Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
Produkte von Apple schreibt, ist die, dass sie mit jeder Menge Hype daherkommen«, schrieb Lev Grossman in Time. »Die andere Sache, wenn man über Produkte von Apple schreibt, ist die, dass dieser Hype manchmal auch berechtigt ist.« Sein stichhaltiger Haupteinwand war, dass »es zwar ein entzückendes Gerät sei, um Inhalte zu konsumieren, aber nicht unbedingt dazu geeignet, deren Erstellung zu vereinfachen«. Computer, vor allem der Macintosh, waren zu Werkzeugen geworden, mit denen sich Musik machen und Videos, Internetseiten und Blogs erstellen ließen, die dann für jedermann ins Internet gestellt werden konnten. »Das iPad verschiebt den Schwerpunkt vom Erstellen von Inhalten zum reinen Aufnehmen und Manipulieren. Es macht einen mundtot, verwandelt einen wieder in einen passiven Konsumenten der Meisterwerke anderer.« Jobs nahm diesen Kritikpunkt ernst. Er machte sich daran, sicherzustellen, dass die nächste Version des iPad sich auf Möglichkeiten konzentrierte, User in ihrem künstlerischen Schaffen zu unterstützen.
Der Covertitel von Newsweek lautete: »Was so großartig ist am iPad? Einfach alles.« Daniel Lyons, der dem iPad mit seinem »Snooki-Kommentar« bei der Produkteinführung eine Breitseite verpasst hatte, revidierte seine Meinung. »Als ich Jobs zusah, wie er durch seine Demo führte, war mein erster Gedanke, dass das nichts Besonderes sei«, schrieb er. »Es ist eine größere Version des iPod touch, richtig? Dann aber hatte ich die Gelegenheit, ein iPad zu benutzen, und mir war schlagartig klar: Das will ich auch.« Lyons erkannte genau wie andere, dass dies Jobs’ Lieblingsprojekt war und dass es all das verkörperte, wofür er stand. »Er hat eine verblüffende Art, technische Spielereien auszutüfteln, von denen wir nicht wussten, dass wir sie brauchen, ohne die wir aber plötzlich nicht mehr leben können«, schrieb er. »Ein geschlossenes System ist vermutlich die einzige Möglichkeit, diese Art von Techno-Zen-Erlebnis zu bieten, für das Apple bekannt geworden ist.«
Den größten Diskussionsstoff zum iPad lieferte die Frage, ob die geschlossene End-to-End-Integration genial oder zum Scheitern verurteilt sei. Google begann eine ähnliche Rolle zu spielen wie Microsoft in den achtziger Jahren. Die angebotene offene Plattform Android für mobile Endgeräte konnte von allen Hardware-Herstellern verwendet werden. Fortune widmete einer Debatte zu diesem Thema einige Seiten. »Es gibt keine Entschuldigung für ein geschlossenes System«, schrieb Michael Copeland. Sein Kollege Jon Fortt wies diese Ansicht zurück: »An geschlossenen Systemen wird kein gutes Haar gelassen, aber sie funktionieren perfekt, und der User profitiert davon. Wahrscheinlich hat niemand aus der Technologiebranche dies überzeugender bewiesen als Steve Jobs. Durch die Bündelung von Hardware, Software und Diensten sowie deren strenge Kontrolle ist Apple immer wieder in der Lage, seinen Konkurrenten um Längen voraus zu sein und ausgefeilte Produkte auf den Markt zu bringen.« Sie waren sich einig, dass das iPad der deutlichste Test für diese Frage seit dem Ur-Macintosh sein würde. »Mit dem A4-Chip, über den das Ding seine Energie bezieht, hat Apple seinen Ruf als Kontrollfreak auf eine völlig neue Ebene gehoben«, schrieb Fortt. »Cupertino hat jetzt das absolute Sagen über Silizium, Gerät, Betriebssystem, App Store und Bezahlsystem.«
Jobs besuchte den Apple Store in Palo Alto kurz vor Mittag des 5. April, des Tages, an dem das iPad in den Handel kam. Daniel Kottke – sein bissige Kommentare versprühender Seelenverwandter vom Reed College und aus den Anfangstagen von Apple, der seinen Groll darüber, als Gründungsmitglied keine Aktienoptionen erhalten zu haben, begraben hatte – legte Wert darauf, anwesend zu sein. »Es war 15 Jahre her, und ich wollte ihn wiedersehen«, erzählte Kottke. »Ich schnappte ihn mir und sagte ihm, dass ich das iPad für meine Liedtexte verwenden wolle. Er hatte äußerst gute Laune, und nach all den Jahren hatten wir eine nette Unterhaltung.« Laurene und ihre jüngste Tochter Eve beobachteten die Szene von einer Ecke des Ladens aus.
Steve Wozniak, der früher dafür plädiert hatte, Hardware und Software so offen wie möglich zu gestalten, revidierte seine Meinung immer mehr. Wie so oft blieb er die ganze Nacht auf und wartete mit den begeisterten Fans in der Schlange vor dem Store, bis dieser am Erstverkaufstag öffnete. Dieses Mal war er in San José in der Valley Fair
Weitere Kostenlose Bücher