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Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Titel: Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Isaacson
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Jobs in den achtziger Jahren
    Jef Raskins Baby
    Jef Raskin war der Typ Mensch, der Steve Jobs begeisterte – oder verärgerte. Raskin tat beides. Er war ein Philosoph, der sowohl verspielt als auch ernsthaft sein konnte, hatte Informatik studiert, Musik und bildende Kunst gelehrt, ein Kammeroper-Ensemble geleitet und Guerilla-Theatervorstellungen organisiert. Seine Doktorarbeit an der University of California in San Diego aus dem Jahr 1967 vertrat die These, dass grafische Benutzeroberflächen für Computer besser seien als reine Textversionen. Als ihm seine Dozentenstelle zum Hals heraushing, mietete er einen Heißluftballon, schwebte über das Haus des Universitätskanzlers hinweg und rief seine Kündigung aus dem Ballonkorb hinunter.
    Als Jobs 1976 jemanden brauchte, der ihm das Handbuch für den Apple II schrieb, wandte er sich an Raskin, der damals seine eigene kleine Consultingfirma hatte. Raskin kam in die Garage, sah Wozniak an der Werkbank vor sich hin basteln und ließ sich von Jobs für 50 Dollar engagieren. In der Folge wurde er als Leiter der Publikationsabteilung Vollzeitangestellter bei Apple. Einer seiner Träume war ein erschwinglicher Computer für jedermann, und 1979 überredete er Mike Markkula, ihm die Leitung des winzigen Nebenprojekts Annie anzuvertrauen. Weil Raskin es für sexistisch hielt, Computer mit Frauennamen zu bezeichnen, benannte er das Projekt zu Ehren seiner Lieblingsapfelsorte McIntosh um, änderte dabei allerdings bewusst die Schreibweise, um keine Konflikte mit dem Audiogerätehersteller McIntosh Laboratory zu riskieren. So kam der projektierte Rechner zu seinem Namen Macintosh.
    Raskin stellte sich ein kompaktes Gerät mit integriertem Bildschirm und Tastatur für etwa 1000 Dollar vor. Um die Herstellungskosten niedrig zu halten, sollte es einen winzigen 5-Zoll-Bildschirm und einen ziemlich billigen (und leistungsschwachen) Prozessor bekommen, den Motorola 6809. Raskin sah sich gern als Philosophen und schrieb seine Gedanken in einem stetig wachsenden Notizbuch mit dem Titel »Das Buch Macintosh« nieder. Gelegentlich gab er programmatische Manifeste heraus. Eines davon hieß »Computer in Millionenstückzahl« und begann mit der Forderung: »Wirkliche Heimcomputer wird es nur geben, wenn man bei einer beliebigen Familie mit fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit einen vorfindet.«
    Während des gesamten Jahres 1979 und noch Anfang 1980 war die Existenz des Macintosh-Projekts äußerst gefährdet. Alle paar Monate geriet es in Gefahr, komplett gestrichen zu werden, aber Raskin schaffte es jedes Mal, bei Markkula eine Gnadenfrist herauszuholen. Das Entwicklungsteam bestand aus lediglich vier Ingenieuren, die in den alten Apple-Büros neben dem Restaurant Good Earth arbeiteten, einige Blocks von der Firmenzentrale entfernt. Die Büros waren voller Spielzeug und ferngesteuerter Modellflugzeuge (Raskins Leidenschaft), sodass sie wie ein Kindergarten für Nerds aussahen. Immer wieder wurde die Arbeit für lose organisierte Spielrunden unterbrochen, in denen die Ingenieure sich gegenseitig mit Nerf-Bällen bewarfen. Andy Hertzfeld erinnerte sich: »Deswegen verbarrikadierten alle ihre Arbeitsplätze mit Schutzschildern aus Pappe; das Büro sah teilweise wie ein Labyrinth aus.«
    Der Star des Teams war ein blonder, hochgradig autodidaktisch veranlagter junger Ingenieur mit Engelsgesicht, Burrell Smith, der Wozniaks Programmierkunst bewunderte und versuchte, ebensolche Geniestreiche hinzubekommen. Atkinson entdeckte Smith in der Kundendienstabteilung von Apple, erkannte sein Improvisationsgeschick beim Reparieren und empfahl ihn an Raskin weiter. Später erkrankte Smith an Schizophrenie, aber zu Beginn der achtziger Jahre konnte er seine manische Intensität noch in wochenlange Orgien technischer Brillanz umsetzen.
    Jobs war begeistert von Raskins Vision, aber nicht von seiner Bereitschaft zu technischen Kompromissen aus Kostengründen. Im Herbst 1979 sagte er ihm, er solle sich stattdessen darauf konzentrieren, etwas zu schaffen, was er wiederholt als »irre tolles« Produkt bezeichnete. »Denk nicht an den Preis, sondern nur an die Fähigkeiten des Computers«, sagte Jobs. Raskins Antwort war ein sarkastisches Memo, in dem er alles anführte, was man sich bei einem Computer nur wünschen konnte: einen hochauflösenden Farbbildschirm mit 96 Zeichen pro Zeile, einen farbbandlosen Drucker, der Farbgrafiken mit einer Geschwindigkeit von einer Seite pro Sekunde ausdruckte, unbegrenzten

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