Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
Jetzt wollte er einen repräsentativen Firmensitz, etwas, womit kein anderes Technologieunternehmen an der Westküste aufwarten konnte. Schließlich hatte er knapp 61 Hektar Land erworben, das in seiner Kindheit zum großen Teil aus Aprikosenplantagen bestanden hatte. Er stürzte sich auf ein Projekt, das sein Vermächtnis werden sollte und seine Leidenschaft für Design mit seiner Leidenschaft, ein langlebiges Unternehmen zu schaffen, verband. »Ich möchte einen unverkennbaren Campus hinterlassen, der die Werte des Unternehmens über Generationen zum Ausdruck bringt«, sagte er.
Er betraute das seiner Meinung nach beste Architekturbüro der Welt, das von Sir Norman Foster, mit dieser Aufgabe. Foster hatte Gebäude auf elegante Weise neu arrangiert, etwa das restaurierte Reichstagsgebäude in Berlin und den Wolkenkratzer 30 St. Mary Axe in London. Wie nicht anders zu erwarten, verlor sich Jobs dermaßen in der Planung von Vision und Details, dass es fast unmöglich wurde, sich auf ein endgültiges Design zu einigen. Das Gebäude sollte sein Vermächtnis werden, und er wollte alles richtig machen. Fosters Firma wies dem Team 50 Architekten zu, und das ganze Jahr 2010 über tauchten sie alle drei Wochen bei Jobs auf, um ihm überarbeitete Modelle und Optionen zu zeigen. Immer wieder hatte er sich neue Konzepte einfallen lassen, manchmal sogar völlig neue Formen, und ließ sie wieder von vorn anfangen und noch mehr Alternativen ausarbeiten.
Als er mir die Modelle und Pläne zum ersten Mal in seinem Wohnzimmer zeigte, besaß das Gebäude die Form einer riesigen gewundenen Rennstrecke und setzte sich aus drei miteinander verbundenen Halbkreisen, die um einen großen zentralen Innenhof verliefen, zusammen. Die Wände waren vom Boden bis zur Decke aus Glas, und an der Innenseite befanden sich Reihen von OfficePods, kleine, in sich geschlossene, aber voll ausgestattete Arbeitsplatzeinheiten, zwischen denen das Sonnenlicht die Gänge durchfluten konnte. »Dies ermöglicht Räumlichkeiten für zufällige und ungezwungene Meetings«, meinte er, »und jeder kann in den Genuss der Sonne kommen.«
Als er mir die Pläne einen Monat später zeigte, waren wir in Apples großem Konferenzraum gegenüber von seinem Büro. Ein Modell des geplanten Gebäudes bedeckte den Tisch. Er hatte eine größere Änderung vorgenommen. Die OfficePods waren alle vom Fenster zurückversetzt, sodass nun lange Korridore im Sonnenlicht lagen. Diese sollten auch als allgemein nutzbare Flächen dienen. Das Ansinnen einiger Architekten, die Fenster öffnen zu können, hatte eine Debatte ausgelöst. Jobs hatte nie etwas dafür übrig gehabt, dass Leute etwas öffnen konnten. »Damit würde man ihnen nur die Gelegenheit bieten, etwas kaputt zu machen«, erklärte er. In diesem Fall und auch bei anderen Details behielt er die Oberhand.
Als er an diesem Abend nach Hause kam, präsentierte er die Zeichnungen stolz beim Abendessen, und Reed witzelte, dass ihn die Ansicht aus der Vogelperspektive an männliche Genitalien erinnere. Sein Vater tat den Kommentar als typisch für einen Teenager ab. Aber am nächsten Tag erwähnte er es gegenüber den Architekten. »Leider ist es so, dass Sie dieses Bild nun nie wieder aus Ihrem Gedächtnis werden löschen können«, sagte er. Bei meinem nächsten Besuch war die Form in einen einfachen Kreis geändert worden.
Das neue Design sah vor, dass es in dem ganzen Gebäude nicht ein einziges gerade verlaufendes Stück Glas geben würde. Alles würde gekrümmt und nahtlos miteinander verbunden sein. Jobs war seit Langem von Glas fasziniert, und seine Erfahrung mit den riesigen maßgeschneiderten Fensterscheiben in den Apple Stores bestärkte seine Zuversicht, dass auch massive und gekrümmte Elemente in größeren Mengen hergestellt werden könnten. Der geplante Innenhof in der Mitte hatte einen Durchmesser von rund 245 Metern (mehr als die Länge von drei typischen Wohnblocks in der Stadt oder fast so lang wie drei Football-Felder). Mit auf den Plan gelegten Folien zeigte er mir, wie sogar der Petersplatz in Rom in den Hof passen würde. In seinen Erinnerungen tauchte immer wieder das Bild der Obstplantagen auf, die früher die Gegend geprägt hatten. Er stellte einen älteren Baumpfleger aus Stanford ein und verfügte, dass 80 Prozent des Grundstücks eine natürliche Landschaftsgestaltung erhalten und 6000 Bäume gepflanzt werden sollten. »Ich bat ihn, darauf zu achten, dass auch ein paar neue Obstgärten mit
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