Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
Desktop-Computer nahtlos mit einer Vielfalt von tragbaren Geräten verbunden werden konnte. Der iPod etwa war Teil dieses geschlossenen und straff integrierten Systems. Um es zu benutzen, musste man die iTunes-Software von Apple verwenden und die Inhalte aus dem iTunes Store herunterladen. Im Ergebnis war der iPod – ebenso wie das iPhone und das iPad, die später folgten – ein elegantes Vergnügen verglichen mit den zusammengeschusterten Konkurrenzprodukten, die kein allumfassendes Erlebnis bieten konnten.
Die Strategie ging auf. Im Mai 2000 hatte Apples Marktwert noch ein Zwanzigstel desjenigen von Microsoft betragen. Im Mai 2010 überholte Apple Microsoft als die wertvollste Technologiefirma der Welt, und im September 2011 schließlich war Apple 70 Prozent mehr wert als Microsoft. Der Markt für Windows-PCs schrumpfte im ersten Quartal 2011 um ein Prozent, während der für Macs gleichzeitig um 28 Prozent stieg.
Inzwischen aber hatte der Kampf von Neuem begonnen, in der Welt der mobilen Geräte. Google wählte die in höherem Maß offene Vorgehensweise und machte sein Betriebssystem Android jedwedem Hersteller von Tablet-Geräten oder Handys zugänglich. 2011 entsprach der Anteil von Google am Markt für mobile Geräte dem von Apple. Die Offenheit von Android brachte jedoch einen Nachteil mit sich: die daraus resultierende Fragmentierung. Zahlreiche Mobilfunk- und Tablet-Hersteller modifizierten Android und schufen Dutzende von Varianten und Benutzeroberflächen, und das erschwerte es, konsistente Apps zu programmieren und die Fähigkeiten des Betriebssystems voll zu nutzen. Beide Ansätze hatten ihre Vorteile. Manche Leute wollten die Freiheit haben, vermehrt offene Systeme zu benutzen und eine größere Auswahl an Hardware zur Verfügung zu haben. Andere hingegen bevorzugten klar Apples straffe Integration, mit der das Unternehmen Produkte hervorbrachte, die einfachere Benutzeroberflächen besaßen, deren Batterien länger hielten, die benutzerfreundlicher waren und mit denen Inhalte leichter zu handhaben waren.
Dies jedoch war die Kehrseite von Jobs’ Ansatz: Sein Wunsch, den Nutzer zu erfreuen, verleitete ihn dazu, demselben Kontrolle zu verwehren. Einer der reflektiertesten Verfechter einer offenen Umgebung, Jonathan Zittrain von der Harvard University, beginnt sein Buch The Future of the Internet – And How to Stop It mit der Beschreibung des Moments, in dem Jobs das iPhone öffentlich präsentierte. Dabei warnt er vor den Konsequenzen, die möglich wären, wenn man Personal Computer durch »sterile, an ein Kontroll-Netzwerk gebundene Geräte« ersetzt. Cory Doctorow ist hier sogar noch wesentlich nachdrücklicher in seinem Manifest »Warum ich kein iPad kaufen werde«, das er für das Blog Boing Boing verfasste: »In das Design ist wirklich viel Überlegung und Intelligenz eingeflossen. Doch es zeigt auch eine offenkundige Verachtung gegenüber dem Besitzer«, so Doctorow. »Wenn man seinen Kindern ein iPad kauft, ist das keine Starthilfe hin zu der Einsicht, dass die Welt für einen da ist, um auseinandergenommen und wieder zusammengebaut zu werden. Man vermittelt seinem Nachwuchs vielmehr, dass selbst so etwas wie ein Batteriewechsel eine Sache ist, die man Fachleuten überlassen sollte.«
Aus der Sicht von Jobs war der integrierte Ansatz eine Frage von Rechtschaffenheit. »Wir machen diese Dinge nicht, weil wir Kontrollfreaks sind«, sagte er. »Wir machen sie, weil wir großartige Produkte herstellen wollen, weil wir den User ernst und wichtig nehmen und weil wir die Verantwortung für die gesamte Erfahrung übernehmen wollen, statt solchen Mist zu produzieren, wie es andere tun.« Er war überzeugt davon, anderen Menschen einen Dienst zu erweisen: »Sie sind damit beschäftigt, dasjenige so gut wie möglich zu machen, was sie eben gerade tun. Und sie wollen, dass wir das Unsere so gut wie möglich tun. Ihre Leben sind übervoll, und sie haben anderes zu tun, als darüber nachzudenken, wie sie ihre Computer und ihre Geräte integrieren.«
Dieser Ansatz lief manchmal den kurzfristigen Geschäftsinteressen von Apple zuwider. Doch inmitten einer Welt voller mieser Geräte, zusammengeschusterter Software, unergründlicher Fehlermeldungen und nerviger Benutzeroberflächen brachte dieser Ansatz erstaunliche Produkte hervor, deren Merkmal ein faszinierendes Nutzererlebnis war. Wenn man ein Apple-Produkt benutzte, konnte einen manchmal ein so erhabenes Gefühl ergreifen, als laufe man durch einen
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