Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
und besserwisserisch«, erzählte Kat Smith. »Wir fragten uns alle, ob das Ausgestandene ihn vielleicht etwas sanftmütiger gemacht hätte, aber das war nicht der Fall.«
Außerdem war er immer noch ein pingeliger Esser, was jetzt schlimmer denn je für ihn war. Er nahm lediglich Fruchtshakes zu sich, von denen er sieben oder acht zur Auswahl haben wollte. Er probierte einen Löffel voll von jedem und urteilte dann: »Der taugt nichts, der auch nicht …« Eason schob dem schließlich einen Riegel vor. »Hier geht es nicht um Geschmack«, belehrte er Jobs. »Für dich ist das kein Essen, sondern Medizin.«
Auftrieb erhielt Jobs’ Stimmung, als er wieder Besucher von Apple empfangen konnte. Tim Cook kam regelmäßig und hielt ihn über die Fortschritte in der Produktentwicklung auf dem Laufenden. »Man sah ihn richtig aufleuchten, wenn das Gespräch auf Apple kam«, sagte Cook. »Als würde ein Licht angeschaltet.« Er liebte diese Firma wirklich und die Rückkehr dorthin schien sein Hauptantrieb zum Durchhalten zu sein. Detailbesprechungen verliehen ihm richtig Kraft. Als Cook ein neues iPhone-Modell beschrieb, diskutierte Jobs eine Stunde lang nicht nur über den Namen – sie einigten sich auf iPhone 3GS –, sondern auch über die Typografie des Aufdrucks » GS« und darüber, ob die Buchstaben groß (ja) und kursiv (nein) gedruckt werden sollten.
Eines Abends organisierte Riley eine Überraschungstour durch das Sun-Tonstudio, in dem Elvis, Johnny Cash, B.B. King und viele andere Pioniere des Rock ’n’ Rolls ihre Songs aufgenommen haben. Jobs bekam eine persönliche Führung und historische Erläuterungen von einem jungen Angestellten, der sich mit ihm zusammen auf die Klavierbank setzte, die Jerry Lee Lewis benutzt hatte und die von ausgedrückten Zigaretten gezeichnet war. Jobs war damals unbestritten die einflussreichste Persönlichkeit der Musikindustrie, aber der Studiomitarbeiter erkannte ihn in seinem ausgezehrten Zustand gar nicht. Im Weggehen meinte Jobs zu Riley: »Der Junge ist ziemlich smart. Wir sollten ihn für iTunes einstellen.« Riley rief Eddy Cue an, der den jungen Mitarbeiter nach Kalifornien zu einem Vorstellungsgespräch fliegen ließ und ihn tatsächlich einstellte. Er bekam den Aufbau der iTunes-Abteilung für frühen R&B und Rock ’n’ Roll übertragen. Als Riley das nächste Mal seine Freunde im Sun-Studio besuchte, meinten sie, der Slogan stimme also noch: »Im Sun-Studio werden deine Träume wahr.«
Rückkehr
Ende Mai 2009 flog Jobs im Privatflugzeug mit seiner Frau und seiner Schwester nach Hause zurück. Am Flughafen von San José erwarteten sie Tim Cook und Jony Ive, die sofort an Bord kamen, als die Maschine landete. »Man konnte die Freude über die Rückkehr in seinen Augen sehen«, erzählte Cook. »Sein Kampfgeist war zurück und er wollte endlich wieder loslegen.« Laurene entkorkte eine Flasche Apple Cider und stieß mit ihrem Mann an und alle umarmten sich.
Ive war allerdings emotional ausgelaugt. Er fuhr die Rückkehrer vom Flughafen nach Hause und erzählte Steve, wie schwierig es gewesen war, die Firma während seiner Abwesenheit in Gang zu halten. Er beschwerte sich über die Gerüchte, dass Apples Innovationskraft mit Jobs stehe und falle und sich verflüchtigen würde, falls er nicht zurückkäme. »Das hat mich verletzt«, erzählte ihm Ive. Er fühlte sich »angegriffen« und unterschätzt.
Auch Jobs war nach seiner Heimkehr nach Palo Alto in keiner guten Stimmung. Bei ihm lag es daran, dass er sich mit dem Gedanken vertraut machen musste, möglicherweise nicht unersetzlich für die Firma zu sein. Der Aktienkurs hatte sich in seiner Abwesenheit nämlich gut entwickelt und war von 82 Dollar, als er im Januar 2009 seine Auszeit angekündigt hatte, bis auf 140 Dollar bei seiner Rückkehr im Mai gestiegen. Bei einer Telefonkonferenz mit Analysten kurz nach Jobs’ Krankmeldung wich Cook von seinem üblichen sachlichen Stil ab und hielt eine emotionale Ansprache, weshalb es mit Apple auch während Jobs’ Abwesenheit weiter nach oben gehen sollte:
Wir glauben, dass wir auf der Welt sind, um großartige Produkte herzustellen, und das wird sich nicht ändern. Wir konzentrieren uns unentwegt auf Innovation. Wir glauben an das Einfache, nicht an das Komplexe. Wir glauben, dass wir die Primärtechnologien hinter unseren Produkten selbst kontrollieren und uns nur auf Märkten positionieren sollten, auf denen wir einen bedeutenden Einfluss ausüben. Wir glauben,
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