Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
berühmter Mann
Mit Steve Wozniak, 1981
Optionen
Als Markkula, Jobs und Wozniak im Januar 1977 ihre noch junge Zusammenarbeit mit der Gründung der Apple Computer Co. besiegelten, veranschlagten sie deren Wert auf 5309 Dollar. Weniger als vier Jahre später entschlossen sie sich, an die Börse zu gehen. Es sollte die am höchsten überzeichnete Erstemission seit dem Börsengang von Ford im Jahr 1956 werden. Ende Dezember 1980 wurde Apple mit 1,79 Milliarden Dollar bewertet (ja, Milliarden ) und hatte 300 neue Millionäre hervorgebracht.
Daniel Kottke gehörte allerdings nicht dazu. Er hatte Jobs auf dem College, in Indien, zu Zeiten der All One Farm und als Mitbewohner während der Chrisann-Brennan-Krise sehr nahegestanden, war zu Apple gestoßen, als das Hauptquartier sich noch in Jobs’ Garage befand, und hatte immer noch einen Teilzeitarbeitsplatz dort. Aber das alles reichte nicht, um ihm zu einem Anteil an den Optionen zu verhelfen, die vor der Erstemission ausgegeben wurden. »Ich vertraute Steve völlig und dachte, er würde sich schon um mich kümmern, so wie ich mich um ihn gekümmert hatte, also drängte ich ihn nicht«, erzählte Kottke. Die offizielle Begründung lautete, dass Kottke nur ein Teilzeittechniker, kein Ingenieur mit Vollzeitvertrag war – das war die Vorbedingung für Optionen. Es hätte nichts dagegen gesprochen, ihm stattdessen »Gründeranteile« zuzuerkennen, aber Jobs war seinen Weggefährten gegenüber alles andere als sentimental. »Steve ist das Gegenteil von loyal«, meinte Andy Hertzfeld, ein früher Apple-Ingenieur, der trotzdem mit Jobs befreundet geblieben ist. »Er ist antiloyal. Er muss die Leute verraten, die ihm nahestehen.«
Kottke versuchte schließlich, sich in Erinnerung zu bringen, indem er vor Jobs’ Büro auf eine Gelegenheit wartete, um ihn abzupassen. Aber bei jeder Begegnung wimmelte Jobs ihn ab. »Am schlimmsten fand ich eigentlich, dass Steve mir nie gesagt hat, ich habe keine Berechtigung für die Optionen«, so Kottke. »Das wäre er mir wenigstens schuldig gewesen. Wenn ich ihn nach Anteilen fragte, meinte er stattdessen immer nur, ich müsse mit meinem Chef darüber sprechen.« Schließlich, beinahe sechs Monate nach der Erstemission, brachte er endlich den Mut auf, in Jobs’ Büro zu marschieren und ihn zur Rede zu stellen. Aber Jobs verhielt sich derart abweisend, dass Kottke verzagte. »Ich konnte plötzlich nicht mehr weitersprechen und fing an zu weinen«, erinnerte er sich. »Unsere Freundschaft war einfach verschwunden. Es war wirklich traurig.«
Rod Holt, der Entwickler des Netzteils, bekam jede Menge Optionen und versuchte Jobs umzustimmen. »Wir müssen was für deinen Kumpel Daniel tun«, sagte er und schlug vor, beide sollten ihm einige ihrer eigenen Optionen abtreten. »So viele, wie er von dir erhält, bekommt er von mir dazu«, sagte Holt. Jobs erwiderte: »Okay. Von mir kriegt er keine.«
Wozniak nahm natürlich die genau entgegengesetzte Haltung ein. Vor dem ersten öffentlichen Zeichnungsangebot verkaufte er 2000 seiner Optionen sehr günstig an mittlere Angestellte. Die meisten machten damit genug Gewinn, um sich ein Haus leisten zu können. Wozniak kaufte sich und seiner frisch Angetrauten eine Traumvilla, aber sie ließ sich ziemlich schnell wieder scheiden und bekam das Haus. Später verschenkte er sogar einen Teil seiner Anteile an Angestellte, die, wie er fand, zu kurz gekommen waren, darunter Kottke, Fernandez, Wigginton und Espinosa. Wozniak war sehr beliebt, besonders nach diesen Beweisen seiner Großzügigkeit, aber viele stimmten auch mit Jobs darin überein, dass er »furchtbar naiv und kindlich« sei. Ein paar Monate später wurde am Schwarzen Brett in der Firma das Plakat einer Wohltätigkeitsorganisation angeschlagen, das einen Obdachlosen zeigte. Jemand kritzelte darauf: »Woz im Jahr 1990«.
Jobs war nicht naiv. Er bestand darauf, dass sein Vergleich mit Chrisann Brennan vor dem Börsengang abgeschlossen war.
Jobs war das Gesicht des Börsengangs und er war auch an der Auswahl der beiden Investmentbanken beteiligt, die ihn abwickelten: die traditionelle Wall-Street-Firma Morgan Stanley und die untraditionelle, damals noch sehr kleine Bank Hambrecht and Quist in San Francisco. »Steve war ziemlich respektlos gegenüber den Typen von Morgan Stanley, und das war seinerzeit noch ein recht steifer Laden«, erinnerte sich Bill Hambrecht. Morgan Stanley wollte die Aktie zu 18 Dollar pro Stück anbieten, obwohl klar
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