Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
Gäste und Mitarbeiter jubelten. »Aber wir haben etwas, das besser ist. Wir nennen es das iPad.«
Um die lässige Natur des iPad zu unterstreichen, rief Jobs eine Internetseite mit einem bequemen Lederstuhl und einem Beistelltisch auf (seinem Geschmack wurde dabei durchaus Rechnung getragen: Es handelte sich um einen Stuhl von Le Corbusier und einen Tisch von Eero Saarinen). »Es ist wesentlich intimer als ein Laptop«, begeisterte er sich. Er fuhr fort, zur Internetseite der New York Times zu surfen, eine E-Mail an Scott Forstall und Phil Schiller zu schicken (»Wow, wir stellen gerade das iPad vor.«), durch ein Fotoalbum zu blättern, einen Kalender zu benutzen, den Eiffelturm über Google Maps heranzuzoomen, ein paar Videoclips zu zeigen ( Star Trek und Oben von Pixar), das iBook-Regal vorzuführen und einen Song abzuspielen (»Like a Rolling Stone« von Bob Dylan, den er auch bei der Markteinführung des iPhone gespielt hatte). »Ist das nicht einfach fantastisch?«, fragte er.
Mit seinem letzten Gleiten hob Jobs eines der Themen seines Lebens hervor, das vom iPad verkörpert wurde: ein Bild, das ein Straßenschild an der Kreuzung von »Technology Street« und »Liberal Arts Street« zeigte. »Der Grund, weshalb Apple Produkte wie das iPad erschaffen kann, ist, dass wir immer versucht haben, uns an der Schnittstelle von Technologie und freien Künsten zu positionieren«, schloss er. Das iPad war die digitale Reinkarnation des Whole Earth Catalog, des Orts, an dem sich Kreativität und nützliche Werkzeuge fürs Leben begegneten.
Ausnahmsweise war die erste Reaktion kein himmelhoch jauchzendes Hallelujah. Das iPad gab es noch nicht (es würde erst im April in den Handel kommen), und einige von denen, die Jobs’ Vorführung verfolgt hatten, waren unschlüssig, worum es sich dabei eigentlich handelte. Ein gedoptes iPhone? »Ich habe mich nicht mehr so enttäuscht gefühlt, seit Snooki sich mit The Situation eingelassen hat«, schrieb Daniel Lyons von Newsweek (der in einer Online-Parodie als »The Fake Steve Jobs« auftrat). Gizmodo veröffentlichte einen Beitrag unter der Überschrift »Acht Dinge, die am iPad nerven« (kein Multitasking, keine Kameras, kein Flash …). Sogar der Name wurde in der Bloggerszene mit abfälligen Kommentaren über Hygieneprodukte für Frauen und Maxi-Slipeinlagen durch den Kakao gezogen. Bei Twitter rangierte das Hashtag »#iTampon« an jenem Tag auf Platz drei der laufenden Themen.
Auch Bill Gates reagierte wie immer ablehnend. »Ich bin immer noch der Ansicht, dass eine Mischung aus Sprache, Stift und einer echten Tastatur – anders ausgedrückt, ein Netbook – die Regel sein wird«, erzählte er Brent Schlender. »Es ist keinesfalls so, dass ich hier sitze und genauso empfinde wie beim iPhone, als ich sagte: ›Großer Gott, Microsoft hat seine Ziele nicht hoch genug gesteckt.‹ Es ist ein nettes Lesegerät, aber es gibt nichts am iPad, bei dessen Anblick ich sagen würde: ›Ich wünschte, Microsoft hätte das gemacht.‹« Er beharrte weiterhin darauf, dass der Ansatz von Microsoft, einen Griffel für die Dateneingabe zu benutzen, sich durchsetzen würde. »Ich habe jahrelang einen Tablet-Computer mit einem Griffel prophezeit«, sagte er mir. »Ich werde entweder recht haben oder tot sein.«
Am Abend nach der Ankündigung fühlte sich Jobs gereizt und deprimiert. Als wir uns zum Abendessen in seiner Küche trafen, tigerte er ruhelos um den Tisch und rief E-Mails und Internetseiten auf seinem iPhone auf.
Ich habe in den letzten 24 Stunden rund 800 Nachrichten per E-Mail bekommen. In den meisten davon beklagt man sich. Es gibt kein USB-Kabel! Dieses gibt es nicht, jenes gibt es nicht. Einige lauten so ähnlich wie: » Verdammt noch mal, wie können Sie so etwas tun?« Normalerweise antworte ich den Leuten nicht, aber ich erwiderte: » Ihre Eltern wären stolz darauf, was aus Ihnen geworden ist.« Manche mögen den Namen iPad nicht und so weiter und so fort. Das hat mich heute irgendwie deprimiert. Es wirft einen etwas zurück.
Einen Glückwunsch jedoch erhielt er an jenem Tag, den er zu schätzen wusste, und zwar vom Stabschef des Präsidenten, Rahm Emanuel. Allerdings merkte er beim Abendessen an, der Präsident habe ihn seit seinem Amtsantritt nie angerufen.
Die öffentlichen Nörgeleien ebbten ab, als das iPad im April im Handel angeboten wurde und die Leute es selbst in die Finger bekamen. Es zierte die Cover von Time und Newsweek. »Eine Sache, wenn man über
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