingen einmal in einen Bioladen, um uns einen Smoothie zu holen«, erzählte Ive. »Die Bedienung war eine ältere Frau, und er hackte böse auf ihr herum. Später hatte er dann plötzlich Mitleid mit ihr und meinte: ›Sie ist ja schon älter, sie will bestimmt nicht mehr solch einen Job machen.‹ Er brachte seine beiden Reaktionen überhaupt nicht miteinander in Verbindung und in beiden war er völlig ungehemmt.«
    Bei einer gemeinsamen Geschäftsreise nach London fiel Ive die undankbare Aufgabe zu, das Hotel auszuwählen. Er wählte das Hempel, ein ruhiges Fünfsternehotel, dessen ausgesucht minimalistischen Stil Jobs vermutlich mögen würde. Als sie jedoch eingecheckt hatten, wappnete Ive sich, und natürlich klingelte eine Minute später sein Telefon. »Ich hasse mein Zimmer«, erklärte Jobs. »Es ist ein Haufen Müll, wir gehen.« Ive nahm sein Gepäck und ging zur Rezeption, wo Jobs dem entsetzten Empfangschef unverblümt die Meinung geigte. Ive war aufgefallen, dass die meisten Leute, er selbst eingeschlossen, ihr Missfallen nicht direkt ausdrücken, weil sie sich nicht unbeliebt machen wollen, »eigentlich ein Zeichen von Eitelkeit«. Eine ziemlich beschönigende Erklärung, und auf jeden Fall ging Jobs diese Art Eitelkeit ab.
    Weil Ive instinktiv so umgänglich war, grübelte er oft, weshalb Jobs, den er sehr gern mochte, sich so unmöglich benahm. Eines Abends in einer Bar in San Francisco wurde er ernst und versuchte eine Analyse:
    Er ist sehr empfindsam. Das ist es, was sein antisoziales Verhalten, seine Grobheit, so unbegreiflich macht. Ich verstehe ja, dass unsensible Leute grob zu anderen sind, aber jemand, der so empfindsam ist? Einmal habe ich ihn gefragt, warum er immer so ausrastet. Er sagte: »Ich raste aber nicht lange aus.« Er ist wie ein Kind, das sich furchtbar über irgendetwas aufregt und es sofort wieder vergisst. Aber manchmal, glaube ich, ist er wirklich sehr frustriert, und seine Art, sich davon zu befreien, ist, es an jemand anderem auszulassen. Außerdem glaube ich, dass er sich dazu berechtigt fühlt. Er denkt, er muss die normalen Regeln des sozialen Miteinanders nicht beachten. Weil er so empfindsam ist, weiß er genau, wie man jemanden am besten trifft, um ihn zu verletzen. Und das tut er auch. Nicht sehr oft. Aber von Zeit zu Zeit.
    Hin und wieder nahm ein besorgter Kollege Jobs beiseite, um ihm ins Gewissen zu reden. Lee Clow konnte das besonders gut. »Steve, hast du mal kurz Zeit?«, fragte er ruhig, wenn Jobs mal wieder jemanden öffentlich fertiggemacht hatte. Er ging dann mit in Steves Büro und erklärte, wie hart alle hier arbeiteten. »Wenn du jemanden demütigst, schadet es mehr, als dass es etwas nützt«, erklärte er bei einem dieser Gespräche. Jobs entschuldigte sich und bekundete Verständnis – und bekam wenig später den nächsten Wutanfall. »So bin ich eben«, sagte er dann.
    Was sich milderte, war immerhin seine Haltung gegenüber Bill Gates. Microsoft hatte sich an die Bedingungen des Übereinkommens von 1997 gehalten, als es sich bereit

Weitere Kostenlose Bücher