Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
anspruchsvoll er sein konnte. »Laurene musste damit zurechtkommen, auch mit meiner Krankheit«, so Jobs. »Ich weiß, dass das Zusammenleben mit mir keine Schale voller Kirschen ist.«
Zu seinen egozentrischen Charakterzügen zählte unter anderem, dass er Jahrestage oder Geburtstage einfach vergaß. Aber in diesem Fall plante er eine Überraschung. Sie hatten in der Ahwahnee Lodge im Yosemite-Nationalpark geheiratet, und er beschloss, zum Hochzeitstag mit ihr dorthin zu fahren. Als Jobs dort anrief, war das Hotel komplett ausgebucht. Er bat also den Hotelmanager, mit den Leuten zu reden, für die die Suite reserviert worden war, die er und Laurene damals hatten, und sie zu fragen, ob sie eventuell darauf verzichten würden. »Ich bot an, für ein anderes Wochenende die Kosten zu übernehmen«, erinnerte sich Jobs. »Und der Mann war sehr nett und sagte: ›20 Jahre, bitte, sie gehört Ihnen.‹«
Er hatte die Hochzeitsfotos gefunden, die ein Freund aufgenommen hatte, und hatte sie vergrößern, auf dicken Karton aufziehen und in einer eleganten Schachtel verpacken lassen. Er blätterte in seinem iPhone und las den von ihm verfassten Text der Karte, die der Schachtel beigelegt werden sollte, laut vor:
Wir wussten nicht viel voneinander vor 20 Jahren. Wir wurden von unserer Intuition geleitet; du hast mich völlig den Boden unter den Füßen verlieren lassen. Es hat geschneit, als wir in Ahwahnee geheiratet haben. Die Jahre vergingen, die Kinder kamen, gute Zeiten, harte Zeiten, aber niemals schlechte Zeiten. Unsere Liebe und unsere Achtung hatten Bestand und wuchsen. Wir haben so viel durchgemacht, und jetzt sind wir hier, wo vor 20 Jahren alles begonnen hat – älter, weiser –, mit Falten im Gesicht und auf dem Herzen. Wir kennen jetzt viele Freuden, Leiden, Geheimnisse und Wunder des Lebens, und wir sind immer noch zusammen. Und bis heute haben meine Füße den Boden nicht wieder berührt.
Als er zu Ende gelesen hatte, weinte er hemmungslos. Als er sich wieder gefangen hatte, erzählte er, dass er von den Bildern jeweils einen Satz auch für seine Kinder hatte anfertigen lassen. »Ich dachte, sie würden vielleicht gern sehen, dass ich auch einmal jung war.«
iCloud
2001 hatte Jobs eine Vision: Der Rechner würde als digitaler Knotenpunkt für eine Reihe von Lifestyle-Geräten dienen, etwa Musik-Player, Videorecorder, Telefone und Tablets. Das kam Apples Stärke, einfach zu benutzende End-to-End-Produkte zu entwickeln, zugute. Das Unternehmen wurde damit von einer Nischenfirma für High-End-Rechner zum wertvollsten Technologieunternehmen der Welt.
2008 hatte Jobs eine Vision von der nächsten Welle des digitalen Zeitalters entwickelt. Nach seiner Überzeugung würde der Desktop-Computer in Zukunft nicht mehr als Knotenpunkt für Inhalte dienen, dieser Knotenpunkt würde sich vielmehr in die »Cloud« verlagern. Anders ausgedrückt: Inhalte würden auf externen Servern gespeichert und von einer vertrauenswürdigen Firma verwaltet werden, und man könnte von jedem Gerät und von überall darauf zugreifen. Nach drei Jahren hatte seine Vision Gestalt angenommen.
Er begann mit einem falschen Schritt. Im Sommer 2008 startete er ein Produkt, MobileMe genannt, ein teurer Abonnementdienst für 99 Dollar pro Jahr, mit dem Adressbücher, Dokumente, Bilder, Videos, E-Mails und Kalender extern in der Cloud gespeichert und für jedes Gerät synchronisiert werden konnten. Theoretisch konnte man über das iPhone oder jeden Rechner alle Aspekte seines digitalen Lebens aufrufen. Allerdings gab es ein großes Problem. Der Dienst war, um es mit Jobs’ Worten zu sagen, scheiße. Er war kompliziert, die Gerätesynchronisation war nicht einwandfrei und E-Mails und andere Daten lösten sich wahllos in Luft auf. »MobileMe von Apple hat zu viele Mängel, um zuverlässig zu sein«, lautete der Titel der Kritik von Walt Mossberg im Wall Street Journal.
Jobs war wütend. Er versammelte das MobileMe-Team im Apple-Auditorium, stellte sich auf die Bühne und fragte: »Kann mir irgendjemand sagen, was genau die Aufgabe von MobileMe ist?« Auf die Antworten der Teammitglieder hin legte Jobs los: »Warum, zum Teufel, macht es das dann nicht?« In der nächsten halbe Stunde setzte er seine Schimpftirade fort: »Ihr habt einen Schatten auf Apples Image geworfen. Ihr solltet euch dafür hassen, dass ihr euch gegenseitig im Stich gelassen habt. Unser Freund Mossberg schreibt nichts Gutes mehr über uns.« Vor versammelter Mannschaft
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