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Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Titel: Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Isaacson
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sei die letzte Gelegenheit für sie, mich bei Bewusstsein anzutreffen. Aber ich habe es dann doch geschafft.
    Laurene übernahm die Überwachung der Behandlung, blieb ununterbrochen im Krankenzimmer und hatte ein wachsames Auge auf die Monitore. »Sie war ein gutaussehender Tiger, der ihn beschützte«, erinnerte sich Jony Ive, der Jobs besuchte, sowie die Ärzte es erlaubten. Ihre Mutter und ihre drei Brüder leisteten ihr abwechselnd Gesellschaft; Verstärkung erhielten sie von Jobs’ Schwester Mona Simpson. Sie und George Riley waren die einzigen Menschen, die Jobs neben Laurene als Krankenwache duldete. »Laurenes Familie half uns, auf die Kinder aufzupassen – ihre Mutter und ihre Brüder waren großartig«, erzählte Jobs später. »Ich war sehr reizbar und nicht besonders kooperativ damals. Aber eine solche Erfahrung schweißt einen fürs Leben zusammen.«
    Laurene sammelte jeden Morgen um sieben alle relevanten Daten und trug sie in einer Tabelle ein. »Das war sehr kompliziert, weil so viel Verschiedenes berücksichtigt werden musste«, erzählte sie. Wenn James Eason und sein Ärzteteam dann um neun Uhr die Visite machten, besprach sie mit ihnen die unterschiedlichen Aspekte von Jobs’ Therapie. Kurz vor 21 Uhr, wenn sie ging, schrieb sie immer einen Bericht mit den Tendenzen der verschiedenen Werte und eine Liste von Fragen, die sie am nächsten Tag beantwortet haben wollte. »Dadurch hatte ich zu tun und behielt die Nerven«, sagte sie.
    Eason kümmerte sich – was in Stanford niemand wirklich getan hatte – um alle Aspekte der medizinischen Behandlung. Weil er die Station leitete, konnte er nachoperative Erholung, Krebstests, Schmerztherapie, Ernährung, Rehabilitation und Pflege koordinieren. Manchmal kaufte er sogar persönlich die Energiedrinks, die Jobs am besten schmeckten.
    Zwei der Krankenschwestern stammten aus Kleinstädten in Mississippi; sie wurden zu Jobs’ Lieblingen. Sie waren unerschütterliche Mutterfiguren, die er nicht einschüchtern konnte. »Im Umgang mit Steve musste man hartnäckig sein«, erzählte Tim Cook. »Eason konnte das; er bewegte ihn zu Dingen, die zwar nicht angenehm, aber gut für ihn waren.«
    Obwohl er so umsorgt wurde, wurde der ans Bett gefesselte Jobs fast verrückt. Er wollte endlich wieder die Kontrolle übernehmen. Bisweilen litt er an Halluzinationen und Wutanfällen. Selbst wenn er halb bewusstlos war, brach sich seine starke Persönlichkeit noch Bahn. Als ihm einmal unter Narkose eine Atemmaske aufgesetzt wurde, riss Jobs sie sich wieder herunter und murmelte, er hasse das Design und weigere sich, diese Maske zu tragen. Er brachte zwar kaum ein Wort heraus, befahl aber, ihm eine Auswahl fünf verschiedener Maskenmodelle vorzulegen, er würde sich dann eins aussuchen. Die Ärzte sahen Hilfe suchend zu Laurene hinüber, der es gelang, ihn so weit abzulenken, dass ihm die Maske angelegt werden konnte. Die Klemme an seiner Fingerspitze, die seinen Blutsauerstoffgehalt maß, mochte er auch nicht. Er sagte, sie sei hässlich und viel zu umständlich konstruiert. »Er reagierte sehr stark auf jede Nuance seiner Umgebung, und das erschöpfte ihn sehr«, erzählte Powell.
    Eines Tages, als er immer noch nur zeitweise bei Bewusstsein war, kam Kathryn Smith zu Besuch. Ihr Verhältnis zu Jobs war nicht immer das Beste gewesen, aber Laurene bestand darauf, dass sie ins Krankenzimmer durfte. Er winkte sie zu sich, ließ sich einen Notizblock geben und schrieb: »Ich will mein iPhone.« Smith brachte es ihm. Er führte ihre Hand über das Display, zeigte ihr, wie man das Menü öffnete, und ließ sie das Gerät ausprobieren.
    Jobs’ Verhältnis zu Lisa, seiner Tochter aus der Beziehung mit seiner ersten Freundin Chrisann, war stark abgekühlt. Sie war nach ihrem Abschluss an der Harvard University nach New York gezogen und stand kaum noch mit ihrem Vater in Kontakt. Aber nun kam sie ihn zu seiner Freude zweimal in Memphis besuchen. »Das bedeutete mir viel«, erinnerte er sich. Leider sagte er es ihr damals nicht. In Jobs’ Umgebung wurde Lisa oft als genauso schwierig wie ihr Vater empfunden, aber Laurene empfing sie freundschaftlich und versuchte, sie mit einzubeziehen. Sie wollte das Verhältnis zu Lisa gern wieder intensivieren.
    Als Jobs sich langsam erholte, kehrte auch seine Streitsucht zurück. Seine Galle war offensichtlich noch vorhanden. »Als es ihm wieder besser ging, durchlief er das Stadium der Dankbarkeit ziemlich schnell und wurde wieder mürrisch

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