Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
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Jobs bot an, eine Liste von sechs oder sieben CEOs zusammenzustellen, die genau erklären konnten, mit welchen Innovationsherausforderungen Amerika konfrontiert werde – der Präsident nahm das Angebot an. Jobs stellte also eine Liste mit Leuten für eine Konferenz in Washington zusammen, die im Dezember stattfinden sollte. Dummerweise hatten Valerie Jarrett und andere Referenten des Präsidenten weitere Namen hinzugefügt, sodass die Liste auf mehr als 20 Namen angewachsen war, mit Jeffrey Immelt von General Electric an der Spitze. Jobs schickte Jarrett eine E-Mail, die besagte, dass diese Liste aufgebläht worden sei und er nicht beabsichtige, zu kommen. In Wahrheit hatten sich zu diesem Zeitpunkt seine gesundheitlichen Probleme wieder verschärft, und er wäre ohnehin nicht in der Lage gewesen zu kommen, wie Doerr den Präsidenten unter vier Augen wissen ließ.
Im Februar 2011 begann Doerr Pläne zu schmieden, ein kleines Abendessen für Präsident Obama im Silicon Valley zu geben. Er, Jobs und ihre Frauen trafen sich zum Abendessen im Evvia, einem griechischen Restaurant in Palo Alto, um eine sehr knapp gehaltene Gästeliste zusammenzustellen. Das Dutzend ausgewählter Technologietitanen umfasste Namen wie Eric Schmidt von Google, Carol Bartz von Yahoo, Mark Zuckerberg von Facebook, John Chambers von Cisco, Larry Ellison von Oracle, Art Levinson von Genentech und Reed Hastings von Netflix. Jobs’ Sorgfalt erstreckte sich auch auf die Details des Abendessens. Doerr schickte ihm den Menüvorschlag, und Jobs antwortete, dass einige der vom Caterer vorgeschlagenen Gänge – Krevetten, Kabeljau, Linsensalat – viel zu ausgefallen seien und »nicht ihm, John«, entsprächen. Besondere Einwände hatte er gegen das geplante Dessert, eine mit Schokotrüffeln verzierte Cremetorte. Das Vorauskommando des Weißen Hauses überstimmte ihn jedoch und teilte dem Caterer mit, der Präsident liebe Cremetorte. Da Jobs so viel Gewicht verloren hatte, dass ihn sehr leicht fröstelte, ließ Doerr die Räume derart heizen, dass Zuckerberg Schweißausbrüche bekam.
Jobs, der neben dem Präsidenten saß, eröffnete das Dinner mit den Worten: »Ohne Rücksicht auf unsere politischen Überzeugungen möchte ich Sie wissen lassen, dass wir hier sind, um alles zu tun, was Sie verlangen, um unserem Land zu helfen.« Ungeachtet dessen wurde das Abendessen anfänglich zu einer Litanei von Anregungen, was der Präsident für die anwesenden Branchen tun könne. Chambers beispielsweise vertrat den Vorschlag eines Steuerfreijahres bei Rückführung von Gewinnen. Damit könnten große Unternehmen Steuerzahlungen auf im Ausland erwirtschaftete Gewinne vermeiden, wenn diese innerhalb einer bestimmten Zeit wieder in den USA investiert würden. Der Präsident war genervt, ebenso Zuckerberg, der sich an Valerie Jarrett wandte, die rechts neben ihm saß, und flüsterte: »Wir sollten darüber reden, was für das Land wichtig ist. Warum redet er nur über das, was gut für ihn ist?«
Doerr konnte die Diskussion wieder in geordnete Bahnen lenken, indem er jeden aufforderte, eine Liste von Punkten mit Handlungsbedarf zu nennen. Als Jobs an die Reihe kam, betonte er den Bedarf an mehr ausgebildeten Ingenieuren und schlug vor, jedem ausländischen Studenten, der sein Ingenieurstudium in den Vereinigten Staaten abschloss, ein Aufenthaltsvisum auszustellen. Obama sagte, das wäre nur im Rahmen des »Dream Act« möglich, gemäß dem illegal im Land lebende Ausländer, die als Minderjährige ins Land gekommen seien und einen Highschool-Abschluss erworben hätten, zu rechtmäßigen Einwohnern würden – was die Republikaner abgeblockt hatten. Jobs bezeichnete dies als unerfreuliches Beispiel dafür, wie die Politik ein Land lähmen könne. »Der Präsident ist ein sehr heller Kopf, aber er hat uns immer wieder Gründe genannt, weshalb etwas nicht getan werden könne«, erinnerte er sich. »Das bringt mich zur Weißglut.«
Jobs drängte außerdem darauf, dass ein Weg gefunden werden müsse, mehr amerikanische Ingenieure auszubilden. Apple beschäftige in China 700000 Fabrikarbeiter, bemerkte er, und das nur, weil vor Ort 30000 Ingenieure zur Unterstützung dieser Arbeiter benötigt würden. »In Amerika finden Sie nicht so viele, die Sie einstellen könnten«, so Jobs. Die Fabrikingenieure müssten keinen Doktortitel haben oder Genies sein; sie müssten nur die grundlegende technische Qualifikation für die
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