Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
Eindruck. Jobs hatte umgehend zu demonstrieren versucht, wie man die Sache richtig anging – ohne Griffel –, doch als er die Multi-Touch-Technologie zu sehen bekam, die Apple gerade entwickelte, beschloss er, diese erst einmal für die Herstellung des iPhone zu nutzen.
Das Tablet-Konzept fand indes auch in der für die Macintosh-Hardware zuständigen Gruppe immer größeres Interesse. »Es gibt bei uns keine Pläne, ein Tablet herzustellen«, erklärte Jobs 2003 in einem Interview mit Walt Mossberg. »Es hat sich herausgestellt, dass die Leute Tastaturen haben wollen. Tablets sind etwas für die Reichen, die schon jede Menge Personal Computer und andere Geräte haben.« Dies war genauso irreführend wie seine Aussage, dass er an einer »Hormonstörung« leide. Bei den meisten seiner jährlichen »Top-100«-Meetings drehte sich die Diskussion zukünftiger Projekte auch um das Tablet. »Bei vielen dieser Klausurtagungen kam das Konzept immer wieder zur Sprache, weil Steve seinen Wunsch, ein Tablet herzustellen, nie aufgab«, erinnerte sich Phil Schiller.
Das Tablet-Projekt erfuhr 2007 einen gewaltigen Schub, als Jobs Konzepte für einen preisgünstigen Netbook-Computer prüfte. Beim Montags-Brainstorming der Führungsriege wollte Ive wissen, weshalb man unbedingt eine Tastatur mit Scharnieren am Bildschirm anbringen müsse. Das sei teuer und sperrig. » Wir sollten die Tastatur über eine Multi-Touch-Schnittstelle in den Bildschirm verlegen «, schlug er vor. Jobs war einverstanden. Also wurden Ressourcen freigemacht, um unter Hochdruck am Tablet-Projekt zu arbeiten, statt ein Netbook zu entwickeln.
Der Prozess begann damit, dass Jobs und Ive die richtige Bildschirmgröße zu ermitteln suchten. Sie hatten 20 Modelle – selbstverständlich alle in Form eines Rechtecks mit abgerundeten Ecken – in leicht unterschiedlichen Größen und Bildformaten anfertigen lassen. Ive legte sie auf einem Tisch im Design-Studio aus. Am Nachmittag wurde dann das über die Modelle gebreitete Samttuch entfernt, sie spielten mit den Modellen herum und hielten sie in der Hand, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welches das richtige sei. »Auf diese Weise haben wir die Bildschirmgröße festgelegt«, sagte Ive.
Wie üblich bestand Jobs auf Einfachheit in ihrer reinstmöglichen Form. Das bedeutete, dass man sich auf den wesentlichen Kern des Geräts einigen musste: den Bildschirm. Alles, was sie entwickelten, musste sich am Bildschirm orientieren. »Wie schaffen wir es, dass nicht eine Milliarde Funktionen und Tasten vom Display ablenken?«, fragte Ive. Bei jedem Schritt drängte Jobs auf Weglassen und Vereinfachen.
Irgendwann betrachtete Jobs das Modell und zeigte sich mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden. Es sah nicht so lässig und leicht zu handhaben aus, als dass man es wie selbstverständlich hochheben und damit losziehen würde. Ive nannte das Problem beim Namen: Sie mussten klarmachen, dass man das Tablet ganz spontan mit einer Hand greifen konnte. Die Außenkanten mussten leicht abgerundet sein, sodass das Gerät beim Aufnehmen angenehm in der Hand lag und nicht vorsichtig hochgehoben werden musste. Die Entwicklungsabteilung musste also die notwendigen Verbindungsanschlüsse und Tasten in eine einfache Lippe integrieren, die dünn genug war, um sie unauffällig an der Unterseite verschwinden zu lassen.
Bei entsprechendem Interesse für Patentanmeldungen hätte man sicher die mit der Nummer D504889 bemerkt, die Apple im März 2004 eingereicht hatte. Das Patent, in dem unter anderen Jobs und Ive als Erfinder benannt waren, wurde 14 Monate später erteilt. Die Anmeldung enthielt Skizzen eines rechtwinkligen elektronischen Tablets mit abgerundeten Ecken – genau so sollte später das iPad aussehen – und die Zeichnung eines Mannes, der das Gerät lässig in der linken Hand hält, während er mit dem rechten Zeigefinger den Bildschirm berührt.
Da die Macintosh-Computer mittlerweile mit Intel-Chips arbeiteten, hatte Jobs ursprünglich beabsichtigt, im iPad den mit Niederspannung arbeitenden Atom-Chip zu verwenden, den Intel gerade entwickelte. Intels CEO, Paul Otellini, war sehr auf eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung erpicht, und Jobs war geneigt, ihm zu vertrauen. Das Unternehmen produzierte die schnellsten Prozessoren der Welt. Die Sache hatte nur einen Haken: Intel baute normalerweise Prozessoren für Rechner, die an die Steckdose angeschlossen wurden, und nicht für solche, deren Akkulaufzeit so lange wie möglich
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